Neil Youngs Greendale (Comic)

Joshua Dysart
Neil Youngs Greendale
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Titelbild & Zeichnungen: Cliff Chiang
Panini, 2013, Hardcover, 160 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-86201-658-7

Rezension von Elmar Huber

Die naturverbundene Sun Green besitzt von Kindheit an die Fähigkeit, auf ganz eigene und friedfertige Art mit den Tieren auf der heimischen Farm umzugehen - genauer gesagt besitzen alle Frauen, die der Blutlinie der Indianerin Mahalia Cross, Suns Urgroßmutter, entstammen, besondere Fähigkeiten. Einige von ihnen verschwinden auch plötzlich auf Nimmerwiedersehen und zeigen sich nur in den Träumen ihrer Nachfahrinnen wieder. Suns jüngste Träume künden außerdem von Gefahr. Einer Gefahr, die von einem Energiekonzern ausgeht und die das Land in Verwüstung und Chaos stürzen könnte. Da kommt plötzlich ein Fremder in die Stadt, den Sun aus ihren Träumen kennt und der ganz eigene Ziele verfolgt.

 

Die Comic-Adaption „Greendale“ basiert auf dem gleichnamigen Konzeptalbum von Rocklegende Neil Young, zusammen mit Crazy Horse, aus dem Jahr 2003, das als eines der besten Musik-Alben dieses Jahres gilt. Da hier eine zusammenhängende Geschichte erzählt wird, lässt sich das Werk gut und gerne als Rock-Oper bezeichnen. Bereits 2003 drehte Neil Young (unter dem Namen Bernard Shakey) einen gleichnamigen Film; 2007 kündigte DC/Vertigo schließlich eine Comic-Adaption unter der Ägide von Autor Joshua Dysart („Unknown Soldier“, „Violent Messias“) in enger Zusammenarbeit mit Neil Young an, die schließlich 2010 in den USA erschienen ist.

Neil Young hat hier eine Familiengeschichte - Saga wäre zu hoch gegriffen - geschrieben, die sich um die Greens, hauptsächlich die 18jährige Sun Green, dreht. Über drei Generationen vererbt, verfügt Sun Green offenbar über empathische und hellseherische Fähigkeiten. Sehr ausführlich wird das an sich unbeschwerte Leben von Sun geschildert, inklusive erzählerischer Ausflüge zu anderen Familienmitgliedern. Der Stammbaum auf der Cover-Innenseite erweist sich hier als sehr hilfreich, den Überblick über das Familiengeflecht zu behalten. Nach und nach erfährt der Leser so, dass alle Frauen der Blutlinie über besondere Fähigkeiten verfügen, die sie jedoch nie gewinnbringend oder ‚missbräuchlich‘ einsetzen.

Eines Tages jedoch sieht Sun im Traum eine drohende Gefahr für Greendale und das ganze Land hervor und glaubt sich zum Handeln gezwungen. Bis hierher kann man die Geschichte  einem nahezu unbeschwerten magischen Realismus zuordnen, in den sich nun mit Bestimmtheit eine politische Komponente drängt. Somit liest sich „Greendale“ am Ende wie ein Amalgam aus Stephen Kings „In einer kleinen Stadt“ und Philip Roths „Ein amerikanischer Traum“.

Als Zeichner wurde Cliff Chiang („Wonder Woman“, „Human Target“) an Bord geholt, dessen Zeichnungen vergleichsweise einfach gehalten sind, der aber perfekt das Mimik-Spiel der Figuren beherrscht. Im Zusammenspiel mit der (absichtlich) kontrastarmen und vergilbt wirkenden Farbgebung von Star-Kolorist Dave Stewart entsteht hier eine nostalgisch-traumhafte Stimmung.

Die Panini-Ausgabe von „Greendale“ kommt sehr edel im Hardvover mit Leinenbindung, geprägtem Cover mit eingeklebter Illustration (ebenso der Rückentext) daher. Die eigentlichen Comicseiten bestehen aus mattem, qualitativ hochwertigem Papier.

Großartige Comic-Umsetzung von Neil Youngs magisch-politischer Rockoper in einer qualitativ hochwertigen Ausgabe.