Barb & J. C. Hendee: Götterjagd - Dhampir 6 (Buch)

Barb & J. C. Hendee
Götterjagd
Dhampir 6
(Child of a Dead God, 2008)
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Titelbild: Max Meinzold
Lyx, 2010, Paperback, 464 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8471-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Die „Dhampir“-Serie („The Nobel Dead“) von Barb & J. C. Hendee erschien ursprünglich beim Label Lyx von Egmont. Seit dem 1. Juni 2016 ist dieses, das bis dahin vor allem phantastische und abenteuerlich-dramatische Titel mit erotischen Einlagen publizierte, Bestandteil der Bastei Lübbe AG mit dem Schwerpunkt auf Liebesromanen („moderne Frauenunterhaltung & Romance“). Einige der Titel haben eine Neuauflage erfahren oder sind wenigstens noch als eBook erhältlich, wobei Letzteres auf die „Dhampir“-Reihe bis Band 8 zutrifft.

Leider hat man diese packende Serie über diese Nummer hinaus nicht fortgesetzt, so dass man sich die restlichen sechs Bände als US-Original-Ausgabe zulegen muss. Besonders ärgerlich ist auch, dass nicht einmal ein sauberer Schnitt vollzogen wurde - die Reihe ist gegliedert in drei Unterserien zu sechs, drei und fünf Büchern -, sondern der Abbruch in der laufenden Handlung des zweiten Storybogens nach dessen zweiten Teil (von drei) erfolgte. Das ist genauso übel wie die einstige Unsitte, umfangreiche Romane willkürlich in drei Teilen zu veröffentlichen (zum Beispiel Terry Brooks: „Das Schwert von Shannara“, Goldmann - die ersten Bände wurden als Trilogien veröffentlicht, bevor die Nachdrucke wie die Originale als ein Buch erschienen).

Man sollte sich von dieser ‚Verlagspolitik‘ nicht abschrecken lassen, sondern eventuell gleich die Originale kaufen, die oft günstiger und natürlich früher erhältlich sind, denn es wäre schade, auf eine großartige Serie zu verzichten, wenn man erst einmal abwartet, ob sie in Deutschland überhaupt komplett erscheint und die bis dahin womöglich teilweise vergriffen ist.


Auf der Suche nach einem mysteriösen Artefakt reisen Magiere, Leesil, Wynn und Chap, begleitet von zwei Elfen, in den unwirtlichen Norden. Sie ahnen nicht, dass sie verfolgt werden, sowohl von den Untoten Massing Welstiel und Chane, von denen jeder seine eigenen Pläne hegt, als auch einer Gruppe Elfen-Assassinen, die den Auftrag haben, das Artefakt, wenn es geborgen wurde, zum Ältesten Vater zu bringen und wenigstens Magiere zu töten.

Schließlich stoßen die Suchenden auf ein uraltes Schloss, in dem eine Vampirin lebt, die das Alter bereits in den Wahnsinn getrieben hat. Tatsächlich finden Magiere und Leesil ein mysteriöses Gebilde und entfesseln seine Macht mit verheerenden Folgen. Nicht alle von ihnen verlassen die Burg lebend.


Vampire, Dhampire, Elfen und sonstige Fabelwesen bevölkern eine Fantasy-Welt, die von einer finsteren Macht bedroht wird. Noch immer wissen die Helden nicht so recht, worum es eigentlich geht, was es mit den Artefakten auf sich hat und warum ausgerechnet sie auserwählt wurden, das Böse aufzuhalten, wobei jeder von ihnen bereits große Opfer hat bringen müssen.

Das Autorenpaar fügt zwar immer weitere Puzzle-Teile dem Gesamtbild hinzu, doch weiterhin ist vieles unklar, das Rätsel wird eher größer als kleiner. Und auch das ist einer der Aspekte, neben den vielen Schauplätzen und interessanten Akteuren, die den Leser gefangen nehmen und ihn zum Weiterlesen antreiben, selbst wenn die detailreichen Schilderungen und Charakter-Entwicklungen das Tempo oft drosseln, so dass wichtige Antworten aufgeschoben werden. Man möchte nach den fortwährenden Andeutungen endlich erfahren, was wirklich los ist und wer im Hintergrund die Fäden zieht. 

Entscheidet man sich dazu, die fehlenden Bände im Original zu lesen, wird man nicht enttäuscht. Lyx hat sich, als der Verlag die ungewöhnliche Serie nicht fortsetzte, selbst ein Bein gestellt und vermutlich den einen oder anderen Leser verloren, der mit der „modernen Frauenunterhaltung & Romance“ weniger glücklich ist. Die Geschmäcker sind halt verschieden.