Perry Rhodan: Schwarze Saat, Michael Marcus Thurner (Buch)

Perry Rhodan: Schwarze Saat
Dunkelwelten 1
Michael Marcus Thurner
Titelbild: Arndt Drechsler
Bastei Lübbe, 2019, Taschenbuch, 414 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-404-20942-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Karl E. Aulbach

Im Umfeld des Jubiläums zu „Perry Rhodan“ Band 3000 erscheint unter anderem bei Bastei Lübbe eine lose zusammenhängende Taschenbuch-Trilogie zum Thema „Dunkelwelten”, die innerhalb des „Perry Rhodan”-Universums spielt. Autor des ersten Bandes ist Michael Marcus Thurner. Der erste Teil trägt den Titel „Schwarze Saat”.

Thurner wird zwar auf der Leserkontaktseite relativ häufig für seinen Ideenreichtum gelobt, nüchtern betrachtet sind diese Ideen jedoch oft unausgereift, nicht zu Ende gedacht und passen vor allem selten in den Serien-Kontext und die Serien-Historie. Immer wieder sehr ärgerlich bei Thurner, dass er ohne Rücksicht auf die innere Logik irgendwelche Handlungsverläufe einfach drauflos schildert und, wenn überhaupt, danach mit absurden Erklärungen aufwartet, weshalb ein Schutzschirm gerade jetzt nicht funktioniert, der Hyperfunk gestört ist usw. usf.

Insofern ist es schon fast eine Ironie der Geschichte, dass er die sich bei dem vorliegenden Roman (der ja jenseits der Serie spielt) bietenden Freiheiten nicht nutzt und zu sehr darauf vertraut, dass dem Leser zum Beispiel das Volk der Onryonen, das die Hauptrolle spielt, zumindest in den Grundzügen bereits vertraut ist. Bei Serienlesern (wie mir) ist das in Ordnung - für Neuleser wird es dagegen schwierig, sich ins Geschehen einzufinden.

Wieso man ausgerechnet die Onryonen als Thema gewählt hat, ist (mir) ohnehin unverständlich. Dabei handelt es sich um eines der am Schlechtesten ausgearbeiteten und am unsympathischsten beschriebenen Völker der ganzen Serie. Kulturelle Eigenarten wie das Tabu, gemeinsam mit anderen zu essen, dafür aber alle wichtigen Geschäfte beim gemeinsamen Toilettengang abzuschließen, sind vielleicht als einmaliger schlechter Witz ein Lacher, im Rahmen einer ernsthaft aufgebauten Handlung aber ein no go.

Immerhin stellt der Autor im Rahmen der Handlung, die Gefahren aus einem riesigen Höhlensystem des Planeten thematisiert, die Frage, weshalb ein raumfahrendes Volk seinen eigenen Planeten nicht näher erforscht hat. Die Antwort - „es muss ja auch noch ein paar Geheimnisse geben” - ist dann aber wieder ein typisches Beispiel für eine unterirdische Erklärung.

Die ganze Geschichte ist letztlich eine recht schlichte Abenteuer-Erzählung ohne Tiefgang, die man nun wirklich auch als Serien-Fan nicht gelesen haben muss.

Um nicht nur Negatives zu schreiben: Gut kann man die Beschreibung der Anuupi - das sind Wesen, die von den Onryonen als Lichtquellen genutzt werden - und ihrer Hüter finden. Vom Prinzip her auch sehr gut, dass Homer G. Adams endlich wieder einmal eine tragende Rolle spielt. Diese Figur wird von allen Autoren sträflich vernachlässigt. Leider ist in der Serie wohl kein einziger Autor mit wirtschaftswissenschaftlichen Fähigkeiten an Bord, so dass bei entsprechenden Beschreibungen meist nur dummes Zeug, aber keine Science herauskommt. Auch in diesem Roman ein Manko, das hier jedoch zumindest nicht allzu störend ins Gewicht fällt.

Dafür eher gelungen ist die Beschreibung des lockeren Umgangs der beiden Unsterblichen Perry und Homer miteinander. Schlecht dagegen wieder, dass die Charakterisierung Homers deutlich von der der Serienfigur abweicht. Das leider sogar wider besseres Wissen - der Autor erwähnt selbst, dass Homer früherer Chef der Widerstandsorganisation Widder war. Die damit verbundenen Fähigkeiten werden vollkommen negiert.

Die Heftromanserie befindet sich derzeit leider auf einem Tiefpunkt. Bereits viele der 2990er Bände erweckten den Eindruck, dass einige Autoren (derzeit kann man wohl nur von Uwe Anton und Michelle Stern sagen, dass sie den Serien-Kontext wirklich verinnerlicht haben) nur noch ihr eigenes Ding machen wollen und die Romane mit schlecht zusammengeschusterten Füllseln, die für die Handlung keine Rolle spielen, ausstaffiert haben, während die vom Exposé vorgegebenen notwendigen Daten, die man durchaus spannend hätte verarbeiten können, lust- und lieblos auf wenigen Seiten hingeklatscht wurden.

Die Exposé-Autoren zeigten sich wieder einmal überfordert, den Zyklus zu einem sauberen Ende zu bringen. Im Schnelldurchlauf wurden die wichtigsten (nicht alle) Handlungsfäden abgeschlossen und dabei gleich auch etliche gute Figuren entsorgt. Frustriert merkt man, dass viele spannende Ideen aus der Serienhandlung sich als Sackgassen und tote Bahnhöfe erwiesen haben und einfach nicht weiterverfolgt werden.

Jubiläumsband 3000 war auch nach Meinung vieler Fans, mit denen ich geredet habe, der wohl schlechteste Jubiläumsband aller Zeiten und einem 1000er Band absolut unwürdig. Das gilt selbst für das unsägliche Titelbild. Die Hälfte der Handlung besteht aus einem tumben Lückenfüller.

Bei den Bänden ab 3000 wiederholt man die Fehler, die bereits nach Band 1000 gemacht wurden. Für Altleser sehr frustrierend. Nach 50 Jahre Serienlektüre gibt man nicht so schnell auf, aber momentan spüre ich bei mir keinen Funke Neugier auf die künftige Handlung, sondern die starke Befürchtung, dass erneut irgendwelche unlogischen oder absurden Erklärungen aus dem Hut gezogen werden.

Man kann nur hoffen, dass man im Verlag, so schnell es geht, das Ruder herumreißt. Der Roman „Schwarze Saat” trägt leider nicht dazu bei, diesen deprimierenden Eindruck zu verbessern.