Stephanie Rowe: Schau mir in die Augen, Kleiner! (Buch)

Stephanie Rowe
Schau mir in die Augen, Kleiner!
(Must Love Dragons)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Catrin Lucht
Titelillustration von Ramona Popa
Lyx, 2010, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 378 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8299-8

Carsten Kuhr

Was tut man, wenn man seit zweihundert Jahren in einem Körper festsitzt, den man niemanden zeigen darf, und dabei sexuell erregt ist bis unter die kleinsten Drachenschuppen? Na klar, schließlich leben wir nicht mehr im Mittelalter, also Laptop an, und auf ins www. Hier finden wir bestimmt einen scharfen Galan, mit dem wir erotisch chatten können, ein wenig Cybersex wäre auch nicht schlecht und dazu noch eine Ladung Brezeln – schon ist Theresa Nichols, die vermutlich letzte lebende Drachin der Welt, zufrieden. Ja gut, dann eben nicht zufrieden, aber zumindest ein wenig von der eigenen Misere abgelenkt.

Als ihre Internetbekanntschaft aber nicht locker lässt und unbedingt ein persönliches Kennenlernen anstrebt, entwickelt sich die Situation rasch zu einem explosiven Tohuwabohu, zumal ihr Brezelvorrat erschöpft ist. Dazu sollte man wissen, dass Theresa in ihrem Drachenkörper festsitzt, weil sie die Aufgabe als Hüterin des Kelchs von ihrer Patin übernommen hat. Um Hüterin zu werden, musste sie aus dem Kelch trinken, damit kam die körperliche Unsterblichkeit – aber leider auch das Festsitzen in der Form des Drachen. Als Satan, ja genau, der Boss der Hölle. ihr dann den Vorschlag unterbreitet, ihr ihren sexy Menschenkörper wiederzugeben, wenn sie ihm im Gegenzug einen Gefallen – nein, nicht ihre Seele, so blöd ist sie auch nicht – schuldet, schlägt sie zu. Dann aber geht es erst so richtig los, heftet sich doch eine ganze Meute Killer an ihre Fersen, entpuppt sich Zeke, ihr Internetfreund, als zweihundertjähriger Drachenjäger und versteckt sie den Kelch ausgerechnet bei Satan – da sage noch einer, dass das Leben langweilig wäre. Hätte sie nur mehr Brezeln gehabt ...

Was für Adjektive fallen mir für diesen Roman ein? Frech, spritzig, sexy, lustig und romantisch – all das hält das Buch für seine Leserinnen bereit. Es geht, nomen est omen, einmal mehr um das Zwischenmenschliche in Verkleidung übernatürlicher Wesen. Satan und seine Dienerinnen finden dabei ebenso einen Platz wie Drachen und deren Jäger, Killer und Anwälte, Politiker und Fernsehprediger. Natürlich hat die Autorin dabei ein wenig die innere Logik aus den Augen verloren, sind die Charaktere eher Abziehbilder und agieren schablonenhaft, als dass uns wirkliche Charakterentwicklung erwarten würde. Doch dafür steht der Unterhaltungswert hoch im Kurs. Das liest sich ein wenig sprunghaft, so wie die Zeit der ersten Verliebtheit, wo man einfach nur schwebt, für alles offen und begeistert ist, ohne groß über Probleme nachdenken zu wollen. Man fühlt sich wohl, und genau dieses Gefühl transportiert das Buch mit seiner spritzigen Hauptperson auch zum Leser. Spannend geht es auch noch zu, unsere Liebenden die einmal mehr zueinander eigentlich nicht kommen dürfen, werden auch noch irgendwie zueinander finden – Herz, was willst Du mehr für eine langweilige Zugfahrt oder den Badesee ohne Begleiter ...