Kreuzzug 4: Die Feuertrichter (Comic)

Kreuzzug 4
Die Feuertrichter
(Croisade: Becs de Feu)
Text: Jean Dufaux
Zeichnungen: Philippe Xavier
Farben: Jean-Jacques Chagnaud
Übersetzung: Reel Riebiersch
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-55-0

Frank Drehmel

Die entscheidende Schlacht zwischen Moslems und Christen um die Stadt Hierus Halem steht unmittelbar bevor. Während den Kreuzfahrern nunmehr der Herr der Maschinen mit seiner Armee und seiner Kriegs- bzeziehungsweise Belagerungstechnik zur Seite steht, lässt den Sultan Ab'dul Razim sein bisheriger Verbündeter, der Mufti von Alkar, im Stich, da dieser dem Herrscher der Sarazenen nicht länger traut, weil Razim und die Christin Syria von Arkos in tiefer Liebe verbunden sind.

Somit steht den Moslems nicht länger der Mann bei, der dem Simoun Dja, jenem todbringenden Wind gebietet. Zudem spinnen im Hintergrund weiterhin der dämonische Qa'di und dessen Diener, Sar Mitra, ihre Fäden, indem sie den Sultan zu manipulieren versuchen, auf dass er am Vorabend der Schlacht das heilige Wesen, das in der Grabkammer im Herzen Hierus Halems aufgebahrt ruht, endgültig töte.

Während Ab'dul Razim mit sich ringt, führt an anderer Stelle Gunther von Flandern die von Ottar Benk verdammten Juden von Samarkand zurück in die Freiheit und bringt ihrem ehemaligen Unterdrücker zugleich den inneren Frieden. Ausgestattet durch Benk mit einem riesigen Schatz und mit einem Heer jüdischer Kämpfer im Rücken, die sich verpflichtet haben bis zum Fall Hierus Halems dem Kreuz zu dienen, macht sich Gunther auf den Weg zu der belagerten Stadt.

Dort hat sich die Situation der Moslems, nachdem sie kurz vor einer vernichtenden Niederlage standen, mittlerweile stabilisiert, da ihnen das Heer Sarek Paschas zur Seite gesprungen ist. Als Gunther vor den Toren ankommt, wogt das Kampfesglück hin und her und die Zahl der Toten geht in die Tausende. Von der Streitmacht der Juden wird es nun abhängen, wer aus diesem Gemetzel als Sieger hervorgeht, je nachdem, ob sich Gunther von Flandern auf die Seite seiner Glaubensbrüder stellt, so wie ihm es Sar Mitra während einer Begegnung in der Wüste nahegelegt hat, oder er dem Halbmond hilft.

Wurde die Geschichte im Laufe des Zyklus' zunehmend orientierungsloser und wirrer, tauchten immer mehr Charaktere und Figuren in Rollen auf, deren Bedeutung bestenfalls unklar war, einem schlechtestenfalls überflüssig vorkam, verzettelte sich der Autor in Plots und Nebenplots, so gelingt es Dufaux nun, ein vergleichsweise übersichtliches, wenn auch unbefriedigendes Ende zu generieren. Unbefriedigend insofern, als zentrale, zuvor böse oder scheinbar böse agierende Charaktere eine Läuterung durchmachen, die – freundlich ausgedrückt – den Leser wie aus heiterem Himmel trifft und dadurch inkohärent beziehungsweise nicht nachvollziehbar ist. Dass selbst der Herr der Maschinen, der – nebenbei gesagt – von Zeichner Xavier unglaublich cool ins böse Licht gerückt wird, letztlich dem großen, unmotiviert wirkenden, religionsübergreifenden Ringelpitz mit Anfassen beitritt und nur der Qa'dj sowie sein Diener als Schmuddelkinder in der Ecke stehen müssen, nimmt den vorhergehenden Alben nachträglich Sinnhaftigkeit, da sich der Leser fragt, „Das soll alles gewesen sein? Dafür das ganze Intrigieren und Sterben?“ Natürlich kann am Ende eines vierbändigen Zyklus' die Seligsprechung der Figuren stehen, nur sollte die im Idealfall am Ende eines Lern- beziehunsgweise Erkenntnisprozesses stehen und nicht so vordergründig aufgesetzt daherkommen wie im vorliegenden Comic.

So bleibt auch „Die Feuertrichter“ wie schon die anderen Alben der Tetralogie in erster Linie wegen Philippe Xaviers grandiosem, realistisch leichtem, detailreichem und historisch stimmigem Artwork, das insbesondere in den Schlachtszenen eine fesselnde Dynamik und visuelle Dichte entwickelt, in Erinnerung und weniger wegen Dufaux' dünner Story.

Fazit: Einmal mehr vermag das visuell spannende, lebendige und dynamische Artwork die lahme, inkohärente, unfertig erscheinende Story aufzufangen.