Extremity 2 (Comic)

Daniel Warren Johnson
Extremity 2
(Extremity, Vol. 2: Warrior, 2017/2018)
Übersetzung: Monja Reichert
Cross Cult, 2018, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-814-8

Rezension von Christel Scheja

„Extremity“ gehört zu den Fantasy-Comics, die nicht mehr die alten heroischen High-Fantasy-Abenteuer mit edlen Helden und schrecklichen Monstern schildern, sondern ist eher ein Genre-Mix, der neben viel Action auch ordentlich Horror und einen Hauch von Science Fiction bietet. Im zweiten Teil geht es nicht weniger rund als im ersten.


Thea hat durch einen Überfall des feindlichen Clans der Pazina nicht nur ihre Mutter, sondern auch ihre Hand verloren. Damit zerbricht gleich zweifach die Welt der jungen Frau, die weniger Kämpferin als Künstlerin war. Ihr Vater sieht darin eine Chance aus seiner Tochter nun doch noch eine Kriegerin zu machen, die das Gesetz der Blutrache weiter führt.

Aber genau so wenig wie ihr Bruder Rollo glaubt sie, dass darin die Zukunft liegen kann, sie wird von Zweifeln und Angst gequält, denn sie ahnt, dass das Leid nur noch größer werden wird. Deshalb sucht sie in den Tiefen der Alten Finsternis zusammen mit Rollo nach einer Lösung für das Dilemma und entdeckt dort eine ganz andere Welt.

Neue Verbündete zeigen den Geschwistern, dass es auch anders geht und die größten Monster in den Menschen selbst stecken. Doch kann sie das vor dem Verlangen der Pazina schützen, ihren Clan nun endgültig auszurotten?


Nach den einführenden Ereignissen hätte man denken können, das Thea in die gleiche Kerbe wie ihr Vater und der Rest ihres Clans schlägt, aber das Gegenteil ist der Fall. Ernüchtert von dem, was sie erlebt hat, sucht sie zusammen mit ihrem ähnlich denkenden Bruder eine Lösung und entdeckt eine Gruppe von Überlebenden, die statt Blutrache Teamwork auf ihre Fahnen geschrieben hat und tatsächlich danach lebt - diese werden nach und nach zu einer besseren Familie als die eigene.

Dennoch kann das nicht viel an der Entwicklung ändern, die zwischen den Clans vor sich geht, schon bald sind nämlich die Geschwister und ihre Freunde gezwungen, wiederum Partei zu ergreifen.

Die Erzählweise ist hart, bitter und zynisch, eher eine Dystopie als ein hoffnungsvoller Blick in eine magische Zukunft. Denn am Ende gibt es weniger zu gewinnen als zu verlieren und der Hoffnungsschimmer bleibt ein kleiner Funke.

Das Ganze wird zwar atmosphärisch erzählt, bietet aber auch nicht unbedingt sehr viel Neues, die Überraschungen halten sich in Grenzen und auch die Figuren gewinnen nur wenig Profil. Letztendlich wird der am meisten Spaß an der Geschichte haben, der düstere Abenteuer ohne Pathos aber mit viel Grauen liebt.

Auch im zweiten Band von „Extremity“ geht es brutal und actionreich zu, allerdings werden hier auch die düsteren Seiten eines Rachefeldzug in Szene gesetzt - und die daraus resultierenden Folgen, die man nur mit sehr viel Kraft und großen Verlusten aufhalten kann - also perfekt für die Leser, die moderne Fantasy ohne Pathos und Glanz mögen.