Christopher Golden: Something she lost (Buch)

Christopher Golden
Something she lost
(Wildwood Road, 2008)
Übersetzung: Stephanie Pannen
Cross Cult, 2019, Taschenbuch, 400 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-95981-971-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Christopher Golden ist einer der Autoren, die weniger durch eigene Ideen und Welten glänzen als durch Arbeiten für viele verschiedene Franchises; er verfasst seit vielen Jahren Romane in den Welten von Fernsehserien, Filmen und Rollenspielsystem. Aber ab und an tauchen dann doch Werke auf, die nicht auf einem bekannten Hintergrund basieren, sondern ganz aus der Phantasie des Schriftstellers entspringen - so wie „Something she lost“.

 

Eigentlich führen Jillian und Michael Dansky eine glückliche Ehe, denn sie verstehen sich blind, lieben einander auch noch seit Jahren und streiten sich deswegen eigentlich nie. Doch dann kommt Halloween und eine Heimfahrt mit Folgen.

Denn leicht angetrunken wie er ist, übersieht Michael fast ein Mädchen, kann aber noch rechtzeitig stoppen und beschließt dieses nach Hause zu bringen. Scooter ist nett und wie aus einer anderen Zeit gerissen, aber damit fängt das Dilemma auch an. Denn schon die Heimfahrt gestaltet sich schwierig und in den kommenden Tagen sorgen immer mehr seltsame Vorfälle für Angst.

Nicht nur, dass Michael Scooter nicht mehr aus dem Kopf bekommt, auch Jillian beginnt sich stark zu verändern - und das nicht gerade zum Guten. Deshalb beschließt der junge Mann, das Geheimnis zu ergründen und entdeckt dabei mehr als erschreckende Dinge…


Anders als man es erwarten mag, entfesselt der Autor keine Geschichte, die sich in erster Linie auf reißerische Schock-Momente und oberflächlichen Horror konzentriert, der sich genau so schwach auflöst, eher das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich bleibt die Geschichte eher ruhig, nimmt sich sehr viel Zeit, das Paar vorzustellen, damit man deren Charakter kennenlernt und später auch die Veränderungen wahr nimmt. Die gruseligen Momente leben vor allem durch das, was der Autor nicht direkt ausspricht - das Grauen schleicht sich tatsächlich erst mit der Zeit ein.

Zugleich schafft er es, den Leser auch erst einmal auf eine andere Fährte zu locken, bieten doch die klassischen Elemente zunächst viel Raum für andere Spekulationen, gerade was die Forderung des Mädchens betrifft.

Die Wahrheit ist allerdings eine andere - und die kommt zum Ende hin mit voller Wucht und bekommt dann auch noch eine ansprechende Auflösung, gegen die man nichts sagen kann.

Christopher Goldens Werk mag man zwar ansehen, dass er ein routinierter Schreiber von Massenware ist, ihm gelingt es aber hier auch endlich einmal, mehr Potential zu zeigen und selbst erfahrene Leser zu überraschen. Gerade auch, weil er sich einen Mythos herauspickt, der eher selten verwendet wird und diesen dann auch noch ziemlich frisch und ungewöhnlich interpretiert.

Die Figuren sind vielleicht nicht tief und mit allzu viel Ecken und Kanten, aber sehr sympathisch gezeichnet, so dass man gerne mit ihnen mitfiebert und -leidet.
„Something she lost“ ein Roman, der sich vor allem an Leser des gepflegten Grusels richtet, die neben ein paar Schock-Effekten vor allem leise Töne mögen und vor allem auch eine Handlung, die weniger auf vordergründige Action als auf die Figuren setzt.