Vera Seda: Die Sklavinnen des Sexplaneten (Buch)

Vera Seda
Die Sklavinnen des Sexplaneten
Blue Panther Books, 2018, Taschenbuch, 192 Seiten, 9,90 EUR, ISBN 978-3-86277-417-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Auf einem entfernten Planeten lebt ein menschenähnliches und zu ihnen kompatibles Volk, das in erster Linie Männer - Soldaten - hervorbringt. Damit sie Nachwuchs zeugen können, wurde ein Abkommen mit den Bewohnern der Erde geschlossen, dass diese ihnen alle Frauen senden, die für ein Verbrechen verurteilt wurden.

Eine von ihnen ist Gwenda, die von ihrem bisherigen Herrn zur devoten, schmerzresistenten Sexsklavin ausgebildet wurde. Auf seinen Wunsch hin gesteht sie ein Verbrechen, das sie nicht begangen hat, und wird dem Soldaten Landor aufgrund seiner Leistungen zugesprochen. Wie die anderen aus seinem Volk ist er ein Riese und extrem ausdauernd. Schnell wird Gwenda von ihm schwanger, doch es gibt Männer, die versuchen, sie ihm wegzunehmen, weil sie ebenfalls eine Sklavin haben wollen.

Auch Landors Freund Rasno wird belohnt. Enza wurde deportiert, nachdem sie ihren Verlobten, der sie vergewaltigen wollte, in Notwehr tötete. Rasno ist entsetzt, denn sein Volk achtet die Frauen, die sie haben, und halten sie bloß als Sklavinnen, weil es so wenige gibt und niemand freiwillig zu ihnen kommt aus Angst vor den Schmerzen bei der Vereinigung und der Möglichkeit, bei der Geburt eines so großen Kindes zu sterben. Und Enza erwartet gar Drillinge.

Der Arzt Kandor, der sich um die Frauen von Landor und Rasno kümmert, darf endlich auch eine Sklavin für sich beanspruchen. Zunächst will Kara fliehen, doch schließlich begreift sie, dass sie nur unter seiner Obhut vor anderen Männern sicher ist. Außerdem erwartet sie Zwillinge von ihm und gewinnt sein Vertrauen, als sich herausstellt, dass sie ihm bei der Arbeit zur Hand gehen kann.


Der Roman in drei zusammenhängenden Kapiteln fällt in erster Linie in die Rubrik Erotik, wobei die SF-Elemente lediglich dazu dienen, die Geschehnisse an einem exotischen Ort mit besonders gut gebauten und ausdauernden Männern zu inszenieren. Weder erfährt man den Namen des Planeten, zu dem die Straftäterinnen gebracht werden, noch den des ‚Soldatenvolkes‘, das sich selbst als eigene Spezies bezeichnet, aber kompatibel genug ist, um mit irdischen Frauen Kinder zu zeugen. Die Hintergründe für das Abkommen, zwischen der Erde und jener Welt, Verurteilte zu den sexhungrigen Riesen abzuschieben, bleibt ebenso im Dunkel wie die Beweggründe von Gwendas Herrn, sie nach ihrer Ausbildung unter Vortäuschung eines Verbrechens auf die Reise zu schicken.

Bis Gwenda, Enza, Kara und ihre Leidensgenossinnen den Planeten erreichen und einem Herrn zugeteilt werden, müssen sie viel erdulden: Vergewaltigungen im Gefängnis und durch die Crews der Schiffe. Näher ausgeführt wird das nicht, denn im Fokus stehen die Geschehnisse auf der unbekannten Welt mit ihren beängstigenden Bewohnern, die sich dann - in diesen drei Fällen - als weniger übel entpuppen, als befürchtet. Natürlich gibt es auch unter diesen Riesen rohe Kerle, und eine Frau, die ihre Pflichten als persönliche Sklavin nicht erfüllt, keine Kinder (mehr) gebären kann oder die Gesetze bricht, verbringt den Rest ihres Lebens in einem Bordell.

Das alles und auch die Brandmarkung (wie bei Vieh) erinnert an die Strafkolonie Australien, wohin einst Verbrecher deportiert wurden, die in nach Geschlechtern getrennten Gefängnissen leben, arbeiten und für diverse Dienstleistungen zur Verfügung stehen mussten. Wie im Buch hatte nicht jeder Verurteilte dieses Schicksal ‚verdient‘, denn das Wort eines einflussreichen Mannes wog schwerer als die Schilderungen eines Nobody.

