Jenny-Mai Nuyen: Das Drachentor (Buch)

Jenny-Mai Nuyen
Das Drachentor
Karte: Jenny-Mai Nuyen
cbt, 2019, Taschenbuch, 576 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-570-31276-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Das Drachentor“ erschien bereits 2007 bei cbj und war der zweite Roman der damals noch recht jungen Autorin Jenny-Mai Nuyen, die gerade erst mit „Nijura“ Erfolge gefeiert hatte. In dieser Geschichte, die sie bereits als Kind in Ansätzen erfunden hatte, bringt sie Elfen und Drachen in einem epischen Abenteuer zusammen.


Schon lange führen die Herrscher von Hardon und Myrdhan miteinander Krieg. Nicht nur die normale Bevölkerung leidet darunter, auch das Volk der Elfen wird langsam aber sicher durch die Auseinandersetzung vernichtet; die meisten haben sich in dem Wäldern versteckt, da man sie mittlerweile für alles verantwortlich macht. Nur im kleinen Reich Arawell werden sie noch geduldet. Auch die Drachen sind unterworfen worden, dienen in diesem Krieg als Reittiere und Waffen.

In dieser Zeit werden Schicksale geschmiedet, die später das Leben aller Wesen verändern werden. Da ist zum einen Alasar, der die Kinder seines Volkes in den Bergen versteckt und zu deren Anführer wird… aber auch langsam den Bezug zur Wirklichkeit verliert.

Revyn dient und arbeitet in den Drachenställen, bis man sein Talent entdeckt, ist er doch in der Lage, die mächtigen Wesen zu zähmen. Deshalb nimmt ihn die Drachengarde in ihre Reihen auf. Er folgt begeistert deren Taten, bis zu dem Tag, an dem er der Elfe Yelanah begegnet. Eigentlich jagt er die Drachendiebin, die kommt und geht wie ein Nebelstreif, doch als er immer wieder mit ihr spricht, erkennt er seinen größten Fehler und hört endlich auf das, was ihm sein Herz schon lange sagt.


Man merkt in diesem Buch, dass die Autorin gegenüber ihrem Debüt „Nijura“ dazu gelernt hat; die Geschichte ist glatter und mehr wie aus einem Guss, die Andeutungen und Hinweise spinnen einen richtigen roten Faden, der die Spannung von Anfang bis Ende hält, auch wenn eine der Handlungsebenen immer noch sehr lange im Raum schwebt, ehe sie auch mit den anderen zusammen führt.

Die Figuren handeln durchaus begründbar, aber das Buch geht bei den Gefühlen und Gedanken nicht sonderlich in die Tiefe. Vieles ist einfach so und entwickelt sich, weil es die Autorin so will, aber genau das sorgt auch für einen zügigen Lesefluss und die Konzentration auf das eine Abenteuer.

Wer aber mehr Bindung zu den Figuren erwartet, wird enttäuscht, denn es bleibt eine gewisse Distanz zu den Figuren, selbst wenn sie starke Gefühle wie Hass und Liebe, Angst und Trauer empfinden. Vor allem Alasar und Yelanah bleiben dem Leser fremd. Revyn ist da etwas besser ausgearbeitet und zeigt wesentlich mehr Entwicklung als seine Mitstreiter.

Die meisten Nebenfiguren bleiben blass und entsprechen den gängigen Klischees des Genres. Da gibt es den weltfremden Elfenkönig, der sich mehr oder weniger von den machtgierigen Menschen um sich herum vereinnahmen lässt, die Kriegstreiber, die in erster Linie an ihren Vorteil denken.

Interessant ist, dass Dialoge und Ereignisse über Seiten ausgewalzt werden, die zwar stimmungsvoll aber nicht immer für die Handlung ergiebig sind, während die Autorin eher darauf verzichtet, Kämpfe, Schlachten und die Grausamkeit gegenüber der Zivilbevölkerung auszuarbeiten. Und auch bei den Helden macht sie es sich ab und an ein wenig zu einfach, denen gelingt fast alles ohne besondere Schwierigkeiten.

„Das Drachentor“ ist letztendlich ein solider und unterhaltsamer Fantasy-Roman, der sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet. Erfahrenere Leser sollten der eher geradlinigen und nur wenig überraschenden Handlung und den oberflächlichen Charakteren wohlwollend gegenüber stehen, um wirklich Spaß an der Geschichte zu haben.