Deadly Class 2: Kinder ohne Heimat (Comic)

Deadly Class 2
Kinder ohne Heimat
(Deadly Class Vol. 2: Kids of the Black Hole, 2018)
Autor: Rick Reminder
Zeichner: Wes Craig
Übersetzung: Michael Schuster
Cross Cult, 2019, Paperback, 176 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-959811-85-5

Rezension von Christel Scheja

Wenn Streamingdienste und TV-Sender auf der Suche nach verfilmbaren Stoffen sind, greifen sie momentan gerne auf Comics zurück, die einen gewissen Ruf haben und auch als moderne Klassiker gelten - so wie in dem Fall von „Deadly Class“ von Rick Reminder und Wes Craig, denn das garantiert neben einem ordentlichen Soap-Anteil auch einen guten Schuss von Horror und Action.

 

Marcus Lopez hat eigentlich geglaubt, nicht besonders alt zu werden, denn er lebte über Jahre auf den Straßen und war bereits schwer krank. Aber dann wurde er von Unbekannten eingesammelt und hat eine neue Chance bekommen. In der „Akademie der tödlichen Künste“ hat er die Chance, alles zu lernen, was ein Killer und Assassine braucht, was zu einem einträglichen Job werden kann, wenn er es richtig anstellt.

Aber im Moment steht er erst am Anfang und hat es gerade erst einmal geschafft unter den anderen - die alle mehr oder weniger Kinder oder Mündel von Gangsterbossen sind - so etwas wie Gleichgesinnte und Freunde zu finden.

Ein Ausbruch und Trip nach Las Vegas hat sie noch enger aneinander geschmiedet, deshalb wagt es Marcus nun endlich, zumindest seiner Freundin einige seiner düsteren Geheimnisse anzuvertrauen. Doch leider ist eines davon so tödlich und immer noch präsent, dass dadurch die Schüler der Akademie in Gefahr geraten und es nun an Marcus selbst ist, das Schlimmste zu verhindern und das zu werden, was man ihm bisher nur nachsagte.


Wieder entfesseln die Künstler im Schatten der Reagan-Ära die Grausamkeiten einer Welt, die niemals an die Öffentlichkeit dringt, es sei denn, sie hinterlässt bewusst und gewollt irgendwelche Spuren. Die Geschichte zentriert sich einmal mehr auf Marcus Lopez, der ja auch schon einen gewissen Ruf weg hat und bietet mit einer spannenden Rückblende den Zündstoff, der diesmal die Handlung vorantreibt. Immerhin erfährt man nun mehr über den Jungen, der auch schon in seiner Kindheit um sein Leben und sein Wohl kämpfen musste, auf der anderen Seite aber erneut beweist, dass er eigentlich nicht so sehr das Killer-Material ist, wie die anderen.

Die Geschichte pendelt zwischen der verborgenen Schule und dem Freilauf, den die Akademieschüler haben, hin und her - Gewalt ist allgegenwärtig, genauso wie Verrat, Verachtung und Hass, schenken sich die Schüler doch alle nicht viel.

Schlaglichtartig springt der Comic von Szene zu Szene, und ab und an muss man tatsächlich nach dem Zusammenhang suchen, auch wenn der sich im Verlauf des Comics erschließt. Immerhin bekommen auch die Figuren aus der Vergangenheit ihren Raum, so dass der Schlagabtausch noch intensiver wirkt.

Dabei spielen auch die Bitterkeit und der nüchterne Zynismus der „No-Future“-Generation mit hinein. Die Kinder sind desillusioniert und scheuen sich deshalb auch nicht, in erster Linie an sich und ihr Wohl zu denken, die anderen außer Acht zu lassen - und wie so oft klingt auch hier subtil an, dass nicht die mutigen und selbstständigen Absolventen letztendlich die Gewinner sind, sondern eher die, die das Gegenteil verkörpern.

Die Geschichte wird jedenfalls böse und zynisch erzählt, macht keinen Hehl aus der Kaltschnäuzigkeit ihrer Protagonisten und zeigt auch, dass sich der noch immer erschreckend feinfühlige Marcus entscheiden muss, was er will, wenn er in der Gemeinschaft weiter bestehen möchte. Auch diesmal gelingt es den Machern wieder, eine gute Mischung aus Action und Drama, Thriller und Ambiente zu bieten und die Figuren mit vielen Ecken und Kanten, aber auch sympathischen Seiten zu gestalten.

„Deadly Class“ nimmt in „Kinder ohne Heimat“ Fahrt auf und bietet neben dem zynischen Jugend-Drama aus der „No Future“-Generation auch wieder einen spannenden und horrorlastigen Thriller, der mehr denn je in die Vergangenheit der Hauptfigur eintaucht, um sie mit der Gegenwart zu verbinden.