David Eddings: Die Gefährten - Belgariad 1 (Buch)

David Eddings
Die Gefährten
Belgariad 1
(Pawn of Prophecy (Book of The Belgariad 1), 1982)

Übersetzung: Irmhild Hübner
Blanvalet, 2018, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 400 Seiten, 10,99 EUR, ISBN 978-3-7341-6166-7 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Nach dem Tod seiner Eltern wächst der Junge Garion unter der Obhut seiner Tante Pol auf einem Bauernhof auf, dessen Besitzer ein ehrlicher und großzügiger Mann ist, der seine Leute sehr gut behandelt. Infolgedessen durchlebt Garion eine relativ glückliche Kindheit mit einigen sehr schönen Erlebnissen, zu denen die Besuche des Geschichtenerzählers Meister Wolf gehören, aber auch einigen verstörenden Eindrücken, die, sofern er überhaupt davon spricht, ihm kein Erwachsener erklären will, zu seinem eigenen Schutz, wie es heißt.

Dieses Idyll nimmt ein jähes Ende, als Garion unabsichtlich das Interesse einiger gefährlicher Männer auf sich zieht, die aus unbekannten Gründen nach ihm suchen. Es gelingt ihnen, einen ihrer Helfershelfer auf dem Hof einzuschleusen, der ein waches Auge auf Tante Pol und Meister Wolf hat. Vagen Andeutungen entnimmt Garion, der inzwischen vierzehn Jahre alt ist, dass der Alte jemanden verfolgt, der etwas sehr Wertvolles gestohlen hat und jene Männer damit etwas zu tun haben. Aber welche Rolle spielt Garion in dem Ganzen?

Zu seiner großen Überraschung verlassen sie zu dritt in größter Eile den Hof. Ihnen schließt sich der Schmied Durnik an, der insgeheim in Tante Pol verliebt ist. Auf der Flucht treffen sie mit zwei Bekannten von Meister Wolf zusammen, dem Hünen Barak und dem gerissenen Silk. Sie alle wissen wesentlich mehr als Garion, dem man zu seinem Ärger weiterhin nur das Notwendige mitteilt.

Bald wird ihm klar, dass „die Gefährten“ weit mehr sind, als es den Anschein hat, doch fällt es ihm schwer zu glauben, dass Legenden zur Realität werden können. Er hat allerdings keine andere Wahl, da sein Überleben davon abhängt und man ihn braucht, um alles zum Guten zu wenden.


David Eddings (1931-2009) schuf die „Belgariad“-Saga in den 80er Jahren. Sie ist eine von vielen aus dieser Zeit, die unter dem Einfluss von J. R. R. Tolkiens „Der Herr der Ringe“ geschrieben wurden, um an dem Erfolg des Themas teilzuhaben.

Die Parallelen sind deutlich: Ebenso wenig wie Frodo, der zum Hüter des Rings wurde, weiß Garion, dem man die vierzehn Jahre angesichts seines Verhaltens nicht ganz abnehmen mag, was auf ihn zukommt und was eigentlich von ihm erwartet wird. Beide stehen hilflos einer archaischen Macht gegenüber und sind auf das Wissen und die Fähigkeiten ihrer Begleiter angewiesen.

Zwar vermeidet Eddings Elben, Zwerge, Orks & Co. und setzt auf mehr oder minder ‚normale‘ Menschen, doch kann man Meister Wolf durchaus mit Gandalf, Tante Pol mit Aragorn, Barak mit Gimli, Silk mit Legolas und Durnik mit Sam vergleichen. Sie suchen nach einem Artefakt, das in den falschen Händen den Untergang der bekannten Welt herbeiführen kann, und fliehen gleichzeitig vor den Häschern des Gegners. Der Ursprung des Konflikts liegt weit in der Vergangenheit und ist den Menschen aus den Legenden bekannt, die hier regelmäßig eingeflochten werden.

Die Helden sind gut, ihre Feinde böse. Zwar wird versucht, Garions Begleitern zumindest teilweise einen etwas zwielichtiger Anstrich zu verpassen, doch das will nicht gelingen, und je mehr man über sie erfährt, umso offensichtlicher ist, dass die Nobelmänner lediglich ihre Rollen spielen, um nicht sofort erkannt zu werden.

Obschon sie hin und wieder auf den Gegner treffen und von anderen Hindernissen aufgehalten werden, verläuft die Reise recht friedlich, arm an Kämpfen und Toten. Was heute spätestens seit George R. R. Martins „Game of Thrones“ gang und gäbe ist, nämlich Schmutz, extreme Gewalt, der Tod von Sympathieträgern, eine derbe Sprache, sucht man hier vergeblich. Selbst unter widrigsten Umständen wirken „die Gefährten“ stets sauber und adrett, bedienen sich einer gehobenen Sprache, wie man sie bei einfachen Menschen wie Durnik und Garion eher nicht erwartet, sie sind darauf bedacht, Gewalt zu vermeiden und keine Unschuldigen in ihre Probleme zu verwickeln - und es wird unglaublich viel gelacht, ganze Sätze sogar. Da ist bei der kompletten Überarbeitung offenbar einiges verschlafen worden.

Der Roman liest sich sehr wohl flüssig und unterhaltsam, aber die Helden sind zu gut, um wahr zu sein, wie etwa Michael J. Sullivans Protagonisten der „Riyria“-Saga. Seit sich der Realismus gegen Ende des letzten Jahrtausends in die Fantasy eingeschlichen hat, hinterfragt man nicht bloß die optisch attraktiven, im Kampf jedoch nutzlosen high heels und swimsuits der Heroinnen sondern auch das übermäßig selbstlose Verhalten der unnatürlich sauberen Recken.

Ob das so bleiben wird, wissen bloß jene, die seinerzeit die früheren Veröffentlichungen der fünf Bände gelesen haben. Ansonsten, wenn man ein Stückchen heile Welt im Rahmen eines Abenteuers wünscht, kann man sich hiermit entspannt zurücklehnen und die chaotische Realität kurzfristig ausblenden.