Disney: Hall of Fame 7: Marco Rota (Comic)

Disney: Hall of Fame 7
Marco Rota
Artwork: Marco Rota
Text: Guido Martina u.a.
Übersetzung: Alexandra Ardelt u.a.
Lettering: Frans Stummer
Ehapa, 2005, Hardcover, 192 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-7704-0686-9

Frank Drehmel

Der siebte Band der „Hall of Fame“-Reihe widmet sich mit dem am 18. September 1942 in Mailand geborenen Marco Rota einem weiteren Zeichner aus der beeindruckenden Phalanx großer italienischer Disney-Comic-Künstler. Schon im Altern von 20 Jahren begann Rota als Vollzeit-Illustrator zu arbeiten, und erreichte Mitte der 60'er Jahre des letzten Jahrhunderts nach einigen grafischen Streifzügen im Auftrag des DC-Verlags durch das „Superman“-Universum schließlich Disney und das italienische „Topolino“-Magazin, dessen Art Director er im Jahre 1974 wurde. Der vorliegende Sammelband enthält neben einer „Micky Maus“-Story aus dem Jahre 1972 – „Der Karate-Arm" – sechs „Duck“-Geschichten aus den 1980ern und -90ern, die inhaltlich wie grafisch exemplarisch für Rotas Schaffen sind.

In „Der Karate-Arm“ grübelt Micky über gefälschten 1-Taler-Scheinen, welche seit Kurzem an allen Ecken Entenhausens auftauchen, während Goofy beim Stöbern auf seinem Dachboden zwischenzeitlich eine metallene Schiene findet, die seinen Arm in einen Karate-Arm verwandelt, mit dem er mühelos alle möglichen Dinge zertrümmern kann.

„Die Burg der Piraten“ steht auf einer Insel, auf die es die Familie Duck verschlägt, nachdem sie während einer Schatzsuche Opfer von Seeräubern geworden sind. Dabei erweist sich die Burg nicht nur als Unterschlupf der Räuber, sondern birgt auch noch ein altes Geheimnis.

Die dritte Geschichte, „Bratenduft schlägt Kampfeslust“, führt uns ins alte Kaledonien, wo der Herr und Kommandant von Burg Angus, Donegal McDuck, nicht nur um das Herz seiner Lady Daisy ringt, sondern sich auch mit unfähigen Untergebenen, den baulichen Tücken jener Zeit sowie angreifenden Wikingern rumärgern muss. Doch ein echter McDuck schreckt selbst vor einem Duell mit einem hünenhaften Gegner nicht zurück, wenn es um Freiheit und Leben seiner Herzensdame geht.

In „Roboduck“ muss Dagobert schmerzlich erfahren, dass echte Wachmänner den Segnungen der modernen Robotik überlegen sind, auch wenn sie einen Haufen mehr Geld kosten.

„Die Zauberkugeln der Obanga“ sorgen mit ihrer Wudu-Magie dafür, dass Donald zu schrumpfen beginnt. Sollte es nicht gelingen, dem Fluch Einhalt zu gebieten, wird sich Donald zunächst in ein winziges Wesen verwandeln, um schließlich gänzlich zu verschwinden. Die Rettung für den Verzauberten liegt in Afrika, doch der Weg dahin ist lang und gefährlich.

„In den Fängen der Wikinger“ finden sich Donald und die Neffen wieder, nachdem sie mit einer Zeitmaschine Düsentriebs in der Vergangenheit verschollen sind, weil Donald mal wieder der Versuchung nicht widerstehen konnte, an Hebeln zu spielen. Und es dauert nicht lange, bis die kontaktfreudigen Ducks auf einem Drachenboot fremden Ländern entgegensteuern.

In der letzten Geschichte wird die Sage von Donaldo Zampatta Duck erzählt, von dessen Heldenmut und lieblichen Gesang noch heute mexikanische Legenden künden.

Marco Rota gehört zu den wenigen Künstlern, die ihr Schaffen insofern relativ uneitel betrachten, als sie sich als Diener einer gut erzählten Story und der damit verbundenen Notwendigkeiten verstehen, und die damit der grafischen Selbstverwirklichung innerhalb des traditionellen Disney-Kontextes, welche viele Zeichner mehr oder weniger bewusst betreiben, eine deutliche Absage erteilen. Wie Rota selbst ausführt, fehlt ihm das Verständnis dafür, etwas Besonderes zu sein, sodass sein Stil insbesondere in den Figurenentwürfen durchaus dem Barks mindestens gleicht, zuweilen sogar wie ein (gute) Kopie des „Großen Meisters“ – als den ihn Rota bezeichnet – erscheint, auch wenn der Italiener im Seitenaufbau und der Perspektiven-Wahl insgesamt mutiger, „moderner“ ist als der Amerikaner. Alles in allem repräsentieren die in vorliegenden Sammelband veröffentlichten Storys auch inhaltlich Rotas Schwerpunkte: exotische Schauplätze, technische Spielereien und Reisen in die Vergangenheit bieten eine muntere, lebendige Themenvielfalt, die den Leser mitreißt.

Redaktionell komplettieren neun Seiten mit Hintergrundinformationen über Rotas Schaffen beziehungsweise seine Bedeutung insbesondere für die italienische Disney-Produktion diese ausgezeichnet edierte Story-Sammlung.

Fazit: Wegen der grafischen Nähe zu Barks strahlen zumindest die „Duck“-Geschichten einen überwältigenden, leichten Charme aus, der auch diesen siebten Sammelband zu einem „Must-have“ für Enten-Freunde macht.