Teen Titans Megaband 1: Damian Waynes Junge Giganten (Comic)

Benjamin Percy, Marv Wolfman
Teen Titans Megaband 1
Damian Waynes Junge Giganten
Teen Titans: Rebirth 1, Teen Titans 1-19, 2017/2018)
Übersetzung: Jörg Fassbender
Titelbild: Jonboy Meyers
Zeichnungen: Jonboy Meyers, Jim Charalampidis, Diógenes Neves
Panini, 2018, Paperback, 372 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-7416-0980-0

Rezension von Irene Salzmann

An seinem dreizehnten Geburtstag wird Robin alias Damian Wayne von seinem Großvater Ra’s al Ghul aufgefordert, zurückzukehren und sein Erbe anzutreten, nämlich die Führung der ‚Faust des Dämons‘ zu übernehmen und nach bestandener Prüfung Mitglied in der League of Assassins zu werden. Selbst seine Mutter Thalia versucht, ihn dazu zu überreden, da sie um sein Leben fürchtet. Allein sein Vater Batman alias Bruce Wayne ist wieder einmal nicht für ihn da.

Nach Damians Weigerung übernimmt seine Cousine Mara die Leitung der Faust. Aufgabe der fünfköpfigen Gruppe ist es, fünf Ziele zu eliminieren. Damian weiß, dass er eines ist, und er kennt auch die anderen Opfer. Um sich und die Ahnungslosen zu retten, greift er zu ungewöhnlichen Mitteln und entführt Raven, Starfire, Kid Flash und Beast Boy, die alles andere als erfreut über diese Behandlung sind und entsprechend wenig Lust haben, ein neues Teen-Titans-Team zu bilden.

Viel Zeit zum Erklären bleibt Robin nicht, denn die Gegner tauchen schneller auf als befürchtet, so dass er und seine potentiellen Verbündeten den taktischen Rückzug antreten. Um die anderen aus der Schusslinie zu bringen, will sich Robin für sie opfern, aber Ra’s al Ghul ist enttäuscht von seinem Enkel und nimmt ihn nach dem Duell gegen Mara gefangen. Dank der Aufmerksamkeit von Beast Boy können ihm die Kameraden zu Hilfe eilen.

Auch Batman erscheint, spät - aber seine Unterstützung wird nicht benötigt, denn die neuen Teen Titans haben sich gefunden. Sie erhalten schon bald Verstärkung durch Aqualad, der herausfinden möchte, woher er stammt, wer sein Vater ist, über den die Mutter beharrlich schweigt, was es mit seiner Gabe auf sich hat und welchen Weg er einschlagen soll. Als sich aus dem Meer eine Bedrohung für die Bevölkerung erhebt, kann er allen beweisen, dass das Team ihn braucht.

Wie sehr wird deutlich, nachdem Kid Flash nach einer Auseinandersetzung mit Robin die Gruppe verlassen hat. Zwar stimmen die anderen für seine Rückkehr, doch Ruhe kehrt erst wieder ein, als Starfire sich als neue Anführerin durchsetzen kann und sich ein Konflikt durch den Einsatz von Kid Flash zu beenden ließ.

Wenig später unterzieht jemand Starfire einem grausamen Experiment, und danach wird Beast Boy Opfer einer heimtückischen Manipulation.


