Michael Quay, Ingo Schulze & André Skora (Hrsg.): Blutroter Stahl - Sword & Sorcery-Anthologie (Buch)

Michael Quay, Ingo Schulze & André Skora (Hrsg.)
Blutroter Stahl
Sword & Sorcery-Anthologie
Titelbild: Hauke Kock
Mantikore, 2018, Paperback, 372 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-96188-046-1 (auch als eBook erhältlich)Einleitende

Zeilen (Absätze)

Rezension von Carsten Kuhr

Es gab einmal eine Zeit, man mag sie zurecht oder zu unrecht als die gute alte beschreiben, da erschienen in den Fantasy-Reihen im teutonischen Sprachraum gar viele Bücher, die mutige, zuschlagende Helden präsentierten, die sich mit dem geschmiedeten Stahl in der Hand Respekt verschafften. Gleich wer sich ihnen in den Weg stellte, wer auch immer sie oder Unschuldige bedrohte, konnte sich sicher sein, dass der geschärfte Eisenstab ihnen das Vorhaben ganz schnell austreiben würde.

Gleich ob es gegen dunkle Magie, finstere Mordbuben oder Dämonen zu Felde ging, die Recken und mit diesen der Leser erwartete ein paar höchst vergnügliche Stunden an der Seite ihrer Protagonisten. Dann kam Potters Harry, und seitdem ist die Fantasy-Welt eine andere. Vampir-Beaus, magische Internate, Werwesen, die in Privatjets von Kontinent zu Kontinent eilen bestimmten fürderhin die Buchregale. Die alten Recken, sie schienen ausgedient zu haben.

Wenn man sich aber die Programmvorschauen so zu Gemüte führt wird deutlich, dass eben jene lange Zeit vernachlässigte Wanderer in der Finsternis vor einer Renaissance stehen.

Bei Goldkonda kam Kane zu neuen Ehren, Festa brachte Conan wieder auf den Markt, die Edition Phantasia Fafhrd und den grauen Mausling - und Mantikore ging das Wagnis ein, eine Original-Anthologie, die vor zwei Jahren das erste Mal die Verkaufsregale erblickte, in erweiterter Form anzubieten.


Nicht weniger als 19 Geschichten von Anja Bagus, Jörg Benne, B.C. Boldt, Tom Daut, Torsten Exter, Marc Geiger, Christian Günther, Peter Hohmann, Daniel Isberner, Mike Krzywik-Groß, Thorsten Küper, Gloria H. Manderfeldt, Kay Noa, Christel Scheja, Dominik Schmeller, Mario Steinmetz, Judith & Christian Vogt, Florian Wehner und Karl-Heinz Zapf erwarten den Rezipienten.

Leider fehlen in der vorliegenden erweiterten Ausgabe die Originalillustrationen zu jeder Geschichte, die die Pegasus-Edition noch verzierten.

Inhaltlich wartet ein bunter Strauß auf den Jungen im Mann. Brachial geht es zu, aber auch ein wenig augenzwinkernd, überraschend, so manches Mal gar nachdenklich. Sprachlich auf erstaunlich durchgängig hohem Niveau überraschen die Plots immer wieder durch so nicht vorhersehbare Wendungen.

Welche Geschichten aber haben mir persönlich am Besten gefallen?

Nun Christian Günthers Auftaktgeschichte „In den Wäldern so still“ nutzt auf den ersten Blick bekannte Stereotypen um dann eine atmosphärisch sehr dichte Story zu weben.

Anja Bagus, deren „Das letzte Lied“ sich gleich als zweiter Beitrag anschließt, hat mir persönlich auch wegen der melancholischen Note im Finale, am besten gefallen. Zunächst ganz in einer typischen Fantasy-Welt beheimatet, treffen wir auf zwei Abenteurer, die das Schicksal gar schwer prüft; voller Gefühl, dabei ohne jegliche Sentimentalität erwartet eine Erzählung den Leser, die noch lange nachwirkt.

Aber auch die anderen Beiträge wissen, jede auf ihre Art zu überzeugen. Wie gesagt, handwerklich bietet sich der Band aus einem Guss an, ist sorgfältig redigiert und sauber gedruckt.

So bleibt der Rat an Neuleser wie alte Hasen, dem Gebiet der Sword & Sorcery eine Chance zu geben - sie werden es nicht bereuen!