Deadly Class 1: Die Akademie der tödlichen Künste (Comic)

Deadly Class 1
Die Akademie der tödlichen Künste
(Deadly Class Vol. 1: Reagan Youth, 2018)
Autor: Rick Reminder
Zeichner: Wes Craig
Übersetzung: Michael Schuster
Cross Cult, 2019, Paperback, 176 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-959811-81-1

Rezension von Christel Scheja

Auf der Suche nach interessanten Stoffen für neue Fernsehserien greifen gerade die Bezahlsender und auch Streamingdienste immer mehr auf Comic-Vorlagen zurück, auch wenn sie diese nicht exakt kopieren, sondern eher mit den Figuren und Elementen daraus spielen. Nach Erfolgsgeschichten wie „The Walking Dead“ ist nun auch ein anderer moderner Klassiker an der Reihe, der hierzulande von Cross Cult herausgegeben wird, nämlich „Deadly Class“.

 

Im Amerika der späten 80er Jahre schert sich kaum einer um diejenigen, die auf der Straße leben. Dort herrschen harte Gesetze, das Recht des Stärkeren; Freundlichkeit und Gnade könnten als Schwäche ausgelegt werden. Das bekommt auch der 16jährige Marcus Lopez zu spüren, dessen Leben durch die Politik von Ronals Reagan zerstört wurde. Er sinnt auf Rache, ist aber genug damit beschäftigt, einfach nur zu überleben.

Das ändert sich in dem Moment, als ihm ein junges Mädchen das Leben rettet und er sich kurze Zeit später an der „Akademie der tödlichen Künste“ wiederfindet, einer geheimen Schule, in der die Jugendlichen eine Menge anderer Dinge neben den notwendigsten der üblichen Fächer lernen.

Marcus bekommt die Chance sich dort einzufinden - unter den Kindern und Mündeln von Mafiabossen und anderen Schurken. Aber das Leben ist hart, und jeder Tag könnte der letzte sein. Denn auf Versagen und Schwäche steht nicht weniger als der Tod - und der kann auch aus den Händen der Mitschüler kommen.


Es ist wie so oft: Der Held ist ein Verlierer in einer ohnehin krisengeschüttelten Zeit und es bestehen sogar Zweifel, ob er jemals die Sonnenseiten des Lebens kennengelernt hat, Marcus Lopez jedenfalls ist von der Gesellschaft abgehängt worden, alt genug um sich allein auf den Straßen herumzuschlagen, aber auch noch viel zu jung, um von den meisten anderen Obdachlosen ernstgenommen zu werden.

Aber man merkt auch; so ganz hat er sich seinem Schicksal noch nicht ergeben, sich einen Funken Menschlichkeit in der harten Welt bewahrt, auch wenn er völlig desillusioniert ist und sich ganz und gar an einen Gedanken klammert: Rache am Präsidenten zu nehmen, dessen Politik für seine Lage verantwortlich ist.

Das macht ihn zunächst zu einem idealen Schüler für die „Akademie der tödlichen Künste“. Hier kann er wirklich lernen, ein perfekter Killer zu werden - aber hat er auch die entsprechenden Anlagen dazu?

Schon die ersten Tage auf der Akademie trennen die Spreu vom Weizen, aus dem Einzelgänger muss erst einmal ein Teamplayer werden, damit der in dem Haifischbecken überleben kann, denn seine Mitschüler sind nicht gerade ohne - und auch dort gibt es Gruppen, die lieber unter sich bleiben und Schwächere mobben.
Die Geschichte mag leicht überspitzt wirken, ist aber dennoch faszinierend, fängt sie doch viel von dem frustrierten Lebensgefühl der damaligen Generation ein, den Wünschen und Träumen, die die meisten trotz ihrer zynischen Ader haben.

Die ganze Handlung mündet in einen Roadtrip, der es in sich hat und nach und nach auch viele andere Facetten von Marcus und seiner neu gefundenen Clique an die Oberfläche kehrt, zudem auch noch so offen endet, dass man wirklich gespannt ist, wie das Ganze nun weiter geht.

Den Künstlern gelingt es dabei, eine gute Mischung aus Action und Drama, Thriller und Ambiente zu bieten und nicht nur auf den Schicksalen herum zu reiten, da die eine oder andere Tat durchaus einen kontroversen Zug hat.

Auch die Figuren sind interessant gestaltet, mit vielen Ecken und Kanten, aber auch sehr vielen sympathischen Seiten, durch die man Anteil an ihrem Schicksal und Leben nimmt.

„Deadly Class“ dürfte schon mit dem ersten Band, „Die Akademie der tödlichen Künste“, all jene Leser begeistern, die einerseits das zynische Jugend-Drama, andererseits aber auch einen spannenden Thriller mögen, in dem immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren und das Geschehen auf den Kopf gestellt wird.