M. R. Forbes: Totentanz - Der Nekromant 3 (Buch)

M. R. Forbes
Totentanz
Der Nekromant 3
(Dead Stare)
Übersetzung: Jan Enseling
Titelbild: Jelena Begovic & Matthias Lück
Mantikore, 2019, Paperback, 332 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-96188-043-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Connor Night gehörte zu denen im Leben, die auf der Sonnenseite lebten. Als geachteter und beliebter Arzt arbeitete er im örtlichen Krankenhaus, nannte ein kleines Haus und einen Tesla sei Eigen. Eine hübsche Frau und ein Kind komplettierten das Idyll. Dann schlägt das Schicksal zu - Krebs, inoperabel. Lungenkrebs, obwohl er nie in seinem Leben auch nur einen Glimmstängel angesehen hat!

Quasi zum Ausgleich, hat er als wohl letzter der nach der Umkehrung auftretenden Begabten die Gabe der Nekromantie sowie den ultimativen Griff des Todes. Er kann, zumeist ob der Beschwörung, angepisste Tote - Tiere wie Menschen - zum Leben erwecken und kontrollieren. Das ist bei seinen Gegnern wie Orks, Werwölfen oder Goblins zwar geächtet, aber so manches Mal unbestreitbar von Vorteil. Inzwischen hat er sich diverse Kühlschränke voller Leichen zugelegt, die er je nach Auftrag aufweckt. Für seine Familie hat er seinen eigenen Tod konstruiert, hält sich selbst mit dubiosen Jobs über Wasser.

Die Mächtigsten der Magiekundigen haben sich, nachdem die Magie wieder Einzug in die Welt gehalten hat, in Häusern organisiert. Angeführt jeweils vom mächtigsten Magier hat man zu einem gewissen Statur Quo gefunden.

Seine eigene Krankheit, den Krebs, hält er mittels eines experimentellen Medikaments im Griff. Von den Leichen weiß er, dass er besser nicht zu bald in deren Reich überwechseln sollte, wird er dort doch schon sehnsüchtig erwartet. Nur, ob dies tatsächlich immer noch so gilt, daran hat er so seine Zweifel. Als er einem Drachen - ja, so ein riesiges, uraltes Ding mit Schwingen - hilft, dessen Ei zu retten, könnte man fast annehmen, dass Tod höchstpersönlich seine Handlungen unterstützt.

Sei’s drum, er braucht Nachschub an seinem Krebsmittel - und dies gibt es nur beim mächtigsten Magier der Welt. Dass dieser sich auf seine Fahnen geschrieben hat, die Magie wieder aus der Welt zu tilgen, dass er eine Unschuldige eingekerkert hat, führt dazu, dass unser Nekromant einen neuen Auftrag annimmt - die Gefangene befreien, den Magier zu besiegen und dies alles, ohne dabei die Welt zu zerstören.

Keine leichte Aufgabe, selbst wenn man die Unterstützung von Drachen, einem Troger, dem Tod und einigen Hackern auf seiner Seite hat - spielt doch auch ein uralter Dämon mit, und mit dem ist wahrlich nicht zu spaßen.


Sucht man die Buchhandlungen nach Urban Fantasy ab, so stößt man aktuell wie antiquarisch auf jede Menge Angebote. Es lassen sich schnell zwei Schwerpunkte erkennen: die Reihen, die mehr in den Bereich Horror tendieren, und die Romantik-Serien marschieren, bildlich gesprochen, Hand in Hand zur Kasse. Wer allerdings dazwischen etwas sucht, der wird es schwer haben. Abseits der Kultreihe um den Hexer Harry Dresden von Jim Butcher (dt. Feder & Schwert) gibt es mittlerweile wenig. Der Mantikore Verlag ist hier in die Bresche gesprungen. Gleich zwei Urban-Fantasy-Serien aus der Feder von M. R. Forbes legt der Verlag für den Fan derartiger Geschichten auf, und diese, um dies vorweg zu nehmen, wissen zu gefallen.

Im dritten Band baut der Autor seine Welt weiter aus. Geschickt reichert er die Welt nach dem Wandel mit Besonderheiten aus Fernost an - sprich, es geht nach Japan.

Kitsume und andere fernöstliche Besonderheiten warten nur darauf, es unserem Helden schwieriger zu machen. Schwierig wie in tödlich, da werden Hochhäuser platt gemacht, greifen Mischwesen diese an und auch sonst heftet sich so allerlei übernatürliches Gezücht auf die Fersen unserer Helden. Die Spur, der Connor und der neu zum Team gestoßene Troger folgen, führt sie auch nach Berlin, immer auf der Suche nach einem Zugang zum Reich des Magiers.

Geschickt baut der Autor dabei ebenso unauffällig, wie versiert, seine phantastische Welt weiter aus. Wir erfahren mehr über die Geschichte der Magie, wie es zum ersten Wandel kam, warum dieser überhaupt, trotz aller Opfer die er forderte, angestrebt wurde und was hinter der Maske und den Würfeln, die Connor so unbedarft für seine nekromantischen Zwecke nutzt, steckt.

Eingebettet hat der Autor dies erneut in eine rasant ablaufende, actionreiche Handlung. Der eher pessimistischen Sichtweise unseres todkranken Protagonisten hat der Autor im neu eingeführten Troger einen humorvollen und schlagkräftigen Begleiter zur Seite gestellt, der für weiteren Drive sorgt.

So geht auch der dritte Aufguss der Reihe neue, interessante Wege, verwöhnt mit einem abwechslungsreich angelegten Plot und jeder Menge Offenbarungen, nur um uns und unsere Helden am Ende in einem nägelkauenden Cliffhanger zurückzulassen - Fortsetzung folgt hoffentlich möglichst bald!