Axel Kruse: Ceres (Buch)

Alex Kruse
Ceres
Titelbild: Lothar Bauer
Atlantis, 2018, Paperback, 118 Seiten, 10,90 EUR, ISBN 978-3-86402-587-7 (auch als Hardcover und eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Der besiedelte Planetoid Ceres, eine ehemalige Bergbaukolonie, ist etwas Besonderes wegen des Sprungtors in seinem Einzugsgebiet. Eigentlich braucht es keiner, denn die Raumschiffe verfügen über eigene Hyperantriebe, die Direktflüge erlauben statt der Umwege über die Wurmlöcher. Trotzdem ist das Tor in Betrieb, denn es wird von Aliens, die es gemietet haben, genutzt. Der junge Inspektor Tanju Stepanek von der Erde, der noch Träume hat, hofft, dass es nach einigen Dienstjahren sein Sprungbrett in die Galaxis zu weit entfernten exotischen Welten wird.

Kaum eingetroffen, ermittelt er mit Kollegen an einem Fall, bei dem urplötzlich mehrere Menschen gestorben sind. Er stellt fest, dass der Zeitpunkt des Todes und auch die Tatorte nahe beieinander liegen, so dass die Behauptung, es habe sich um die Geheimwaffe von Aliens, einem Todesstrahl von einem Tauridenfrachter, gehandelt, durchaus plausibel erscheint.

Natürlich weisen die Tauriden jegliche Verdächtigungen von sich, und auch die Gespräche mit den Angehörigen der Verstorbenen entbehren einer heißen Spur. Die Angelegenheit verliert ohnehin ihre Priorität, denn die anstehenden Wahlen binden alle Polizeikräfte durch neue Aufgaben: Wahlbetrug und Unruhen sollen vermieden werden. Infolgedessen erhalten die lokalen Beamten Verstärkung von der Erde, von Truppen der dort regierenden Partei Alien Force Defense, die sich anschickt, auch die Mehrheit der Bürger von Ceres hinter sich zu versammeln.

Es kommt zu Ausschreitungen und Reaktionen darauf, wie sie sich Stepanek niemals vorgestellt hätte, und er muss eine Entscheidung treffen: Ist alles, woran er, der sich nie allzu intensiv mit Politik befasst hat, bisher glaubte, richtig - oder haben seine neuen Freunde recht, dass das, was sich auf Ceres abspielt, das Ende von Demokratie, Freiheit und friedlichem Austausch mit den Aliens ist?


Der SF-Roman beginnt zunächst recht spannend, indem Axel Kruse einen Kriminalfall mit mehreren Opfern inszeniert, die zunächst wenig gemeinsam zu haben scheinen. Die Fährte lässt sich erwartungsgemäß nicht bestätigen und scheint nur dazu zu dienen, Aliens als Täter zu diffamieren. Dass dem so ist, wird schnell bestätigt, denn die Beobachter und Hüter der freien Wahl tun alles, um die Meinung der Bevölkerung und die Wahl zu manipulieren, damit ein faschistisches Regime auf Ceres Fuß fassen kann, das prompt den Raumer der angeblichen Mörder vernichtet.

Schon der Name „Alien Force Defense“ macht sogleich klar, gegen wen der Autor ins Feld zieht und dass er eine demokratisch gewählte Partei nebst ihrer Sympathisanten mit dem Nazi-Regime („Führer“) auf eine Ebene stellt. Mit wem er die unschuldigen Aliens gleichsetzt, ist dann natürlich klar. Sie sind die alleinigen Opfer von Gewaltexzessen, krümmen ihrerseits niemandem ein Haar, wohingegen die Täter ausschließlich böse beziehungsweise aufgehetzte Menschen sind, die nach den Niederlagen in zurückliegenden interstellaren Kriegen die Sieger, die zugleich wirtschaftlich erfolgreicher sind, abgrundtief hassen.
Nebenbei werden noch einige Seitenhiebe in Richtung Exportwirtschaft, Umweltfrevel etc. ausgeteilt, beispielsweise durch die Erwähnung der extensiven Viehwirtschaft und ihrer negativen Folgen (Rinder - Tauriden). Würde man hier und in weiteren Bereichen Verzicht üben, könnte man viel für die Erde und insbesondere die Menschen in ärmeren Regionen tun, so die Message.

Man hat den Eindruck, als ob man die üblichen Themen und Wortbausteine aus den Mainstream-Medien vorgesetzt bekommt. Während die Story eigentlich kurzweilig aufgebaut ist und Unterhaltungspotential besitzt, missfällt, dass Axel Kruse seinen Lesern mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger verwehrt, was er der Hauptfigur - Tanju Stepanek -zugesteht: Der Protagonist darf sich anhand der Geschehnisse seine eigene Meinung bilden, freilich immer angestoßen von seinen ‚klügeren‘ Kollegen, die des Autors Ansichten kundtun. Das Publikum hingegen wird an die Hand genommen in einer Schwarz-Weiß-Welt, welche sich eine bestimmte Sichtweise der Realität zum Vorbild genommen hat, die für die Handlung passend gemacht wurde. Es gibt Leser, die das mögen…