Die Frau im Eis (BD)

Die Frau im Eis
Island/Dänemark/Schweden 2018, Regie: Börkur Sigþórsson, mit Ingvar Eggert Sigurðsson, Anna Próchniak, Marijana Jankovic u.a.

Rezension von Elmar Huber

Sofia (Anna Próchniak) arbeitet als Drogenkurier zwischen Kopenhagen und Reykjavik. Sie verschluckt die Rauschgiftpäckchen und geht an Bord eines Flugzeugs nach Island. ‚Begleitet‘ wird sie von Ex-Knacki Atli (Baltasar Breki Samper), der vor ihr am Zoll für Ablenkung sorgt, damit Sofia unbehelligt passieren kann. Doch schon an Bord des Flugzeugs geht etwas schief. Sofia erbricht drei der Päckchen, von denen eines verloren geht.

Während sie mit Atli das Flughafengelände verlässt, werden die Drogen gefunden und die Polizei wird sofort informiert. Die Beamtin Lena (Marijana Jankovic) wird dank der Überwachungsaufnahmen auf das seltsame Pärchen aufmerksam und setzt sich auf ihre Spur.

Gleichzeitig geht es Sofia immer schlechter; sie kann die Drogenpäckchen nicht wie geplant ausscheiden. Dazu müssen sie und Atli immer wieder ihren Aufenthaltsort wechseln. Auch Atlis Bruder Erik (Gísli Örn Garðarsson) beginnt, Druck zu machen. Er ist hoch verschuldet und auf das Geld aus dem Drogenverkauf angewiesen, um seine Anwaltskanzlei zu retten.

„Die Frau im Eis“ klingt nach einem ‚Nordic Noir‘-Thriller Marke Henning Mankell (& Co.), eine Assoziation, die mit der Filmhandlung quasi nichts zu tun hat. Viel eher handelt es sich um einen spröden Thriller, bei dem ebenfalls der Drama-Aspekt einen nicht unerheblichen Anteil ausmacht.
Der Film steigt gleich damit ein, dass die junge Sofia mit einer gewissen Übung eine Menge vorbereiteter Drogenpäckchen schluckt; offenbar nicht zum ersten Mal. Während sie sich Richtung Flugzeug bewegt, lernt man Atli kennen, der trotzt des ‚Ex-Häftling‘-Etiketts gar nicht so unsympathisch wirkt.

Nur zaghaft kommt man diesen Figuren näher, zwischen denen sich zwangsläufig ein Abhängigkeitsverhältnis entwickelt, spätestens als Sofia ein Fall fürs Krankenhaus wird, wo sie aus naheliegenden Gründen nicht aufschlagen können. So gut wie möglich kümmert sich der überraschend sanfte Agli um seine Schutzbefohlene. Zarte Gefühlsbande bilden sich aus, während sie sich auf der Flucht vor der Polizei und anderen allzu neugierigen Zeitgenossen befinden.

So zieht der Film sein Publikum langsam, aber unnachgiebig in einen grauen Strudel in dem auch Aglis Bruder Erik mitschwimmt, der weit weniger Mitgefühl für die Drogenkurierin aufbringt. Hartnäckig und mit der richtigen Portion Bauchgefühl ist dem Trio die Polizistin Lena auf den Fersen, die mehr als einmal in Eriks Anwaltsbüro steht, dessen Nerven blank scheuert und so den Druck von außen erhöht.

Einige kurze Szenen verlassen die reine Handlungsebene und setzen bedeutungsvolle Punkte, was die Charakterisierung und die Motivationen der einzelnen Figuren angeht.

Die durchweg sehr beeindruckenden Leistungen vor der Kamera tragen ein Übriges dazu bei, dass man die Figuren innerhalb der herrschenden Ödnis - innerlich wie äußerlich - als ‚lebendig‘ wahrnimmt. Gewinner gibt es dennoch am Ende keinen.

„Die Frau im Eis“ ist ein düsteres und sprödes Thriller-Drama, das mit filigranen Emotionsentwicklungen aufwartet und konsequent auf ein verheerendes Ende zusteuert.


BD-Facts:
Bild: 2,35:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, isländisch Dolby Digital 5.1, polnisch Dolby Digital 5.1, serbisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

BD-Extras:
keine