Bram Stoker & Leslie S. Klinger: Dracula - Große kommentierte Ausgabe (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 06. Oktober 2019 17:42

Bram Stoker & Leslie S. Klinger
Dracula - Große kommentierte Ausgabe
(Dracula, 1897)
Übersetzung: Andreas Nohl, Andreas Fliedner und Michael Siefener
Tor, 2019, Hardcover, 648 Seiten, 78,00 EUR, ISBN 978-3-596-70515-3
Rezension von Carsten Kuhr
„Dracula“ gilt zurecht als einer der Klassiker des Genre. Mehr noch, der Roman aus der Feder Bram Stokers stand für ein ganzes Sub-Genre Pate. Ohne eine der ersten Erzählungen, in denen ein Bluttrinker im Zentrum des Geschehens stand - Dracula war beileibe nicht der erste Vampir-Protagonist - wären weder Lestat (Anne Rice), noch unzählige andere Bluttrinker jemals erdacht und zu Papier gebracht worden.
Tor hat schon einmal einem Autor in einer großformatigen Ausgabe die Referenz erwiesen. Wie auch vorliegend untersuchte Leslie S. Klinger das Werk Howard P. Lovecrafts und wusste viel Neues über den Autor und dessen Erzählungen zu berichten. Vorliegend hat der Verlag wiederum in einem wahren Prachtband Klingers Untersuchung von „Dracula“ aufgelegt.
Unzählige farbige Illustrationen, der Text selbst nebst der Novelle „Draculas Gast“ und jede Menge Erläuterungen, farbig in rotem Druck neben den eigentlichen Text platziert, ordnen diesen ein, zeigen Zusammenhänge wie Grundlagen auf und sorgen beim Leser so manches Mal für Aha-Erkenntnisse der besonderen Art.
Beigetragen hat hierzu, dass der Autor erstmals mehrere Tage das im Privatbesitz befindliche Original-Manuskript einsehen und untersuchen konnte, aber auch, dass Klinger auf die Aufzeichnungen und Entwürfe Stokers Zugriff hatte und so Entwicklungen und Grundlagen aufzeigen kann.
Ebenfalls bemerkenswert ist der Ansatz des Kommentators: Er unterstellt in seiner Untersuchung, dass Stokers Roman auf Tatsachen beruht, dass der Autor lediglich, zur Wahrung der Anonymität der handelnden Personen, die Namen geändert hätte. So bekommt Klinger einen sehr intensiven, ja intimen Zugang zu dem Text, der die Lektüre der wissenschaftlichen Anmerkungen und Erkenntnisse angenehm und vergnüglich zu lesen macht. Gleich zu Beginn räumt er dabei mit der weitverbreiteten Unwahrheit auf, dass es sich bei Dracula um den historischen Herrscher der Walachei, Vlad, den Pfähler gehandelt habe.
So ist dies ein wahrer Prachtband, ein Werk, das, obzwar von Manchem die Nohl-Übersetzung des Romans gerügt und bemängelt wird, dass der Verlag die Chance einer werkgetreuen Neuübersetzung ungenutzt gelassen hat, nicht nur den Roman nebst der diesen ergänzenden Novelle präsentiert, sondern auch, auf höchst vergnügliche Art zu lesen, den Text hinterfragt, erläutert und ergänzt.