Christoph Marzi: Heaven – Stadt der Feen (Buch)

Christoph Marzi
Heaven – Stadt der Feen
Titelillustration von Frauke Schneider
Arena , 2009, Hardcover, 358 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3- 401-06382-9

Christel Scheja

Zu den erfolgreichen deutschen Autoren der letzten Jahre gehört Christoph Marzi, der bereits 2004 mit seinem Debütroman „Lycidas“ Publikum und Kritiker begeisterte und dafür sogar den Deutschen Phantastik Preis erhielt. Seither ist er sowohl im Erwachsenen- als auch im Kinderbuchbereich aktiv, denn als Vater von drei Töchtern bleibt es nicht aus, dass diese auch altersgerechte Geschichten erzählt bekommen wollen. „Heaven – Stadt der Feen“ ist des Autors neustes Werk. Er entführt damit nicht in eine magische Dimension, sondern bleibt der realen Welt verhaftet – genauer: einer so mystischen und magischen Stadt wie London.

Vor einigen Jahren hat David seine Familie und sein tristes Leben in Cardiff/Wales hinter sich gelassen und ist nach London gegangen. Dort hat er sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, ist mit dem Gesetz in Konflikt geraten und derzeit bei der Besitzerin eines Buchantiquariats untergekommen, die ihn für Kost, Logis und ein wenig Geld Botengänge zu ihren Kunden erledigen lässt. Bei einem dieser Wege läuft ihm ein seltsames Mädchen in die Arme, das auf der Flucht vor jemandem zu sein scheint. Er kümmert sich um sie und wird dabei mit Dingen konfrontiert, die er bisher nur für Märchen gehalten hat. Heaven Mirrless behauptet von sich selbst, kein Herz zu haben – und tatsächlich, in ihrer Brust schlägt auch nichts, ebensowenig hat sie einen Puls. Und dennoch lebt sie, vermutlich weil sie Feenblut in ihren Adern habe. Und das ist nur der Anfang eines dramatischen Abenteuers, das David von nun an nicht mehr loslässt, denn auch er wird jetzt von den Gestalten verfolgt, die Heaven gefangennehmen wollen, und muss feststellen, dass er selbst mehr mit der übersinnlichen Welt verbunden ist, als er dachte. Schon bald bekommt er es mit Geistern und Kobolden zu tun, erfährt einiges zu Feen und Magie und über die Feinde, die in der wirklichen Welt für eine Reihe von ritualisierten Serienmorden verantwortlich sind ...

„Heaven – Stadt der Feen“ ist einer der Urban-Fantasy-Romane, in denen das Phantastische zwar immer präsent ist, sich aber nicht in den Vordergrund drängt. In dem stehen die Menschen, ganz besonders David, der als Jugendlicher ohne Perspektive erstmals durch Heaven gezwungen wird, Verantwortung zu übernehmen und zu seinen Freunden zu stehen und nicht nur immer davonzulaufen. Gleichzeitig entwickelt er natürlich auch Gefühle für die junge Frau, aber auch das ist ein eher schleichender Prozess und nicht gleich einer der Aufhänger. Auch wenn es genügend Action gibt – dramatische Verfolgungsjagden und ernsthafte Bedrohungen –, verläuft die Geschichte doch eher in ruhigen Bahnen und setzt sehr stark auf Atmosphäre. Wer sich schon einmal in London abseits der üblichen Touristenorte bewegt hat, wird die Stimmung der Straßen und Gassen wiedererkennen. Dazu gibt es viele Zitate aus der zeitgenössischen Popkultur; die beiden Jugendlichen kennen immerhin nicht nur die Klassiker sondern auch aktuelle Fernsehserien und Filme. Besonders originell ist aber auch die Definition der Feen, denn dass ist so auch noch nicht dagewesen. Ein wenig erinnert die Geschichte auch an die skurrilen Einfälle von Neil Gaiman – man denke nur an „Das Graveyar-Buch“, aber das kommt dem Buch sehr zugute.

Daher sei „Heaven – Stadt der Feen“ allen Fans empfohlen, die ideenreiche und verspielte Urban Fantasy“mögen, in der vor allem die Atmosphäre stimmt und Abenteuer und Action eher das Salz in der Suppe sind.