Northlanders 3: Blutiger Schnee (Comic)

Brian Wood
Northlanders 3
Blutiger Schnee
(Northlanders # 9,10, 17-20, 2008/2009)
Titelbild von Massimo Carnevale
Zeichnungen von Dean Ormston, Vasilis Lolos, Danijel Zezelj, Davide Gianfelice
Farben von Dave McCaig
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-929-8

Christel Scheja

Brian Woods Anliegen in „Northlanders“ ist es, ein differenziertes Bild der Wikinger zu schaffen, die in den Köpfen der meisten Leute immer noch nur wilde und mörderische Barbaren sind Zwar zollt er auch der Trivialität des Comics Tribut, aber die Geschichten sind trotzdem anders als man erwartet.

Im dritten Band, „Blutiger Schnee“, gibt es gleich vier Geschichten statt einer, die in verschiedenen Epochen der Wikingerzeit spielen. Mit dem Überfall auf Lindisfarne im Jahr 793 beginnt die große Zeit der nordländischen Eroberer, die in den folgenden zwei Jahrhunderten ganz Nord- und Westeuropa in Atem halten. Im Schatten des Klosters, dessen Menschen noch nichts von dem Verhängnis ahnen, wächst der junge Edwin auf. Doch er hat es nicht leicht, denn der strenge Vater misst den Jungen immer an seinem Liebling Cerdic. Aus diesem Grund läuft der Bursche eines Tages davon und geradewegs in die Hände einer Gruppe bewaffneter Männer, die nicht als Händler gekommen sind... „Die Kunst des Einzelkampfs“ geht der Frage nach, ob Duelle unter den Wikinger einfach nur so geschahen um Konflikte zu klären und Leute in ihre Schranken zu verweisen, oder ob auch mehr dahinter steckt als man denkt. „Die Schildjungfern“ sind drei Frauen, die als einzige den Angriff der Sachsen auf ihre Heimat überlebt haben und sich nun alleine durchschlagen. Sie verschanzen sich schließlich in einer verlassenen Burg und zeigen den Sachsen, die sie verfolgen, dass auch Frauen sich ihrer Haut zu wehren wissen. „Sven, der Unsterbliche“ setzt die Geschichte um den Helden aus dem ersten Band weiter fort. Obwohl er sich mit seiner Familie auf eine einsame Insel in der Nordsee zurückgezogen hat, kann er nicht in Frieden leben, des es gibt immer wieder Leute, die um seinen Ruf wissen und ihn deshalb herausfordern...

Die Autoren haben sich stellenweise sehr interessante Themen herausgesucht. Über den Überfall auf Lindisfarne gibt es sicherlich genügend Geschichten, diese hier aber beleuchtet das ganze auch noch von einer anderen Seite und macht einen einheimischen Jungen nicht nur zum Mittelpunkt der Geschichte sondern auch noch zum Zünglein an der Waage. Etwas kryptisch und verwirrend, wenn auch sehr actionreich, ist dagegen „Die Kunst des Einzelkampfs“, in dem nicht wirklich eine Handlung die Geschehnisse vorantreibt, sondern nur die Dynamik der Bilder zählt Das sieht in „Die Schildjungfern“ anders aus, die gleich zwei Mythen der nordischen Welt miteinander verknüpfen – die Heldinnen wirken nicht nur wie Walküren sondern werden am Ende auch noch zu den menschlichen Verkörperungen der Nornen. Und die letzte Geschichte rundet die allererste Ausgabe der Reihe ab, indem sie die Geschichte um Sven zufriedenstellend abschließt.

Allen Geschichten ist gemein, dass sie sehr grob gezeichnet sind. Auch die Farben tun ihren Teil zum düsteren Realismus hinzu und lassen einen sehr düsteren und erdigen Eindruck entstehen. Vielleicht kratzen die Inhalte nur an der Oberfläche und stellen nicht wirklich viel in Frage, sie sind aber sehr stimmungsvoll gemacht und ziehen den Leser in eine düstere und schmutzige Zeit. Die Figuren sind in diesem Momenten archetypische Gestalten, die sich in einem Szenario bewegen, dass durchaus so abgelaufen sein könnte, wenn auch nicht unbedingt an Orten wie Lindisfarne. Auch wenn Magie keine Rolle spielt, so kennt man doch viele Elemente der Geschichten auch aus Fantasy-Geschichten.

Alles in allem wendet sich auch dieser Band von „Northlanders“ an die Leser, die nicht nur historische Comics mögen, sondern auch von düsterer, heroischer Fantasy nicht genug bekommen können.