Paula Brackston: Die Tochter der Hexe (Buch)

Paula Brackston
Die Tochter der Hexe
(The Witch´s Daughter, 2010)
Übersetzung: Charlotte Lungstrass-Kapfer
Heyne, 2019, Paperback, 504 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-453-31975-2 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wir schreiben das Jahr 1628, als die Hexenjäger von Wessex fündig wurden. Als die junge Elizabeth genannt Beth ihre Mutter am Strick baumeln sah, die als weise Frau den Menschen bei Krankheit und Geburt zur Seite stand, nahm sie, wie man sicherlich gut nachvollziehen kann, reißaus. Tief im Wald, versteckt vor der Obrigkeit und der Inquisition, nimmt sich der Hexer Gideon des Mädchens an. Er bringt ihr bei, wie man nicht nur hext, er weckt ihre Kräfte, macht sie unsterblich und lehrt sie, zu überleben.

Seitdem, seit weit über dreihundert Jahren, versucht Elizabeth Anne Hawksmith genau das: nicht auffallen und so überleben. Sie verkauft auf kleinen Märkten ihre Tees und selbst angesetzten Öle, um über die Runden zu kommen.

Eines Tages aber endet ihr einsames Dasein ziemlich abrupt. Tegan ist ein junges, einsames Mädchen. Ihre Mutter arbeitet in der Klinik; lange aufreibende Nachtschichten sorgen dafür, dass Tegan ziemlich allein gelassen aufwächst. Als sie an die Tür von Beth klopft, will diese sie zunächst nur abwimmeln. Doch so einfach lässt sich das Mädchen nicht wegschicken, vermutet sie doch, dass Beth ihr ein Zaubermittelchen zum Erreichen ihres Herzenswunschs, der Liebe des angesagtesten Jungen der Schule, erfüllen kann.

In der Folgezeit kommen die beiden Frauen sich nah, Beth beginnt sich dem Mädchen zu öffnen und beginnt aus ihrer wechselvollen, zumeist dramatischen Geschichte zu berichten. Als sie anfängt, das Mädchen in Magie zu unterrichten ahnt sie nicht, dass sie damit einen alten Widersacher zurück auf ihre Spur führt.

Paula Brackston begibt sich in ihrem Erstling auf eine faszinierende Reise durch die Zeit. Quasi von innen, aus Sicht einer der verfolgten Hexen, beschreibt sie die Nachstellungen der Hexenjäger, denen die weisen Frauen auch in England und Wales ausgesetzt waren. Dabei lässt sie nicht nur viel Flair der Landschaften und Orte, sondern auch viel geschichtliche Fakten in ihren Roman mit einfließen. So erwartet den Leser eine Mischung aus historischem und phantastischen Roman.

Geschickt lässt die Autorin die Schrecken der Vergangenheit aufleben. Die Verfolgung durch den Klerus, die Heimsuchung durch Seuchen, die Nöte von Missernten und die Grauen des Krieges werden plastisch und ergreifend detailliert eingebunden. Hier, in der Darstellung der Vergangenheit. hat das Buch seine größten Stärken.

Weniger überzeugend erschien mir die Zeichnung unser Erzählerin. Beth macht, verteilt über ihr langes Leben, viel zu oft dieselben Fehler, lernt nicht aus diesen, sondern geht ein ums andere Mal den bekannten, desaströsen Weg.

Auch wenn das Finale ein wenig vorhersehbar ist, Beth zu blauäugig agiert und sich kaum fortentwickelt, wird der Leser durch die packend und überzeugend beschriebenen Handlungsorte und geschichtlichen Ereignisse ins Buch gezogen.