Andreas Winterer (Hrsg.): Super Pulp 3 (Buch)

Andreas Winterer (Hrsg.)
Super Pulp 3
Titelbild: Erik R. Andara
Edition Super Pulp, 2019, Taschenbuch, 40 Seiten, 4,95 EUR, ISBN 978-3-7494-3339-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Das Unwetter entlud seine unbändige Kraft über dem einsamen Haus. Es war, als würden die Urgewalten sich zum letzten, alles entscheidenden Kampf sammeln. Ein Blitz zerriss die Dunkelheit, gefolgt von drohendem Donner. Dr. Alexander Kaempf schaltete das Deckenlicht des kleinen, muffigen Kellerraums an und zog das Skalpell aus seiner Manteltasche.“ (r.evolver: „Gogo Cannibals“)

Irene Salzmann: „RGX-4”:
Obwohl die Lebensbedingungen auf RGX-4 für den Menschen geeignet sind, gilt der Planet bisher als bar jeden organischen Lebens. Ein fataler Fehler, wie die Kolonisten, die den Planeten urbar machen sollen, bald feststellen müssen.

r.evolver: „Gogo Cannibals“
Hätte Sue, Fahrerin und Managerin ihrer zusammengewürfelten Truppe von ‚Tänzerinnen‘ geahnt, dass der heutige Auftritt vor den stinkenden und schwitzenden notgeilen Hinterwäldlern nur der Anfang ist, wäre sie wohl einfach mit Vollgas weitergefahren. So landen die Mädchen nach einer Autopanne im abgelegenen Anwesen des, zugegeben, attraktiven Dr. Alexander Kaempf. Nicht ahnend, dass dessen degenerierter Bruder im Keller auf Frischfleisch wartet.

Marc Gore: „Yellow Cap from Hell”
Die Aussicht, noch schnell einen Fahrgast abzugreifen, lässt Taxifahrer Bernie eine unbeleuchtete Abkürzung durch New Yorks Häuserdschungel nehmen. Eine Entscheidung, die den Obdachlosen, der sich zur Nachtruhe in die schmale Seitenstraße begeben hat, das Leben kostet. Da es keine Zeugen gibt, glaubt Bernie, glimpflich davongekommen zu sein, doch sein 89er Chevy hat durch den Unfall im wahrsten Wortsinne Blut geleckt.

„Ohne einen Laut von sich zu geben, brach das Mädchen zusammen, und auch die anderen Eingeborenen sanken sich krümmend auf den Boden. Ihre Körper befanden sich in Auflösung. Wie Wachs schmolzen sie, um sich mit dem Boden nahtlos zu vereinigen; ebenso die Bauten, als wären sie schon immer Teil der Planetenoberfläche gewesen.“ (Irene Salzmann: „RGX-4”)


Nachdem Evolver Books leider die Tore geschlossen hatte, lag „Super Pulp“ 3 einige Jahre auf Eis. Jetzt hat Robert Draxler, alias r.evolver, die Edition Super-Pulp ins Leben gerufen, wo zumindest dieses Fachblatt erscheint und die Abenteuer seiner Agentin Kay Blanchard neu aufgelegt und weitergeführt werden. Weitere Veröffentlichungen sind angekündigt.

Mit drei Kurzgeschichten aus den Bereichen Science Fiction und Horror geht es nahtlos weiter in Sachen einschlägiger Genre-Literatur. Irene Salzmann, unter anderem Stammautorin bei „Rettungskreuzer Ikarus“, lässt ihre Weltraumkolonisten auf einem vermeintlich unbewohnten Planeten eine Überraschung erleben. Schließlich kann ein Lebensform-Scan immer nur erfassen, was bereits bekannt ist.
Nicht gänzlich neu aber knackig und auf zwei Zeitebenen interessant erzählt.

Als Glücksfall darf angesehen werden, dass die ursprünglich geplante zweite Geschichte wegfallen musste und es deswegen nun zum Print-Release von r-evoelvers „Gogo Cannibals“ kommt. Die Zusammenfassung „eine Gogo-Girl-Truppe, wird sukzessive von einem Monster dezimiert“ klingt übel, doch ist dieses Horror-Märchen so klasse erzählt, dass das Lesen einfach nur Spaß macht.

Zum Abschluss erzählt Marc Gore, der sich in Sachen Splatterpunk hier vornehm zurückhält, eine kurze „Christine“-Variante, in der ein New Yorker Taxi auf den (Blut-) Geschmack kommt. Ein souveräner Abschluss dieser kleinen Pulp-Parade.

Im Mittelteil des Heftes findet sich der zweite Teil des Sekundärartikels über „Mister Dynamit“ und seinen Erfinder Karl-Heinz „C. H.“ Günther, geschrieben von Thriller-Spezi Martin Compart. Der Essay gibt einen knappen Abriss über die Entstehung der Serie und klärt auf, dass Günther einer der wenigen Heftroman-Autoren ist, die die Rechte an ihrer Schöpfung behalten haben.

Die etwas kruden Cover-Fotomontagen der Vorgängerhefte werden hier von einer gezeichneten Montage von Erik R. Andara abgelöst. Weitere Infos zu dem Wiener Künstler und Autor gibt es zum Beispiel hier.

„Super Pulp“ 3 ist Inhaltlich und optisch eine nahtlose Wiederaufnahme des Kurzgeschichten-Magazins. Das schnelle Vergnügen für Genre-Freunde.