Alice Matheson 2: Der Killer in mir (Comic)

Jean-Luc Istin
Alice Matheson 2
Der Killer in mir
(Alice Matheson: Le Tueur en moi, 2015)
Titelbild und Zeichnungen: Živorad Radivojević
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2016, Hardcover, 56 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-95839-301-1

Rezension von Elmar Huber

Um weitere Erkenntnisse über die Untoten und eventuelle Gegenmittel zu erhalten, hat das Krisenteam des St. Mary's Hospital eine provisorische Versuchsreihe zur Grundlagenforschung gestartet. Gleichzeitig droht das Sterbehilfe-Hobby der Krankenschwester Alice Matheson erneut aufzufliegen. Der Zufall spielt ihr in die Hände, was die Ausschaltung einer allzu neugierigen Kollegin angeht, und so beginnt Alice, den momentanen Ausnahmezustand als Segen zu sehen.

Im herrschenden Chaos kann sie Spuren ihrer Tätigkeit so einfach verwischen wie nie zuvor.

Doch eine weitere Gefahr bahnt sich an, als einer der Notaufnahme-Patienten sie zu erkennen glaubt, aus ihrer Zeit, bevor sie als Adoptivkind in die Familie Matheson kam. Sie stellt den Fremden zu Rede und erfährt, dass ihre Pflegefamilie offenbar nicht ehrlich war, was ihre leiblichen Eltern betrifft.


Irgendwie funktioniert es, dass man als Leser auf der Seite dieses emotionslosen, aber äußerst intelligenten Todesengels steht und regelrecht mitfiebert, wenn Alice aufzufliegen droht. Eine kurze Storyline, die mit einem unvorhersehbaren Schock-Moment aufgelöst wird. Natürlich würde es sich schnell abnutzen, dies immer wieder in ähnlicher Art zu wiederholen, so dass Autor Jean-Luc Istin einen unsympathischen alten Bekannten unter Alices Patienten platziert, der sie mit seinen Andeutungen aus der Bahn wirft.

Alice selbst hat keine Erinnerungen mehr an diese Vergangenheit, doch es klingt an, dass dort der Grund für ihre kaltblütige Empathielosigkeit und Mordlust zu suchen ist. Souverän dagegen nutzt Alice die Befragung von Polizeiinspektor Kitson, um von sich abzulenken. Das Zombie-Thema gerät hier gegen die übrigen Aspekte etwas in den Hintergrund. Es klingt lediglich an, dass die Epidemie durch einen künstlichen ‚Impfstoff‘ ausgelöst wurde. Ob absichtlich oder versehentlich ist ungeklärt. So gibt es eine ganze Reihe an parallelen Storytreibern, die bewundernswert ausgewogen jongliert werden.

Das Ganze präsentiert Jean-Luc Istin („Die Nacht der lebenden Toten“) wieder in einem mehr als ordentlichen Tempo, das auch den zweiten Teil dieses Serienkiller-Thrillers mit Zombies zu einem Pageturner macht. Den Zeichenstift hat Živorad Radivojević übernommen, zu Vorgänger Philippe Vandaële ist kein allzu auffälliger Stilbruch zu erkennen. Živorad Radivojevićs Bilder sind noch einen Tick realistischer. Die dichte Atmosphäre bleibt dank desselben Koloristen, Jean Bastide, erhalten, die Figuren sind absolut wiederzuerkennen.

„Alice Matheson“ bleibt spannend und überrascht mit immer neuen Wendungen.