Die drei Protagonistinnen haben Glück, an Männer zu geraten, denen ihre Sklavinnen am Herzen liegen, als sie deren Vorzüge und Hingabe erkennen. Sie sind nicht unnötig grausam, bloß ‚triebgetrieben‘ und eben bestens gebaut sowie ausdauernd. Umgekehrt lernen die jungen Frau schnell, dass sie mit ihren Herren besser dran sind als mit irgendeinem anderen, denn die Beziehung bietet Obhut und die erfolgreichen Geburten Aussicht auf den Gefährtinnen-Status. Obendrein entwickeln sich zwischen den Partnern Gefühle, so dass die Frauen bald nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Herren und vor allem das ungeborene Leben in sich beschützen wollen.

Ob Wolverine für die Soldaten Pate stand, man weiß es nicht. Aber sie ‚erschnüffeln‘ ihre Sklavinnen, bemerken Veränderungen, die auf eine Schwangerschaft hinweisen, und wenn sie ihre Frau ausnahmsweise einem Freund anbieten, dann wird sie anschließend sofort durch Sex erneut ‚markiert‘, um die Eigentumsverhältnisse klarzustellen.

Die Charaktere wurden von Vera Seda durchaus individuell angelegt: Landor ist ein rauer Soldat und Gwenda eine ausgebildete Sexsklavin. Nachdem er ihr neuer Herr wurde, verliebt sie sich in ihn und würde für ihn alles tun. Er wiederum behandelt sie gut, noch bevor ihn ihre grenzenlose Hingabe überrascht, und so macht er sie schließlich zu seiner Gefährtin. Rasno ist Ratsmitglied und erstaunt, als man ihm eine Sklavin zugesteht. Auf Landors Rat achtend, nimmt er Enza zu sich, die, anders als die übrigen Frauen, nicht davongelaufen ist. Er bemüht sich um Zurückhaltung und Zärtlichkeit, wodurch er ihr Herz gewinnt. Der Arzt Kandor hat nie damit gerechnet, eine Sklavin zu bekommen, und begehrte darum stets seine Patientinnen. Dennoch ist er nicht grausam und setzt sich für Kara ein, als sie bestraft werden soll, weil sie sein Haus verließ. Dass sie ihm assistieren kann, macht die beiden zu einem perfekten Paar.

Tatsächlich geht es für alle Beteiligten gut aus, und sie finden ausnahmslos ihre Erfüllung. Obwohl der Sex im Mittelpunkt steht, ist genug Handlung und persönliches Drama vorhanden, dass man den Roman interessiert liest, selbst wenn man mehr aus der SF/ Fantasy/Horror- als der Erotik-Ecke kommt. Man darf das Buch so in etwa in der Mitte ansiedeln zwischen Titeln, die eine nachvollziehbare Handlung oder in diesem Fall das phantastische Milieu in den Vordergrund stellen, wenngleich es den Autorinnen in Wirklichkeit um die Romanze geht (Kresley Cole, Nalini Singh, Mary Janice Davidson und andere), und solchen, in denen ein dünnes, ungewöhnliches Gerüst konstruiert wird (wofür sich die Phantastik genauso gut eignet wie die unerreichbare Welt der Reichen und Schönen), an dem der Sex aufgehängt wird (beispielsweise in Hannah Stevens Kurzgeschichtensammlung: „Schön, geil & tödlich“, Blue Panther Books).

Natürlich bietet ein Roman mehr Möglichkeiten als eine Shortstory, aber es geht auch um die Leserwünsche, ob man der Erotik oder einer begleitenden und überzeugenden Handlung zuzüglich der Erotik den Vorrang einräumen möchte. Das ist ein Punkt, den jeder(r) für sich selbst entscheiden muss.

„Die Sklavinnen des Sexplaneten“ überraschen auf jeden Fall positiv jene Leserschaft, die sich eine Handlung wünschen, in der die Liebesspiele eingebettet sind, während ihnen die Charaktere nahegebracht werden. Noch besser wäre es gewesen, dem Planeten und dem Soldatenvolk Namen zu verleihen, den Hintergrund ein wenig mehr auszubauen und den Sex zum I-Tüpfelchen zu machen, denn Vera Sera versteht ihr Handwerk. Aber das mag vermutlich nicht im Sinne aller Leserinnen sein. Schwer für die Autorin, hier diesbezüglich die richtige Entscheidung zu treffen. Wie auch immer, die Lektüre macht Spaß.