The Devil Within 1 (Comic)

Ryo Takagi
The Devil Within 1
(Tenshi no Naka ni Akuma ari Vol. 1, 2003)
Aus dem Japanischen von Costa Caspary
EMA, 2010, Taschenbuch, 192 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7296-3

Irene Salzmann

Als kleines Kind sah Rion ein Video, das offenbar an Erwachsene adressiert war. Seither glaubt sie, dass jeder Mann ein Dämon und nur ein Junge vor der Pubertät ein Engel ist. Als Teenager ist Rion hübsch, und so mancher Mitschüler wäre gern mit ihr zusammen, aber an ihrer Sichtweise hat sich in all den Jahren nichts geändert.

So ist es dann ein großer Schock für Rion, als ihr Vater, den sie für den Oberdämon hält, drei Heiratskandidaten präsentiert. Wie es scheint, ist keiner der attraktiven Männer in sie verliebt, sie empfinden bloß Begehren, und die Verbindung dient einem Zweck, den Rion nicht kennt. Prompt ergreift sie die Flucht und vertraut sich einem anderen Nachbarn an, dem kleinen, engelhaften Tenshi (= Engel). Und schon überschlagen sich die Ereignisse: Koki, Sumi und Fuya versuchen, Rion zu überzeugen, dass sie keine Dämonen sind – sondern etwas völlig anderes. Auch sie selber ist ebenso wenig ein normaler Mensch wie Tenshi. Bald weiß Rion nicht mehr, was sie glauben und tun soll, vor allem weil alle vier sie brauchen … Aber wofür?

In Deutschland kennt man Ryo Takagi vor allem durch ihre Boys-Love-Mangas, darunter „Brandoll“, „Kirepapa“, „Butler’s Game“ und so weiter Zudem zeichnete sie abseits dieses Genres die Zweiteiler „Blood+: Russian Rose“ und „The Devil Within“. In Letzterem steht ein junges Mädchen im Mittelpunkt, dessen Glaube stark erschüttert wird, als sie feststellt, dass sich alles genau anders herum verhält, als sie immer dachte. Vier attraktive Männer rivalisieren um ihre Gunst, aber keiner ist das, was sie annahm, und auch in ihr ruht ein Geheimnis. Kann sie sich so getäuscht haben? Welche Ziele verfolgt ihr Adoptiv-Vater? Was belastet alle Heiratskandidaten und Tenshi, dass sie sich so sehr für Rion interessieren? Band 1 stellt die Charaktere und die Problematik vor. Einige Antworten werden gegeben, rufen aber nur weitere Fragen hervor. Der Leser erfährt einige wesentliche Dinge, doch bleiben genug Rätsel, die neugierig auf den zweiten und abschließenden Band machen. Woran leiden Fuya, Koki, Sumi und Tenshi? Wer oder was ist Letzterer? Meint er es ernst mit Rion? Wie wird sie mit ihrem aufgezwungenen Erbe und dem neuen Wissen umgehen? Schenkt sie wirklich Tenshi ihr Herz – oder einem anderen?

Bislang versuchten die Verlage, ‚shota‘ strikt zu umgehen, aber durchs Hintertürchen kommen die niedlichen Bengel und Mädels doch hinein, bloß sind sie dann grundsätzlich nicht so jung, wie sie aussehen, beziehungsweise nicht das, wofür man sie hält, und schon ist man wieder im sicheren Bereich. Ryo Takagi geht ohnehin nicht so weit wie in manch anderen ihrer Werke, setzt dafür verstärkt auf Comedy und Fantasy. Kurz: Es passiert nichts, was für Aufregung sorgen könnte, stattdessen meint man, eine Parodie auf gängige Muster in Händen zu halten.

Spaß hat man auf jeden Fall bei der Lektüre, denn sie ist witzig, spritzig, voller unerwarteter Wendungen, und gewiss folgen noch einige Überraschungen. Die Illustrationen, insbesondere von den Bishonen, sind ansprechend. Leserinnen ab 14 Jahre, die den Mix aus Fantasy, Romance und Comedy und Titel wie „Black Bird“, „Shinobi Life“ oder „Blaue Rosen“ mögen, kommen ganz auf ihre Kosten!