Avengers: Gefahr aus Wakanda (Comic)

Reginald Hudlin, Don McGregor u.a.
Avengers: Gefahr aus Wakanda
(Amazing Spider-Man: Wakanda Forever + Wakanda Forever: X-Men 1 + Wakanda Forever: Avengers 1 + Black Panther (2016) Annual 1, 2018)
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Titelbild: Terry Dodson
Zeichnungen: Daniel Acuña, Alberto Albuquerque, Ray-Anthony Height u.a.
Panini, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 136 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1197-1

Rezension von Irene Salzmann

Der Titel „Avengers: Gefahr aus Wakanda“ impliziert einen handfesten Konflikt zusammen mit dem kriegerisch wirkenden Cover von Terry Dodson, auf dem sich einige Mitglieder der Avengers (Captain America, eine wie ein Luftballon aufgeblähte ‚Muscle-‘She-Hulk und Black Panther) drei schwarzafrikanischen Frauen gegenübersehen, die zu den Dora Milaje gehören, einer weiblichen Elite-Truppe, die zunächst den Black Panther und seine Familie schützte und deren Aufgaben schließlich ausgeweitet wurden auf das ganze Volk von Wakanda.

Es ist sicher kein Zufall, dass man das Thema colored people beziehunsgweise colored women aufgreift und sie in einen Kontext setzt, in dem sie gegen ‚alte weiße Männer‘ (wer könnte sie besser verkörpern als Captain America, der rechnerisch um hundert Jahre alt sein müsste) und ihre Kollaborateure - weiße Frauen (die Anwältin Jennifer Walters, grün nur in She-Hulk-Form) und verwestlichte Farbige (Black Panther als Symbol für Barack Obama, von dem sich die Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln mehr erhofft hatten) - aufbegehren, denen sie Kolonialismus, Unterdrückung und Apartheit vorwerfen.

Diese Motive werden dadurch unterstützt, dass unter den vier Autoren mit Nnedi Okorafor eine Frau mit Vorfahren aus Nigeria zu finden ist, von der man erfährt, dass sie Professorin für Creative Writing und Autorin von SF-, Fantasy- und ‚Afrofuturismus‘-Büchern ist (Näheres findet man unter anderem hier in der Wikipedia). Wenn es lediglich um eine Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse und die Bemühung geht, Farbige gleichberechtigt in allen Bereichen der Gesellschaft - und der Literatur - zu repräsentieren, findet diese Bewegung breite Akzeptanz, doch fürchten Kritiker, dass dadurch keine echte Gleichberechtigung sondern eine neue Apartheid inszeniert werden könnte, die sich gegen Weiße (zum Beispiel Enteignung weißer Farmer und Farmer-Morde in Südafrika) und oft auch Asiaten richtet.

Dieses heikle Thema umgehen alle Autoren und erzählen Storys, in denen starke schwarze Frauen einerseits als Touristen wie Kinder die Sehenswürdigkeiten von New York bestaunen, andererseits sich für das größere Ziel trotz vieler Geheimnisse auf die Superhelden, denen sie begegnen, einlassen und sich kooperationsbereit zeigen. Und nein, sie jagen auch keine ‚alten weißen Männer‘ oder überhaupt Weiße, sondern versuchen, eine Abtrünnige aus ihren Reihen zu stoppen, die zu einer Bedrohung für alle Menschen geworden ist. Wie es dazu kam, erfährt man Stück für Stück und in Rückblenden.


Die zu Malice gewordene Dora Milaje Nakia will T’Challa alias Black Panther provozieren, den sie abgöttisch liebt und von dem sie sich abgewiesen fühlt, weil er sein Herz Ororo Munroe alias Storm schenkte. Mit afrikanischer Magie und Drogen sorgt sie für Aufruhr, so dass sich einige ihrer früheren Kameradinnen und Spider-Man zusammentun, um sie aufzuhalten.

Malice kann entkommen und attackiert Storm, die von ihren Freunden und den bereits bekannten drei Kriegerinnen Hilfe erhält. Die von Malice angewandte Magie hat sich jedoch bereits verselbständigt und ist von ihr kaum noch zu kontrollieren. Black Panther, der ihre Verzeihung erbittet, weil er ihren Kummer nicht bemerkt hatte, kann ihr nichts abschlagen, so dass sie versucht, den Zauber unschädlich zu machen.


Das Annual hat mit den drei vorherigen Storys wenig zu tun, da es eine mögliche Zukunft beschreibt, welche die Nachkommen von Black Panther und Storm betrifft (ob das heißt, dass der wiederauferstandene Wolverine nicht mehr in Storms Bett schlüpfen wird?).


Mehrere Zeichner haben die Episoden umgesetzt. Die ersten drei sind stilistisch sehr homogen; allein das Annual will sich nicht ganz einfügen, was aber unproblematisch ist, da es eine eigene Story erzählt. Die Illustrationen kann man unter ‚typisch Superhelden‘ und ‚comichaft‘ ablegen, ganz nett, aber nicht erste Liga.

Der Titel verspricht gewisse Konflikte, die jedoch von anderen Problemen ersetzt werden. Nicht den Avengers oder den ‚weißen‘ Menschen droht „Gefahr aus Wakanda“, sondern allen, die sich in der Gefahrenzone um Malice befinden, und Wakanda probt auch nicht pauschal den Aufstand, denn den Ärger bereitet allein eine frustrierte, sich unverstanden fühlende, eifersüchtige Frau, womit eigentlich wieder ein Stereotyp bedient wird. Irgendwie hat man doch etwas anderes erwartet.