James Riley: Giganten - Die Macht erwacht (Buch)

James Riley
Giganten - Die Magie erwacht
(The Revenge of Magic, 2019)
Übersetzung: Leena Flegler
Titelbild: Vivienne To
Planet!, 2019, Hardcover, 408 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-522-50650-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Museen, Gedenkstätten und öffentliche Gebäude zu besuchen, steht nun nicht eben wirklich auf der Liste der Top-Dinge, die man als Junge tut. Insoweit ist Ford gelangweilt und genervt, als er mit seinem Dad in Washington die Bauwerke besichtigen darf - wie in „besichtigen muss“.

Doch dann erschüttern Beben das Anwesen. Ein Erdbeben in Washington, DC - wohl eher nicht, liegt Washington doch weit von jeder Kontinentalplattengrenze entfernt. Dann bohrt sich eine gigantische Kralle aus dem Boden, Panik bricht aus, und das letzte, was Ford sieht ist, wie sein Dad von der Kralle in den Untergrund gezogen wird.

Kurz darauf meldet sich der Geheimdienst bei ihm. Er soll ein Internat besuchen - eine besondere Schule, die an einem geheimen Ort nicht nur Mathe und Biologie, sondern auch Magie auf dem Stundenplan hat.

„Hogwarts“, denken Sie jetzt - falsch, ganz falsch!

Vor dreizehn Jahren fand man bei archäologischen Grabungen auf der ganzen Welt verteilt Skelette von etwas, das nicht sein darf. Geflügelte Reptilien, so groß wie die Dinosaurier, allerdings nur rund 10.000 Jahre alt. Ein Schelm wer jetzt an Drachen denkt. Doch an den Fundstätten fanden sich noch weitere, merkwürdige Skelette. Kleingewachsene Wesen und große filigrane Humanoiden - gab es Zwerge und Elfen wirklich?

Und man stießt auf Bücher - Bücher, aus denen Begabte, die nach dem Fund geboren wurden, Zauber lernen können.

Ford wird an der Schule nun wahrlich nicht mit offenen Armen empfangen. Zwar will er für den Tod seines Dads Rache nehmen, würde am liebsten Kampfzauber lernen, findet sich dann aber in der Klasse für Heilzauberer wieder. Dass ausgerechnet der Mann, der ihn in die Schule geholt hat offensichtlich seinen beschleunigten Abgang im Sinn hat, dass er eine unmöglich zu bestehende Prüfung aufs Auge gedrückt bekommt, macht ihn zurecht misstrauisch. Die Spur führen ihn und seine neuen Freunde tief in den Bunker unterhalb des Internats - und zu einem Dimensionstor, hinter dem schon etwas Böses ungeduldig wartet.


Was ist das für ein Roman, natürlich einmal mehr der Auftakt einer Urban-Fantasy-Jugendbuchreihe, den uns Verlag und Autor präsentieren?

Es geht um die Rückkehr der Magie in unsere bekannte, hochtechnisierte Welt. Unschwer kann man den Plot daher in die Urban Fantasy einordnen. Daneben geht es um einen Jungen, der in einem - magischen - Internat Zaubern lernt, um uralte, böse Wesen, die die Welt bedrohen; eigentlich gewohnte Szenarien, doch die Zusammenstellung ist ungewöhnlich.

Ford ist als Protagonist gut gewählt. Er hat nach dem Tod seiner Mutter nur noch seinen Dad, der ihm beim Anschlag dann genommen wird. Insoweit kann der Leser seine Motivation, Rache zu üben gut nachvollziehen. Gleichzeitig ist er wahrlich kein magischer Überflieger. Andere Mitschüler überflügeln ihn wissensmäßig wie vom Talent her mühelos, der Leser kann seine Wut und Trauer ebenso gut nachvollziehen wie seine Hilflosigkeit angesichts der neuen Fähigkeiten, die er sich zunächst kaum aneignen kann. 

Mit der Inklusion von Drachen-, Zwergen- und Elfenrelikten sowie der Magie zieht das Übernatürlich in die Handlung ein. Mehr noch, mit den dunklen Wesen hält eine Prise Horror Einzug in die Handlung.

Das ist auf den ersten Blick ein wenig Viel, was der Autor uns hier kredenzt, doch die Mischung funktioniert erstaunlich gut. Viel Tempo reiht sich an jede Menge Geheimnisse, immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen, einzig die Zeichnung der erwachsenen Bezugspersonen in der Anstalt wirkt ein wenig zu stereotyp. Zwar fehlt dem Roman eine wirkliche Message, doch unterhält er abwechslungsreich und packend und macht neugierig auf die noch zu schreibenden Fortsetzungen.

Ein Wort noch zum Druck: Normalerweise erwähne ich es nicht, wenn der Satz fehlerhaft und das Lektorat unvollständig ist. In Zeiten, da Bücher immer mehr kostengünstig und mit der heißen Nadel gestrickt werden, können Rechtschreibfehler vorkommen. Vorliegend aber hat der Druckteufel, zumindest bei meiner Ausgabe, massiv zugeschlagen. In fast jeder Worttrennung hat sich ein zusätzlicher Buchstabe eingeschlichen - das sollte eigentlich nicht vorkommen.