Zwanzig US-Hefte sind im „Teen Titans“-Megaband 1 zu finden, über 370 Seiten spannendes Lesevergnügen für 35,00 EUR. Viel Geld, aber rechnet man nach, was die Einzelbände beziehungsweise die deutschen Ausgaben mit vermutlich je zwei Episoden gekostet hätten, kommt man mit dem dicken Paperback deutlich günstiger davon. Außerdem erspart man sich die Wartezeit auf die Fortsetzungen und kann mehreren Handlungsbögen am Stück folgen, sich somit richtig einlesen, die Charaktere kennenlernen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Benjamin Percy (nur eine Episode schrieb Marv Wolfman) ist es gelungen, die individuellen Eigenarten der Protagonisten herauszuarbeiten und sie leicht unterscheidbar zu machen: Robin markiert den Batman und strotzt nur so vor Überlegenheitsdünkel und Arroganz, obwohl er tief im Innern verletzlich ist und sich nach einem sorgenden Vater und treuen Freunden sehnt. Beast Boy versucht, das Beste aus allem zu machen und sogar in ernsten Situationen Witze zu reißen, dabei fühlt auch er sich einsam und ungeliebt. Kid Flash hadert mit den Fehlentscheidungen, die er in seinem jungen Leben bereits getroffen hat, und hält sich darum für nicht gut beziehungsweise gut genug für die Teen Titans. Raven fürchtet, dass sie eines Tages wie ihr Vater werden könnte und schreckt daher vor Entscheidungen zurück, deren Folgen sie nicht abschätzen kann. Aqualad wirkt wie ein unbeschriebenes Blatt, bis er mehr über seine Herkunft erfährt und an seinen Aufgaben wächst. Starfire ist die Älteste und agiert reifer als die anderen, doch in ihr wohnen ebenfalls Ängste, die sie unberechenbar machen können, wenn sie hervorbrechen und die Alien-Prinzessin ihren Kräften freien Lauf lässt.

So verschieden sie alle sein mögen, es gibt ein verbindendes Element, nämlich die negativen Erfahrungen, die sie alle bereits in frühester Kindheit machten. Alle wurden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, von ihren Eltern/Angehörigen im Stich gelassen oder sogar für üble Zwecke benutzt. Die schiefe Bahn schien unausweichlich, doch vor die Wahl gestellt, haben sie sich aus eigener Kraft aus der Abwärtsspirale befreit, sich von jenen, die ihnen das angetan haben, abgewandt und ihren eigenen Weg gesucht.

Allerdings ist dieser ‚richtige‘ Weg ein steiniger, und die jungen Helden müssen sich regelmäßig neuen Herausforderungen stellen, von denen so manche in die Irre führen kann. Besonders eindringlich wird dies am Beispiel von Beast Boy geschildert, der nahezu alles tun würde, um beliebt zu sein. Dabei übersieht er, dass der Medien-Hype um seine Person gefährlich für die Gruppe werden kann, da durchaus Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, die den Gegenspielern von Nutzen sind. Beast Boy geht jedoch noch weiter auf der Suche nach dem ersehnten Glück, indem er sich in fiktive Welten flüchtet und als Vorbild für Menschen mit ähnlichen Wünschen missbraucht wird.

Einige dieser Probleme werden in dem vorliegenden Band lediglich am Rande erwähnt, da die Geschehnisse in anderen Serien (Crossover) stattfanden, so dass hier die Folgen beleuchtet werden, wie zum Beispiel der Austritt und die spätere Rückkehr von Kid Flash. Eine Entscheidung, die er eigenmächtig traf, hätte fast eine Mission zum Scheitern gebracht, wofür er von Robin rausgeworfen wurde. Zwar hat Kid Flash eingesehen, dass er Fehler begangen hat, doch hatte er Gründe für sein Handeln und würde wohl dasselbe wieder tun, um ein Leben zu retten. Robin wiederum fällt es extrem schwer, eigene Fehlentscheidungen zuzugeben und sich zu entschuldigen. Aber aus eigener Erfahrung weiß er, dass man niemandem eine neue Chance verweigern darf.

Obschon mehrere Zeichner die Storys gestaltet haben, gibt es keinen Stilbruch. Man hat eine sorgfältige Auswahl getroffen, dem der Band in Konsequenz ein gleichbleibendes Niveau zu verdanken hat. Die Illustrationen gefallen: Sie sind dynamisch, detailreich und schön bunt, die Charaktere sind attraktiv. Genau so wünscht man sich Superhelden-Comics.

Der „Teen Titans“-Megaband 1 liefert viele Seiten spannende Unterhaltung und ansprechende Illustrationen zu einem angemessenen Preis. Junge Protagonisten erlauben den Lesern, an ihrem Schicksal teilzuhaben, das im Wechsel von Action, Teenager-Nöten und inneren Konflikten geprägt ist. Die Serie hat Potenzial, und man darf gespannt sein, wie es weitergeht.