Lady Killer 1 (Comic)

Joelle Jones & Jamie S. Rich
Lady Killer 1
(Lady Killer 1-5, 2015/2016)
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Titelillustration und Zeichnungen von Joelle Jones
Panini, 2016, Paperback mit Klappenbroschur, 124 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-927-7

Rezension von Elmar Huber

Seattle 1962: Josie Schuller ist die perfekte Ehefrau, Hausfrau, Mutter und eiskalte Killerin. Ein Nebenjob, von dem ihre Familie freilich nichts ahnt. Nach 15 Jahren ist ihr Auftraggeber Stenholm der Meinung, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Josies andauernder Seiltanz zwischen Familie und ‚Beruf‘ sie Fehler machen lässt. Ein Risiko, das er sich nicht leisten kann. Zuhause hat außerdem ihre Schwiegermutter ein misstrauisches Auge auf sie.

 Tatsächlich schafft es Josie nicht, ihren neuesten Job - einen kleinen Jungen zu töten - zu Ende zu bringen. Postwendend läuft sie ihrem Arbeitskollegen Peck in die Arme, der den Auftrag hat, Josie auszuschalten. Nun haben Stenholm und Peck eine tödliche Feindin. Und Josie ist nicht allein.


Mit „Lady Killer“ haben Joëlle Jones und Jamie S. Rich ein unglaublich lässiges und witziges Vehikel am Start, das als grandiose Mischung von „Mad Men“, „Dexter“ und „Desperate Housewives“ daherkommt. Schon nach den ersten paar Seiten hat man die in allen Lebenslagen wahnsinnig elegante Josie Schuler ins Herz geschlossen, die gerade noch eine russische Agentin kaltmacht, bevor sie sich im heimischen Alltagschaos um das Abendessen kümmert.

Solche Doppelleben-Geschichten sind nicht gerade selten, doch selten wurde dies mit solcher Nonchalance erzählt wie hier. Dabei geht es durchaus ernst zur Sache, denn unsere gerade liebgewonnenen Heldin schwebt bald in unmittelbarerer Lebensgefahr. Doch führt ihre Work-Life-Balance schon fast zwangsläufig zu einigen grotesken Situationen. Da macht die Gute auf dem Weg ins Ballett mit ihren Töchtern schon mal einen Umweg, um ihren Ex-Partner zu beschatten.
Das alles ist dermaßen flott und mit einer souveränen Leichtigkeit erzählt, dass "Lady Killer“ zu einem echten Pageturner wird.

Der vorliegende Band schließt den Handlungsbogen um Josies unfreiwilligen Agenten-Ausstieg ab, doch sind genügend Anknüpfpunkte enthalten, um die Story weiterzuführen.

Das Artwork von Joëlle Jones ist einfach nur großartig. Irgendwo zwischen James Bond und Walt Disneys „Aristocats“. Die Herren sehen aus wie Gary Grant oder Richard Nixon, Josies etwas treudoofer Ehemann wie Jimmy Stewart, die Damen wie Elizabeth Taylor, Doris Day oder Barbara Streisand, mit katzenhaften Augen und verführerischen Hüften.

Dass sich die Serie selbst nicht ganz ernst nimmt, zeigen auch die Pseudo-Werbeanzeigen im Stil der 60er Jahre, in denen Josie beispielsweise für Arsen, Tiefkühltruhen und Pistolen wirbt. Ebenso enthalten sind noch einige Variant-Cover.

Grandios elegante Thriller-Komödie mit lässigem Vintage-Flair.