Joachim Friedrich: Merlin Cooper und der Bund der Heiligen (Buch)

Joachim Friedrich
Merlin Cooper und der Bund der Heiligen
Thienemann, 2010, Hardcover, 384 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-522-18239-3

Carsten Kuhr

Merlin Cooper ist schon immer ein Außenseiter gewesen. Richtige Freunde hat er in der Schule nicht gefunden, zu aufmüpfig ist er gerade gegenüber den Autoritätspersonen. Dass er zudem ohne groß aufzupassen oder zu lernen gute Noten schreibt, macht ihn auch nicht eben sympathischer. Sein einziges Hobby ist die Restaurierung eines alten Porsche Coupés, das er in der abgelegenen Scheune gefunden hat, das seine alleinerziehende Müsli-Mutter gekauft hat.

Eines Morgens aber wird seine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Nach einem Streit mit seiner Mutter will er gerade noch einmal zurück, um sich zu entschuldigen, als er miterleben muss, wie das Haus explodiert. Im Krankenhaus bekommt er nicht nur Besuch von der Polizei, sondern auch von einem seltsamen Mann. Dieser behauptet, sich im Auftrag seiner Mutter um den Jungen kümmern zu wollen. Verfolgt von finsteren Mordbuben gelingt zunächst die Flucht an Bord eines Privatflugzeuges. Beim Anflug auf die Insel, auf der ein besonderes Internat für Höchstbegabte untergebracht ist, kommt es zur Katastrophe. Der Pilot fällt vergiftet aus, Merlin muss das Flugzeug heil landen. Wie so oft kommt ihm seine Gabe, Wissen und fremde Technologie intuitiv zu begreifen, zu Hilfe. Ist er ein Held, eine Genie oder doch eher ein Freak? Im Internat findet er dann, das erste Mal in seinem Leben, Freunde, muss sich aber auch mit Neid und Missgunst abgeben. Und er muss erkennen, dass, wer immer ihm auch nach dem Leben trachtet, nicht aufgegeben hat. Weitere Mordanschläge folgen, er wird entführt und kommt in Kontakt mit einer Geheimsekte – dem Bund der Heiligen, die in ihm ihren Messias zu finden glaubt ...

Joachim Friedrich gehört zu den etablierten Kinder- und Jugendbuchautoren unserer Zeit. Seine preisgekrönten Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und finden regen Anklang. Vorliegend beschreitet er mit einer Mischung aus Thriller- und SF-Elementen auch für sich Neuland. Im Auftakt seiner phantastischen Trilogie beschreibt er uns ein Internat, in dem besonders begabte jungen Menschen erzogen und herangebildet werden. Nun kennen wir dieses Setting spätestens seit uns die ehemals Arbeitslosenbeihilfe beziehende Autorin uns Hogwarts und ihren Harry in die Buchhandlungen gelegt hat. Friedrich nutzt zwar einen ähnlichen Ansatz – eine elitäre Schule für besonders begabte Menschen – mischt dies aber geschickt mit einer Geheimloge, die sich die Weltherrschaft auf ihre Fahnen geschrieben hat, und einem vom Schicksal schwer geprüften jungen Protagonisten. Dieser, ein Außenseiter par excellence, ist nicht nur mit einer uncoolen, Technik verachtenden Mutter geschlagen, sondern muss für seine Gabe auch mit mörderischen Kopfschmerzen bezahlen. Also ein in doppelter Hinsicht geplagter junger Mann, den zudem noch seine Einsamkeit prägt. Gerade weil ihm in der Schule scheinbar vieles zufliegt, meiden ihn seine Mitschüler, steht er außerhalb der Klassengemeinschaft. Da kann er den Lehrern noch so versiert Paroli bieten, Bewunderung kommt für den seltsamen Außenseiter nicht auf. Als er dann Vertrauen zu ihm Fremden fassen soll, fällt ihm dies naturgemäß schwer. Nie hat er gelernt, in Fremde Vertrauen zu investieren, nie sich zu öffnen. Kann er den Angeboten trauen, oder wird er nur ausgenutzt werden? Fragen die sich ihm bewusst und unbewusst stellen. Umso dankbarer reagiert er dann auf die ehrlichen Freundschaftsbekundungen zweier Mitschüler.

Der Autor hat diese Entwicklung unauffällig, aber sehr gut nachvollziehbar in seine spannende Handlung eingebaut. Selbige nutzt geschickt gerade auch die beim Zielpublikum angesagten Topics. Das hochtechnisierte Internat bietet die faszinierende Kulisse für aktuellste technische Novitäten und weitergedachte Entwicklungen, dazu gesellt sich eine mächtige Geheimloge, viel Action und ein Held mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Er lässt sich von der angebotenen Macht nicht korrumpieren, bliebt sich, seinen Überzeugungen und seiner Mutter treu. Das bietet mannigfaltige Ansätze für die Fortführung, liest sich flüssig und rasant und wird junge wie ältere Leser an die Seiten fesseln.