Storm 5: Der Kampf um die Erde (Comic)

Storm 5
Der Kampf um die Erde
(Storm: De Strijd om de Aarde)
Text: Dick Matena
Artwork: Don Lawrence
Übersetzung: James ter Beek und Nikolaus Danner
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 64 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-52-9

Irene Salzmann

Durch einen Unfall wird Storm, ein Astronaut des 21. Jahrhunderts, in eine ferne Zukunft geschleudert. Statt eine hochentwickelte Zivilisation auf der Erde vorzufinden, stößt er nur auf primitive Kulturen und die Relikte einstiger Größe. Zusammen mit Rothaar versucht er herauszufinden, weshalb die Menschen in die Barbarei zurückfielen.

Dabei stößt er auf das Volk der Azurier, das einst seine sterbende Heimat verließ und bewohnbare Planeten eroberte. Auch die Erde wurde eingenommen, jegliche Technologie vernichtet und die Menschheit künstlich in Unwissenheit gehalten. Da die Azurier in Storm eine Bedrohung für ihre Herrschaft sehen, eröffnen sie die Jagd auf ihn. Es gelingt Storm und Rothaar, sich in einen unterirdischen Bunker zu retten und zusammen mit den Rebellen, die sich dort niedergelassen haben, das Verteidigungssystem zu aktivieren. Prompt wird ein ganzes Geschwader azurischer Flugzeuge ausgesandt, um die Aufrührer zu eliminieren. Trotz Verrats können die Menschen die Stellung halten und sogar einen Gefangenen machen: General Solon, der sich am Supervisor für den Tod seiner Männer rächen will, bietet Storm an, ihn in die von den Azuriern besetzte Stadt zu führen, von der aus die Angriffe gestartet wurden. Obwohl es eine Falle sein könnte, geht Storm auf den Vorschlag ein und folgt Solon zusammen mit Rothaar und Bork. Tatsächlich werden die Rebellen am Ziel bereits erwartet, und Rothaar verschwindet spurlos …

„Storm“ ist ein klassisches SF-Abenteuer mit Fantasy-Elementen, das sich in erster Linie an das reifere Publikum wendet, welches diesen und vergleichbare Titel von früher kennt und nun die Collectors Edition nutzt, um die Reihe komplett und in schöner Aufmachung ins Regal stellen zu können. Jüngeren Lesern dürfte die Handlung zu episch, zu wenig auf Action ausgelegt sein, aber gerade das liest sich zwischen all den krawalligen Comics und Mangas sehr abwechslungsreich und angenehm.

Man wird in eine archaische Welt gezogen, die voller Wunder und vor allem Gefahren ist. Zusammen mit Storm bestaunt man eine fremde Erde, deren Szenarien an „Planet der Affen“, „Kull“ oder „Conan“, aber mit einer guten Portion SF erinnern. Schnell findet sich der ‚Über-Held‘, der viele nützliche Fähigkeiten beherrscht oder sich aneignet, in der ungewohnten Umgebung zurecht und muss so manches Abenteuer überstehen, während er nach Antworten auf seine vielen Fragen und einem Mittel sucht, in seine eigene Zeit zurück zu gelangen. Abgesehen von Rothaar hat Storm keine permanenten Begleiter. Wer seine Rolle erfüllt hat, geht eigene Wege oder kommt ums Leben. Rothaar ist die typische Heldenbegleiterin, die sich zwar ihrer Haut zu wehren weiß, aber immer wieder vom Autor benutzt wird, um Storm in eine gefährliche Situation zu bringen. Obwohl ihre Kleidung oft knapp ist, gibt es keine erotischen, nicht einmal romantische Momente.

Tatsächlich ist „Storm“ eine echte Abenteuer-Serie mit einem markigen Titelhelden, in der Frauen bloß eine untergeordnete Rolle spielen und eine klare Grenze zwischen den ‚Guten‘ und den ‚Bösen‘ gezogen wird. Inzwischen ist der rote Faden erkennbar, der die einzelnen Alben miteinander verbindet: die Azurier, die vor Generationen die Erde eroberten und seither die Menschheit auf einem Entwicklungsstand halten, der etwa der Bronze-/Eisenzeit entspricht. Nachdem die vorherigen Bände auf die Lösung dieses Rätsels hinarbeiteten, leitet nun ein Cliffhanger zu einem neuen Unter-Zyklus über, der Storm ins All bringt. Die Serie ist jetzt mehr SF als Fantasy.

Wie man es von Don Lawrence gewohnt ist, sind seine Illustrationen eine wahre Augenweide. Selten findet man heute noch in Comics so schöne, aufwändige und von Hand gezeichnete Bilder. Allein schon dafür lohnt sich der Erwerb der Serie. Wie auch in den anderen Alben gibt es am Ende einen illustrierten Sekundärteil mit Informationen zu „Storm“ und seinen Schöpfern sowie einen herausnehmbaren Farbdruck.

Obwohl „Storm“ bereits in den 1970er/80er Jahre entstand und manches Motiv altmodisch wirkt, so hat diese Reihe ihren ganz eigenen Reiz. Dem reiferen Publikum werden beeindruckende Zeichnungen und phantastische Abenteuergeschichten geboten, die ganz ohne Effekthascherei – Splatter, Erotik und Klamauk zum Selbstzweck – auskommen. Zweifellos ist „Storm“ eine der schönsten Serien, die derzeit bei Splitter erscheinen, und die aufwändige Gestaltung der Alben beweist, dass auch der Verlag die Arbeit von Don Lawrence sehr schätzt.