Giovanna & Tom Fletcher: Die letzte Frau - Eve of Man 1 (Buch)

Giovanna & Tom Fletcher
Die letzte Frau
Eve of Man 1
(Eve of Man 1, 2018)
Übersetzung: Friedrich Pflüger
dtv (Reihe Hanser), 2019, Hardcover, 446 Seiten, EUR, ISBN 978-3-423-64055-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die britischen Autoren, Youtuber und Blogger sind seit 2012 verheiratet und haben zwei Söhne. Bisher haben sie separat Geschichten und Bücher veröffentlicht, nun legen sie mit ihrer „Eve of Man“-Trilogie ein Gemeinschaftswerk vor, dessen erste Band „Die letzte Frau“, gerade erst in Deutschland erschienen ist.

 

Das Verhängnis kam schleichend und die Menschen bemerkten es erst, als es nicht mehr zu übersehen war. Irgendwann wurden nur noch Jungen geboren, Mädchen starben im Mutterleib. Über Jahre und Jahrzehnte setzte sich dieser Trend fort und niemand glaubte mehr an ein Wunder, bis dieses geschah.

Ein Ehepaar, das schon die Hoffnung verloren hatte, überhaupt Nachwuchs auf die Welt zu bringen,  wird Eltern eines Mädchens, und diese Eve wird tatsächlich gesund und munter geboren, bleibt am Leben.

Um sie zu schützen und den Fortbestand zu sichern wird Eve in einem goldenen Käfig aufgezogen, und ein Konzern sorgt dafür, dass sie das gebärfähige Alter erreicht und weitere Kinder bekommen kann. Mit sechzehn Jahren soll sie sich den Auserwählten stellen.

Das Mädchen hat aber hat auch einen eigenen Kopf und ihre Gefühle schlagen bald um - in die Richtung eines jungen Mannes, der ebenfalls tief in die Sache verstrickt ist. Bram hat als Sohn des ausführenden Wissenschaftlers mehr Ahnung als andere. Doch kann er aufhalten, was nicht richtig ist, und allem widerspricht, was die Menschen ausmacht?


Dystopische Jugendromane sind immer noch in, auch wenn ihre Zahl sichtlich abgenommen hat. Aber die Verlage scheinen immer noch Spaß daran zu haben, den Jugendlichen eine Welt vorzusetzen, in der sich die Helden in ihrem Alter richtiggehend emanzipieren möchten.

Als wissenschaftlicher SF-Fan sollte man vielleicht nicht genauer über den Hintergrund nachdenken und ob dieser wirklich so funktionieren kann und die Probleme nicht vielleicht schon viel schwerwiegender sein dürften.

Das Augenmerk liegt ohnehin auf den Menschen, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird; Eve, die weniger als Mensch, denn als Reproduktionsmittel betrachtet wird, und dazu dient, die Mächtigen die Kontrolle nicht zu verlieren lassen. Und Bram, der Teil des Systems ist und sich lange fügt, weil er doch Einiges an Privilegien genießt.

Aber wie es bei jungen Leute in diesen Romanen so üblich ist, entwickeln sie einen eigenen Willen und beginnen ab einem bestimmten Alter zu rebellieren - bei Eve ist dieser Punkt tatsächlich erreicht, als die Zeit naht, in der sie ihre Pflicht gegenüber der Menschheit erfüllen soll.

So gut man sie abzuschirmen versucht, so prägend sind doch zwei Ereignisse, die sie aufhorchen und näher hinsehen lassen.

Ähnlich geht es Bram, der nach und nach aufgerüttelt wird und sich ebenfalls dazu entscheidet, seinen eigenen Weg zu gehen. Gefühle spielen eine wichtige Rolle - prägen die beiden und lassen sie schließlich ausbrechen. Das Ganze wird zum Ende in in mehr und mehr Action verpackt. In sich geschlossen ist das Buch allerdings nicht, denn es endet mit einem relativ fiesen Cliffhanger.

Immerhin ist es angenehm geschrieben, so dass sich der Leser gut unterhalten fühlt und an den typischen Klischees nicht stört.

Fazit: „Die letzte Frau“ ist der Auftakt von „Eve of Man“ und schildert eine interessante dystopische Welt, bleibt aber was den Hintergrund betrifft noch schwammig. Dafür funktioniert die Chemie zwischen den jungen Helden in ihrer kleinen Welt, die sich nur schrittweise entwickelt und immer mehr Geheimnisse enthüllt. Jungen Lesern wird sicherlich gefallen, dass auch die Liebe zu ihrem Recht kommt und einen größeren Raum erhält.