Gruselkabinett 146: Der rote Raum, H. G. Wells (Hörspiel)

Gruselkabinett 146
Der rote Raum
H. G. Wells & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Valentin Stroh, Ursula Sieg Dagmar von Kurmin, Horst Naumann u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2019, 1 CD, ca. 44 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5945-2

Rezension von Christel Scheja

H. G. Wells (1866-1946) ist wohl eher als einer der Väter der Science Fiction bekannt, deshalb dürfte es vermutlich den einen oder anderen irritieren, dass er durchaus auch in der Lage war, düstere Schauergeschichten zu schreiben wie die nun von Titania Medien adaptierte Erzählung „Der rote Raum“.

 

Im Jahr 1899 entschließt sich Simon Price dazu, einem Gerücht nachzugehen. Angeblich soll es in einem Raum des Schlosses Lorraine spuken, und alle die es bisher wagten, diesem Geheimnis nachzugehen sind jämmerlich verstorben. Natürlich glaubt der junge Mann nicht daran und will dem Spuk mit wissenschaftlichen Methoden auf die Spur kommen, denn er ist nicht bereit an das Übersinnliche zu glauben.

Obwohl ihn sowohl die Besitzerin des Schlosses als auch die letzten verbliebenen Dienstboten vor dem „roten Raum“ warnen, lässt er sich nicht beirren und will um jeden Preis in diesem die Nacht verbringen.


Das Thema ist sicherlich nicht neu, auch die Umsetzung entspricht den Zeichen der damaligen Zeit, in der Fortschritt alles war und Aberglauben nur noch etwas für alte Leute. Genau dieses Denken prägt die Hauptfigur, die sich natürlich nicht vom Gerede der Besitzerin und der Dienstboten beirren lassen will und sich auch bewusst daran macht, sein Experiment aufzuzeichnen.

Das Besondere des Hörspiels ist wohl der lange Monolog im Mittelteil, in dem allein Valentin Stroh als Sprecher brillieren muss; zunächst mit Unglauben und Selbstsicherheit, dann mit zunehmendem Unwohlsein bis hin zur Furcht. Dazu kommt eine sorgsam ausgewählte Geräuschkulisse, die nach und nach die Atmosphäre immer gruseliger werden lässt. Denn hier ist das Grauen nicht unbedingt präsent, es kommt aber durch den gesamten Klangteppich langsam heran geschlichen.

In der Hinsicht ist das Kammerspiel mehr als gelungen und man fragt sich wirklich, ob der Held seine Nacht überlebt oder nicht. Und das Schöne ist, dass der Autor am Ende offen lässt, was hier wohl den Protagonisten getrieben hat - wirklich das Übersinnliche oder eher doch die eigene kreatürliche Furcht vor der Einsamkeit.

Alles in allem ist das Hörspiel, obgleich so gesehen nicht viel passiert, gelungen, besitzt es doch genau die richtige Länge und überlässt genügend der Phantasie des Zuhörers, die über die ganze Laufzeit hinweg immer wieder sehr schön mit entsprechenden Andeutungen gefüttert wird.

„Der rote Raum“ mag inhaltlich vielleicht nicht neu und innovativ sein, die Umsetzung ist aber topp, da Marc Gruppe und seine Crew genau die Elemente herausarbeiten, die das Hörspiel erst gruselig machen und durch einen gelungenen Klangteppich die Phantasie genug befeuern um wohlige Schauer über den Rücken rinnen zu lassen.