Kyokai no Rinne 1 (Comic)

Rumiko Takahashi
Kyokai no Rinne 1
Aus dem Japanischen von Oke Maas
EMA, 2010, Taschenbuch, 18 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7291-8

Irene Salzmann

Als kleines Mädchen verirrte sich Sakura Mamiya beim Spielen im Wald hinter dem Haus ihrer Großmutter. Eine junge Frau wies ihr den Weg zurück – und seither kann Sakura Geister sehen. In Folge ist sie auch die Einzige in ihrer Klasse, die das Erscheinen ihres Mitschülers Rinne Rokudo bemerkt, der bislang ständig fehlte.

Nachdem sie ihn im Kampf gegen einen Geist beobachtete, spricht sie ihn darauf an und erfährt, dass er halb Mensch, halb Shinigami ist und durch seinen Mantel unsichtbar werden oder Geister materiell machen kann. Von nun an kreuzen sich die Wege von Sakura und Rinne immer wieder, und es bleibt nicht aus, dass das Mädchen in manch gefährliches Abenteuer verwickelt wird. Versehentlich gerät sie ins Reich der Toten und befindet sich bereits aus dem Weg zum Rad der Wiedergeburt, als Rinne sie im letzten Moment retten kann. Anschließend begegnet Sakura jener jungen Frau von damals ein weiteres Mal. Sakura erfährt deren und Rinnes Geschichte und erinnert sich wieder an das, was vor Jahren geschah …

Gerade erst hat Rumiko Takahashi nach 56 Bänden ihre Fantasy-Serie „Inu Yasha“ zum Abschluss gebracht, und nun legt sie eine weitere Reihe vor, die mit Mystery- und Fantasy-Elementen aufwartet: „Kyokai no Rinne“. Wie zum Beispiel in „Yami no Matsuei“ oder „Bleach“ finden sich hier viele Motive aus der japanischen Geisterwelt; insbesondere spielen die Shinigami = Totengötter eine tragende Rolle. Durch ihre Gabe, dass sie Geister sehen kann, lernt die Schülerin Sakura Mamiya ihren Klassenkameraden Rinne Rokudo näher kennen und wird nach und nach in seine Geheimnisse eingeweiht. Eigentlich könnte er bei seiner Oma Tamako, die als junge Frau erscheint, wohnen, aber er möchte lieber als Mensch leben und erfüllt nur widerwillig die Pflichten, die ihm auferlegt wurden. Dass er sich für das Geleiten der Geister zum Rad der Wiedergeburt bezahlen lässt, wird schnell zum Running Gag. Tatsächlich ist Rinne auf Nahrungs- und Geldspenden angewiesen, da er als Schüler kein Geld verdienen kann und es niemanden gibt, der für ihn sorgt. So muss Sakura selbst in kritischen Momenten ihre Börse öffnen und dafür bezahlen, dass ein Geist, der nicht loslassen kann oder böse wurde, seinen Frieden findet. Wo ein solcher Geist auftaucht, erfährt Rinne zum Beispiel durch die Nachrichten, die in einer meteorologischen Messstation, die außer Betrieb ist, zusammen mit einigen Opfergaben hinterlegt werden. Er selber hatte das Gerücht in Umlauf gebracht, dass man hier die Götter um Hilfe ersuchen kann; seither braucht er sich nicht über mangelnde Kundschaft, hauptsächlich andere Schüler, zu beklagen. Auch der erste Sidekick, der Kater Rokumon, findet sich in diesem Band ein. Er unterstützt Rinne bei seiner Arbeit und sorgt für zusätzliche humorige Einlagen.

Die Parallelen zu „Inu Yasha“ lassen sich nicht leugnen. Zweifellos wendet sich „Kyokai no Rinne“ in erster Linie an jene Leser, die traurig sind, dass ihr Lieblingstitel zu Ende ist. In Japan liegen momentan vier Bände der neuen Reihe vor, und sie ist noch nicht abgeschlossen. Beispielsweise handelt es sich bei Sakura genauso wie bei Kagome um eine Schülerin mit einer besonderen Gabe, die sie befähigt, an der Seite eines halbmenschlichen Freundes – Rinne ist halb Mensch, halb Shinigami und Inu Yasha halb Mensch, halb Hunde-Dämon – Gefahren zu überstehen und helfend einzugreifen. Ähnlich Inu Yasha trägt Rinne schwer an seinem Erbe. Während der eine darunter leidet, kein vollwertiger Dämon zu sein, lehnt der andere seine Berufung als Shinigami ab. Ob es für Rinne, der vom Wesen her an den schlitzohrigen Mönch Miroku erinnert, auch einen mächtigen Gegenspieler wie Naraku geben wird, bleibt abzuwarten.

In Band 1 wird das Setting vorgestellt, man trifft auf einige der wichtigsten Charaktere und erfährt, mit welchen Problemen diese sich befassen müssen. Gewiss wird früher oder später neben Mystery, Action, Spannung und Humor auch die Romantik ihren Platz in der Handlung beanspruchen.

Alles in allem startet „Kyokai no Rinne“ sehr vielversprechend und wird den Fans von Rumiko Takahashi sicher großen Spaß bereiten. Ob die Künstlerin mit der Serie an den Erfolg von „Inu Yasha“ anknüpfen kann, lässt sich jetzt noch nicht sagen, denn die Messlatte liegt hoch, aber das Potential ist vorhanden. Mag man Rumiko Takahashis Sinn für Humor und Abenteuer, Fantasy und den charakteristischen niedlichen Stil, der darüber hinweg täuscht, dass die geschilderten Ereignisse oft gar nicht so harmlos sind, sollte man unbedingt zugreifen.