Leo der kleine Löwenkönig - Gesamtausgabe (DVD)

Leo der kleine Löwenkönig - Gesamtausgabe
J 1989

Rezension von Christel Scheja

Eine Serie, die Generationen begeisterte, bleibt nicht nur eine Eintagsfliege, sondern bringt die Macher oft genug dazu, die Vorlage noch einmal neu zu interpretieren - im Osten wie im Westen. So geschah es auch bei Osamu Tetsukas Klassiker, der in der westlichen Welt nur als „Kimba“ bekannt ist.

Während man in den 60er Jahren noch sehr stark an die Vorgaben des amerikanischen Geldgebers gebunden war, weil von der Vermarktung in den USA sehr viel abhing, konnte das Studio Tezuka Productions im Jahr 1989 den Manga nach eigenen Vorstellungen umzusetzen und neue Schwerpunkte in der 5-teiligen Anime-Serie setzen.

 

Zudem durchzieht die gesamte Serie ein dünner roter Faden. Irgendwann in den ersten zehn Folgen kommt Leo in Berührung mit der „Großen Mutter“ und einer Prophezeiung, die bis zum Ende wie ein Schatten über der Serie liegen wird. Denn was ist die „Große Bedrohung“, die seine Welt zerstören wird, wenn er nicht aufpasst? Und wie kann er ihr am Besten begegnen? Mit Kampf allein ist es sicherlich nicht getan.

Sind es die Menschen, die als Jäger und Spekulanten den Tieren und dem Wald immer wieder Schaden zufügen? Streitigkeiten unter den Tieren oder gar Naturgewalten? Die Episoden behandeln verschiedene Aspekte davon, die meist in ein oder zwei Folgen gelöst sind, aber die Anspannung bleibt, da immer wieder darauf hingewiesen wird, dass dies nicht die letzte Sorge ist, die Leo haben wird.

Es gibt einige wiederkehrenden Figuren. Nicht nur Ken-ichi und Ban sind mehrfach zu sehen und vertiefen die Freundschaft zu Leo, unterstützen ihn in seinem Bestreben, Panjas Wald und die Tiere zu unterstützten, auch andere wie die weiße Löwin Leona, die die alte Tradition der Familie weiter führt, sind mehrfach mit von der Partie. Oder neben Tieren aus seinem Freundeskreis auch der weise alte Stammvater einer Löwenfamilie, der in der Folge zu Leos Mentor wird.

Bei den Feinden sieht es ähnlich aus. Einige Söldner haben mehrfach Auftritte, genauso wie bestimmte Jäger mit denen Leo im Grunde auch noch eine Rechnung offen hat. Und das alles bestimmt auch die durchlaufenden Themen.

Auch wenn die einzelnen Folgen oder Zweiteiler in sich geschlossen sind, so merkt man doch, dass am Ende alles auf den großen Showdown zusteuert, in dem Leo beweisen muss, dass sein bisheriges Verhalten Früchte getragen hat. Es ist aber kein Problem, Episoden auszulassen, denn alles Notwendige wird zeitnah erzählt.

Die Serie ist zwar auf junge Zuschauer zwischen vier und zehn Jahren ausgerichtet, dennoch werden Grausamkeit und Tod nicht ganz ausgeklammert, und selbst der junge Held ist gelegentlich einmal dazu gezwungen - ganz so wie es das Gesetz des Dschungels vorschreibt, jemanden zu töten, wenn auch meistens aus guten Gründen. Aber all das ist so gehalten, dass Kindergartenkinder und Grundschüler keine Probleme damit haben werden.

Die Abenteuer entsprechen von der Dynamik her auch mehr den modernen Sehgewohnheiten, auch die Rassen- und Völker-Klischees hat man bewusst weggelassen, was bei der Serie aus den 60er Jahren noch etwas anders war. Hier und jetzt wiegt der Charakter schwerer als die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Volk.

Alles in allem kann sich die Serie sehen lassen, bietet sie doch auch heute noch interessante und abwechslungsreiche Abenteuer, die interessant aufeinander aufbauen, dennoch sehr viele Facetten des Dschungels zeigen und ab und zu auch einmal ins Phantastische abgleiten, wenn es den kleinen Löwen etwa in eine „verlorene Welt“ verschlägt.

Sogar leise Kritik am Raubbau der Ressourcen und die Umweltzerstörung, die Europäer und Einheimische in Afrika treiben, ist zu erkennen, was vermutlich der damals sehr starken Öko-Bewegung geschuldet ist.

Alles in allem bleibt die Serie aber Unterhaltung für Kinder, die all das zusammenbringt, was Jungen und vielleicht auch einige Mädchen im Alter zwischen vier und zehn Jahren begeistert: spannende Abenteuer, coole Tiere, schräge Charaktere und auch ein paar magische Momente.

Bild und Ton sind auf der Höhe der damaligen Zeit, allerdings wurde keine japanische Tonspur mitgeliefert, warum auch immer. An weiteren Extras findet sich nur ein Poster, wobei gerade hier ein Booklet sicherlich interessant gewesen wäre.

Fazit: „Leo der kleine Löwenkönig“ ist die Neuauflage eines Klassikers, die vielleicht viele bekannte Abenteuer erzählt, aber dennoch ganz andere Schwerpunkte setzt, eine wesentlich modernere und erwachsenere Erzählweise pflegt und sogar eine durchgehende Geschichte erzählt, wenn man genau hinschaut.

Gemeinsam mit der alten „Kimba“-Serie ist aber die Konzentration auf die vielen Tiere des Dschungels und ihre Probleme beim Zusammenleben, der Umgang und Kampf gegen die Menschen, die ihnen Übles wollen und die lustigen Momente, die vor allem von den schrägen Sidekicks getragen werden.

Zudem wird mit der Gesamtbox die Serie wohl erstmals seit Langem auch wieder einem größeren Publikum zugänglich gemacht.


DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (4:3 Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
keine