Oskar Hoffmann: Phantastische Novellen (Buch)

Oskar Hoffmann
Phantastische Novellen
Verlag Dieter von Reeken, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 300 Seiten, 22,50 EUR, ISBN 978-3-945807-39-2

Rezension von Carsten Kuhr

Im Rahmen der Werksedition Oskar Hoffmanns legt Dieter von Reeken in seinem Verlag auch den 5. Band der Kollektion in einer zweiten Auflage vor.

In vorliegender Ausgabe hat der Herausgeber fünf Novellen des Autors, die dieser zwischen 1900 und 1912 schuf, zusammengefasst und gibt ein recht fundierten Überblick über das Schaffen und die schriftstellerische Entwicklung Hoffmanns.

 

Den Auftakt macht die Geschichte „Unter Marsmenschen“, die man getrost als eine Art Fortsetzung zu Hoffmanns wohl erfolgreichsten Roman einordnen kann.
Ein in Wien beheimateter Student will eigentlich nur seine Katze retten, gerät dabei aber in den Sog eines selbst gebauten Transmitters und findet sich auf dem Mars wieder. Hier trifft er auf eine alte, weise Zivilisation. Nach anfänglichen Verständigungsproblemen erkundet er neugierig die Errungenschaften der Marsianer und deren revolutionären sozialen Verhältnisse, haben die Marsbewohner doch das allgemein gültige „Geld für Arbeit“ schlicht abgeschafft.
Interessant sind hier insbesondere die über die Marskanäle erfolgten Reisen ins Mars-Innere und die in einem Museum ausgestellten Errungenschaften der Hochzivilisation.

In der folgenden Novelle, „Eine Luftreise in die Eisregionen“ betitelt, begleiten wir einen Erfinder und dessen Ingenieur bei einem Rekordversuch. An Bord eines Raketenflugzeugs nach Dublin kommen sie bei Hochgeschwindigkeit vom Kurs ab und driften immer weiter nach Norden. Zwar überleben die Beiden das Abenteuer, den anschließenden Flug jedoch nicht

Mit „König Mammon“ kehrt der Autor in seiner letzten Veröffentlichung nochmals zu seinem Roman „Der Goldtrust“ zurück. Inhaltlich geht es um einen Alchimisten, dem es gelingt Gold zu schaffen. Dass dieser am Ende in geistige Umnachtung fällt, bringt die den Inhalt des Romans in wenigen Seiten zusammenfassende Geschichte zu einem nicht unbedingt befriedigenden Schluss.

„Das Rätsel des Lebens“ stellt uns einen Wissenschaftler vor, dem eine Erbschaft es ermöglicht Radium zu erwerben. Mit dem überaus teuren, jedoch als Wundermittel angesehenen Radium macht sich der Forscher auf, das Rätsel um das Leben auf den Grund zu gehen. Seine geradezu zwanghafte Suche nach den Geheimnissen geht für den Forscher einmal mehr nicht gut aus.

Die letzte Novelle, „Ypsilons gefrorene Energie“, veröffentlichte Hoffmann unter Pseudonym. Erneut steht eine wissenschaftliche Erfindung im Zentrum der Geschichte. Ein etwas exzentrischer Erfinder hat die gefrorene Elektrizität entdeckt - kompakt, ertragreich und militärisch nutzbar. Als seine Heimatstadt den Erfinder ruft und ihn bittet, mittels seiner Erfindung den Nebel der königlichen Auen zu vertreiben, damit der Monarch dort seiner Jagdlust frönen kann, schlägt seine Stunde.
Dabei persifliert Hoffmann die örtlichen Honoratioren - oder ist der Autor hier nur ehrlich? - und Ordnungsorgane und unterhält bestens.


Insgesamt gesehen bietet der Band ein gute, weil vollständige Übersicht über die Entwicklung Hoffmann’scher Erzählkunst und greift dabei dessen typische Themen auf, wobei klar gesagt werden muss, dass die Faszination der Romane, insbesondere des „Mac Milfords Reisen im Universum“, nicht erreicht wird.