Super Pulp 4 (Buch)

Super Pulp 4
Titelbild: Walter Fröhlich
Edition Super Pulp, 2019, Taschenbuch, 40 Seiten, 4,95 EUR, ISBN 978-3-73922-127-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Die Klinke klemmte zwar, ließ sich aber dann doch noch hinunter drücken. Quietschend öffnete sich die Tür und offenbarte ein ausgeräumtes Vorzimmer mit Rissen im Verputz und einer primitiven Wandzeichnung, die den Teufel zeigte, aus dessen aufgerissenem Maul fette rote Spinnen krabbelten. Das Bild war zwar kein Kunstwerk, konnte aber durchaus mit seinem morbiden Charme punkten.“ (Charly Blood: „Sie lauern in den Schatten“)

Charly Blood: „Sie lauern in den Schatten“
Ein am Stammtisch geplanter Banküberfall soll die Lösung aller Probleme für Willi, Hans und Robi sein. Trotz eines Verletzten gelingt der Coup, und die drei können mit zwei Geiseln, Oma und Enkelin, erfolgreich fliehen. Doch in ihrem Unterschlupf entwickeln sich die Dinge anders als gedacht. Die beiden vermeintlich wehrlosen Geiseln hüten ein tödliches Geheimnis.

Florian Hilleberg: „Begraben/Das Souvenir“
Paul verliebt sich auf den ersten Blick in die Maske mit den grausamen Gesichtszügen, die Stefanie nur scheußlich findet. Viel Freude hat er an der neuen Erwerbung nicht. Nach einem grausamen Alptraum stirbt Paul im Schlaf. Doch das ist nichts im Vergleich zu dem, was Natalie noch bevorsteht.

Thomas Williams: „Fischfilet á la R’lyeh”
Fischfilet à la R’lyeh ist der absolute Renner im Restaurant ‚Marc und Abigail‘. Noch nicht einmal ihrem besten Freund Bernie haben die beiden das Geheimnis dieses Gerichts verraten. Eines Nachts wird er zufällig Zeuge, wie die beiden, nachdem das Restaurant geschlossen hat, noch mit Harpunen bewaffnet, aufs Meer hinausfahren. Er beschließt, die Gunst der Stunde zu nutzen und herauszufinden, was es mit dem Fischfilet auf sich hat.

„Aber er verstand es nicht. An der Wand links gab es eine Art Werkbank, nur ohne Werkzeuge und stattdessen mit verschiedenen Messern und Fleischbeilen. Ein aufgerollter Gummischlauch ruhte in seiner Halterung. Es tropfte noch Wasser aus ihm heraus, das sich zu einer Pfütze sammelte und schließlich in einem im Boden eingelassenen Abfluss verschwand.“ (Thomas Williams: „Fischfilet á la R’lyeh”)


Bereits drei Monate, nachdem das Projekt „Super Pulp“ wieder angelaufen ist, erscheint auch schon die nächste Nummer, die nicht weniger klangvolle Autoren-Namen auf dem Cover hat als der Vorgänger.

Charly Blood liefert die Geschichte eines Banküberfalls mit Folgen, besonders für die semiprofessionellen Bankräuber. Nicht wahnsinnig originell, aber schon wegen des Dialektgebrauchs unterhaltsam zu lesen. Außerdem durch die Figur Bernd Waidmann lose mit Bloods „Morbus“-Serie verbunden.
Florian Hilleberg findet zwischen seinen regelmäßigen Romanen für „John Sinclair“ und „Maddrax“ offenbar immer noch Zeit für die eine oder andere Kurzgeschichte. Hier geht es um eine dämonische Maske, die nicht nur Albträume beschert, sondern auch Folter-Qualen und Tod. Leider bleibt der Autor ein Motiv oder eine gemeinsame Klammer, was das Wirken der Maske angeht, schuldig.

Auch Thomas Williams ist ein geübter Kurzgeschichten-Autor, der sich für sein „Fischfilet“- der Titel legt es nahe - bei H. P. Lovecraft bedient. Dabei versucht der Autor gar nicht, den Meister nachzuahmen; er borgt sich für seinen schwarzhumorigen Appetitmacher lediglich einige der Tiefen Wesen (Fischmenschen, vor allem bekannt aus Lovecrafts „Schatten über Innsmouth“) aus.

Mit diesen drei Beiträgen ist „Super Pulp“ 4 eine reine Horror-Ausgabe geworden und passt damit ganz hervorragend zum Sekundärteil des Hefts. Hier gibt Herausgeber r.evolver einen kurzen Abriss über die legendären E. C. Comics, von denen „Tales from the Crypt“ am bekanntesten sein dürfte. Der Autor erläutert, wie es dazu kam, den Weg von brutalen Crime Comics der Nachkriegszeit hin zum zeitgemäßen Horror einzuschlagen. Den erzählerischen Anspruch, der hier hervorgehoben wird, haben wohl die damaligen Comic-Gegner und selbsternannten Moralhüter nicht erkannt. Die ‚freiwillige Selbstzensur‘ hielt Einzug in die US-Comic-Branche und sorgte damit für das Aus der Horror-Comics, auf das E. C. mit dem Parodie-Magazin „MAD“ reagierte.

Das Cover ziert diesmal ein sehr schickes und sommerliches Cover-Motiv des österreichischen Illustrators und Comiczeichners Walter Fröhlich, das den internationalen Vergleich auf keinen Fall zu scheuen braucht.

In eigener Sache verkündet das Editorial, dass dies das letzte Heft im vorliegenden Format sein wird, angedacht ist auch eine regelmäßige Erscheinungsweise.

„Super Pulp“ 4 bietet drei schnelle und gut erzählte Horror-Nummern für den heißen Sommer. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.