Manara Werkausgabe 3: Der Duft des Unsichtbaren (Comic)

Milo Manara
Der Duft des Unsichtbaren
Manara Werkausgabe 3
(Il Profumo dell´invisibile, 1983)
Aus dem Italienischen von Michael Leimer
Titelbild und Zeichnungen von Milo Manara
Bilder aus dem „Giacomo Casanova“-Portfolio
Panini, 2010, Hardcover, 148 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-386607-978-6

Christel Scheja

„Der Duft des Unsichtbaren“ ist eine zweibändige, wenn auch ziemlich freie Adaption von H. G. Wells 1895 erschienener Novelle „Der Unsichtbare“. Der erste Band erschien 1983 in seinem Heimatland und wurde 1997 sogar verfilmt. Es gilt als eines seiner erotischen Hauptwerke.

Die Geschichte selbst ist schnell erzählt. Ein Wissenschaftler verliebt sich in eine berühmte Ballerina, die ihn böse hat abblitzen lassen. Da er dennoch nicht von ihr lassen kann und ihr irgendwie nahe sein möchte, entwickelt er eine Salbe, die ihn unsichtbar macht, wenn auch nicht seine Kleidung. Als Bindemittel benutzt er Karamellcreme, was ihn auch noch sehr wohlriechend duften lässt. Zu seiner Mitverschwörerin wird Honey, die ebenso kecke wie frivole Sekretärin der Ballerina. Sie sorgt dafür, dass der Wissenschaftler seinem Schwarm nahekommen kann, allerdings nicht ganz uneigennützig. Denn ihr Mitleid für den liebenswerten, wenn auch nicht sonderlich hübschen Mann ist längst in eine gewisse Leidenschaft umgeschlagen. Sie hofft nun, dass seine Schwärmerei bald in das Gegenteil umschlägt, wenn er erkennt, wie hinterhältig und gemein die Primadonna wirklich ist und sich lieber ihr zuwendet. Außerdem kommt sie auch ziemlich in Fahrt, da sie kein Kind von Traurigkeit ist und genau weiß, wie viel Spaß man auch mit einem Unsichtbaren haben kann.

In der zweiten Geschichte versucht eine Gruppe von Terroristen die Creme an sich zu bringen, um so unbemerkt in eine Botschaft einzudringen und ein Attentat zu begehen. Wieder sind es Honey und der Unsichtbare, die ihren Teil dazu tun, um das Verbrechen aufzuhalten, auch wenn die junge Sekretärin dabei in größte Schwierigkeiten gerät und feststellen muss, dass man die Creme auch zu ganz unangenehmen Zwecken verwenden kann.

Zur Ergänzung gibt es auch noch einige Bilder aus einem Portfolio des Künstlers, die mit der Geschichte selbst nicht viel zu tun haben.

Derb und ein wenig vulgär, aber immer noch geschmackvoll setzt Milo Manara die phantasievolle Geschichte in Szene, in der die Handlung in erster Linie dazu dient, die hübschen Frauen und frivolen Situationen in Szene zu setzen. Es geht um Liebe und Leidenschaft, knisternde Erotik, die aber nie in einen technischen Akt ausartet, sondern dem Leser viel Spielraum für die eigene Phantasie lässt. Es geht Manara nicht darum möglichst viele Sex-Szenen unterzubringen. Er deutet vieles lieber an, um den Leser selbst anzuregen, auch wenn er nicht gerade subtil ist, er nutzt Klischees und Archetypen, um die Helden in immer mehr verrückte Situationen wie in einer Komödie von Billy Wilder schlittern zu lassen. Dementsprechend wenig ernst sollte man die Ereignisse nehmen, da sie die meisten Gegebenheiten eh nur auf die Schippe nehmen und nicht wirklich dramatisch werden. Selbst in der letzten Geschichte verläuft die Gefangenschaft von Honey glücklicherweise harmlos, auch wenn sie sich einiges gefallen lassen muss. Das funktioniert tatsächlich, wenn man sich auf die eher subtilen Töne einlassen kann und manchmal auch ein wenig zwischen den Zeilen liest. Auch die Bilder aus dem „Giacomo Casanova“-Portfolio zeigen nicht nur erotische, sondern auch Szenen aus dem opulenten Leben des italienischen Barock.

Alles in allem kann man in „Der Duft des Unsichtbaren“, dem dritten Band der „Manara-Werkausgabe“ sehr gut feststellen, warum der Künstler und sein Werk zu Klassikern des erotischen Genres wurden. Fans der phantastischen Genres können sich köstlich über die Interpretation eines der wichtigen Werke der Science Fiction amüsieren, wenn sie einen Sinn für frech-frivole Liebesgeschichten haben in denen die Hemmungen schnell fallen.