Russell Blake: Schuld und Sühne - Wasteland 1 (Buch)

Russell Blake
Schuld und Sühne
Wasteland 1
(The Day After Never: Blood Honor, 2016)
Übersetzung: Mark Tell Weber
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2018, Taschenbuch, 366 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-95835-351-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Vor fünf kurzen Jahren war die Welt für den Texas Ranger Lucas Shaw noch in Ordnung. Er war glücklich verheiratet, hatte einen guten Job, der ihn und seine Familie nicht nur ernährte, sondern die auch Welt ein ganz klein wenig gerechter machte. Dann kam die Grippe. Wie immer, wenn alle rund 200 Jahre eine Pandemie zuschlägt, unterscheidet das Virus nicht zwischen Arm und Reich, zwischen Gut und Böse - 80 Prozent aller Menschen auf der Welt erkrankte tödlich, die Zivilisation brach zusammen. Die Elektrizität, die öffentliche Ordnung und die Regierungen verschwanden, es herrscht das Rechts des Stärkeren, zumeist das des Brutaleren.

 Da haben es die Ex-Knackies, die Kartell-Warlords und psychopathischen Massenmörder einfach, ihre Schreckensherrschaft in einer Welt aufzubauen, in der Recht und Gesetz, Mitleid und Integrität schlicht verschwinden.

Als Lucas seine Frau geschändet und ermordet auffindet, bricht er innerlich. Er zieht sich auf die einsam gelegene Ranch seines Großvaters zurück, richtet sich im post-apokalyptischen Leben ein.

Als er eines Tages eine unbekannte Frau rettet, ahnt er nicht, dass diese gute Tat ihn die Reste seiner mühsam aufrechterhaltenen Zivilisation kosten wird. Seine Freunde, zu denen er die schwer Verletzte bringt, werden überfallen, alle - auch die Kleinkinder - grausam ermordet, die Unbekannte entführt. Da er selbst sich auf der Suche nach der Nichte der Geretteten befindet, entkommt er zunächst den Banden. Zusammen mit der Nichte findet er Zuflucht bei einer alten Freundin seines ebenfalls gemeuchelten Großvaters. Doch warum nur suchen die Banden so vehement nach dem Mädchen?

Lucas macht sich zunächst nur auf, blutige Rache zu üben. Doch dann…


Ich bin bekanntermaßen kein großer Freund von post-apokalyptischen Plots. Das Spiel mit der Katastrophe, die die Zivilisation zerstört und das Schlechteste im Menschen freisetzt, liegt mir persönlich nicht. Vielleicht auch, weil die prognostizierten Zustände zu überzeugend und wahrscheinlich ausfallen, ist die zivilisatorische Tünche doch oftmals allzu dünn.

Mit vorliegendem Auftakt seiner „Wasteland“-Reihe aber hat mich Luzifer-Hausautor Russell Blake eingefangen. Nach den packenden Action-Thrillern um die Ex-Mossad-Agentin Jet und des archäologischen Schatzjägers Drake Ramsey legt der Verlag mit dieser Reihe eine ebenso packende wie erschütternd realistische wirkende Zukunftsvision vor, die ungeheuer temporeich voranprescht und den Leser kaum zu Atem kommen lässt.

Dies geht leider ein wenig zulasten der Charakterisierung. Eigentlich wäre genügend Raum da, konzentriert sich der Plot doch fast gänzlich auf den früheren Texas Ranger. Doch Lucas bleibt zunächst ein wenig flach, seine Motivation dürftig.

Dies trübt aber die Lese-Freude nicht wirklich. Zu temporeich geht es voran in einer Welt, wie wir sie zwar aus anderen Post-Doomsday-Titeln und Filmen kennen, die aber in sich glaubwürdig die Verrohung der Sitten und das absolute (Un-)Recht des Stärkeren porträtiert. Wer also auf Mad Max und Co. steht, der ist hier definitiv an der richtigen Stelle!