Gotham Central 3: Im Fadenkreuz des Jokers (Comic)

Ed Brubaker, Greg Rucka
Gotham Central 3
Im Fadenkreuz des Jokers
(Gotham Central 11-15, 2003/2004)
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Titelbild: Michael Lark
Zeichnungen: Michael Lark, Brian Hurtt u.a.
Panini, 2016, Paperback, 124 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-733-4

Rezension von Elmar Huber

Während einer morgendlichen Unterredung mit Commissioner Akins wird Bürgermeister Dickerson durch das Fenster seines Büros erschossen. Eine Stunde später fällt ein Schulinspektor dem Scharfschützen zum Opfer. Kurz darauf stehen die Beamten, die den Tatort untersuchen, unter Beschuss. Während die Polizisten versuchen, der Lage Herr zu werden und sich in Gotham eine Massenhysterie anbahnt, deuten erste Spuren auf den Joker als Täter hin. Der Verdacht bestätigt sich, als der Irre beginnt, eine Schnitzeljagd mit der Polizei zu veranstalten, die zu keinem Ergebnis führt. Da spaziert der Joker plötzlich ins Polizeirevier und stellt sich selbst.

 

Vier Tage vor Weihnachten beginnt der Joker ein perfides Katz-und-Maus-Spiel mit der Major Crimes Unit, das die Beamten über mehrere Tage unter Starkstrom hält. Innerhalb weniger Stunden gleicht Gotham einem Hexenkessel, unter dem die Presse das Feuer noch schürt. Diejenigen, die nicht Hals über Kopf die Stadt verlassen, verbunkern sich in ihren Häusern.

Die Brisanz des Falles und die gebotene Eile machen es nötig, dass die Schichten von Sawyer und Probson unter Hochdruck zusammenarbeiten müssen. Ein Klima, in dem schwelende Rivalitäten und latente persönliche Spannungen augenblicklich eskalieren.

So lebt die Storyline „Leichte Opfer“ mindestens im gleichen Maße von der Dynamik im Team der Beamten wie auch von der Ausnahmesituation, die von jetzt auf gleich in Gotham herrscht. Und während das Zweite quasi aus dem Effeff heruntergespult wird, sind die vielen Charakter-Momente, die die horizontale Story-Entwicklung weiterführen, deutlich filigraner gearbeitet.

Thematisiert werden prominent das von Missgunst geprägte Verhältnis der beiden Schichtleiter Sawyer und Probson, das eine vernünftige Zusammenarbeit schwierig macht, und die Dreiecksgeschichte zwischen Nate Patton, Romy Chandler und Marcus Driver. Die Nerven der Cops liegen blank und der Stress ist allen Beteiligten anzumerken. So sind nicht alle Entscheidungen, die hier unter massivem Druck getroffen werden, gut, und im Affekt werden einige unschöne Äußerungen ausgestoßen. Ruckas und Brubakers Figuren sind keine perfekten Superfrauen und -männer, und genau das ist es, was diese Serie ausmacht.

Eingeleitet wird der Band von dem liebenswerten und ‚leichten One-Shot‘ „Tagträume“, der der Empfangsdame Stacy gewidmet ist. In einem Brief an ihre Freundin schildert sie ihr Alltagsleben bei der Major Crimes Unit, die Zusammenarbeit mit den Cops und ihre inoffizielle Rolle als Einzige, die das Bat-Signal auf dem Dach des Reviers bedienen darf. Außerdem, dass sie ein wenig in Batman verknallt ist.

Atemloser Hochspannungs-Thriller und dichte Charakter-Studie(n) in einem.