Old Man Logan 1 (Comic)

Jeff Lemire
Old Man Logan 1
(Old Man Logan 1-4, 2016)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild und Zeichnungen: Andrea Sorrentino
Panini, 2016, Paperback, 100 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95798-839-3

Rezension von Elmar Huber

Unversehens erwacht der alte Logan im Jahr 2015, fünfzig Jahre bevor Amerika zum Teufel ging und er selbst - unter Mysterios Einfluss - die anderen X-Men tötete. Nun hat er augenscheinlich die Gelegenheit, diese Zukunft nie wahr werden zu lassen, und mit seinen Erinnerungen und seinem Wissen über diese Zukunft schreibt er eine ganz persönliche Todesliste, die die Geschichte, wie er sie kennt, verändern soll.

 

Mit der neuen Serien werden die Abenteuer des zukünftigen Logan aus Mark Millars „Old Man Logan“ und Brian Michael Bendis‘ „Old Man Logan: Die Rückkehr“ zu einer fortlaufenden Serie, die nun Jeff Lemire („Sweet Tooth“, „Justice League Dark“, „Green Arrow“) als Showrunner betreut.  Dazu hat man den alten Logan, der als Farmer arbeitet und dessen Frau und Kinder von den Nachkommen des Hulk getötet wurden, auf noch ungeklärte Weise in die Gegenwart zurückkehren lassen. Sobald er seine Situation verstanden hat, ist es sein einziger Gedanke, diese dunkle Zukunft abzuwenden, und das heißt, diejenigen zu töten, die dafür verantwortlich sind: Butcher, Banner, Mysterio und der Red Skull. Doch während seines Rache-Feldzugs bemerkt Logan, dass dies gar nicht ‚seine‘ Vergangenheit ist. Er trifft auf einen Hulk, der nicht Bruce Banner ist, und auf eine(n) Hawkeye, der/die definitiv nicht Clint Barton ist.

So ist Logan hin und her gerissen zwischen seiner Wut, Verwirrung und Zweifel, ob die Zukunft tatsächlich so eintreffen wird, wie er sie kennt. Auch könnte alles (wieder) eine Illusion sein, die ihm lediglich vorgespielt wird.

Sehr clever nutzt Jeff Lemire einige Elemente der Vorgängergeschichten, macht sich diese für seine Serie zueigen und entwickelt „Old Man Logan“ damit in eine ganz neue Richtung, die erhebliches Potential bietet, seinen wütenden Helden in ein moralisches Chaos zu stürzen. Lemire erzählt dies reichlich humorlos mit ordentlichem Pathos und Weltschmerz und erinnert damit an seine „Green Arrow“-Strecke. Immer wieder ereilen Logan Flashbacks und Träume von seinem Leben in der Einöde und vom Tod seiner Familie.

Das Paperback beinhaltet die ersten vier Hefte der Serie, in denen man schon grundsätzlich eine Richtung ausmachen kann, doch offen bleibt, wo die Geschichte hin steuert. Und Andrea Sorrentino, der bereits mit Jeff Lemires an „Green Arrow“ zusammengearbeitet hat, setzt alles mit seinem einzigartigen Stil möglichst pathetisch in Szene. Harte Kontraste, ‚Überbelichtungen‘, Bild-im-Bild-Technik, verfremdete Farben sind seine Stilmittel.

„Wolverine“ und „Old Man Logan“ werden hier auf originelle Art neu interpretiert. Die Kurve vom One-Shot zur Serie ist ganz gut gelungen, und Sorrentinos Zeichnungen sind immer absolute Hingucker.