Splittermond 1: Nacht über Herathis, Anton Weste (Buch)

Splittermond 1
Nacht über Herathis
Anton Weste
Titelbild: Florian Stitz
Feder & Schwert, 2017, Paperback, 308 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-279-0 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Meuchelmörder sind, das ist allgemein bekannt, nicht unbedingt die nettesten Zeitgenossen. Wer seine Mitmenschen, pardon, Gnome, Zwerge und Feen natürlich auch, für Gold vom Leben in den Tod befördert, bei dem hat die Erziehung doch irgendwie versagt. Dass diese Wesen in Herathis gar eine eigene Gilde, die der Langen Messer haben, macht die Angelegenheit weder appetitlicher noch moralisch unbedenklicher - wohl aber lukrativer. In der letzten Zeit häufen sich die Aufträge.

Dorn und Pitt, zwei der erfahrensten und versiertesten Assassinen der Gilde, haben just einen schwierigen Auftrag hinter sich gebracht und kehren in die Stadt zurück. Statt ihres gewohnten Gildenführers aber erwartet sie eine Überraschung. Ein Wechsel in der Führungsebene könnte man es nennen, die allgemein als verrückt angesehene Narrin hat die Herrschaft übernommen und verteilt Aufträge, im Dutzend billiger. Zumeist geht es dabei nun geachteten Honoratioren an die Gurgel. Warum aber sollen ausgerechnet die, die sich für Recht und Gesetz einsetzen, die sich um die Armen kümmern, umgebracht werden?

Dorn, der als Tarnidentität als Schankbursche in der Wirtschaft seiner Schwester arbeitet, macht sich auf die Suche - und stößt auf ein altes, lang besiegt geglaubtes Übel. Bereits einmal, vor mehr als 10 Sonnenumläufen, machte ein Kult, der sich die Befreiung eines uralten finsteren Gottes aus seinem magischen Gefängnis auf die Fahnen geschrieben hatte, von sich reden. Damals gelang es, die dunkle Bewegung mit ihren Menschenopfern und Folterungen aufzuhalten. Ein paar der Kultisten entkamen unerkannt. Nun starten diese einen zweiten, ungleich besser vorbereiteten Versuch, Maledista aus seinem kristallenen Käfig zu befreien und ein Tor in die Dimension der Dämonen zu öffnen. Doch sie haben nicht mit Dorn und seinen Verbündeten gerechnet…


Willkommen in Lorakis, der Welt des „Splittermond“-Rollenspiels. Ähnlich wie bei „Das Schwarze Auge“ hinterfüttern und ergänzen die Macher des Rollenspiels selbiges auch mittels Romanen. Den Auftakt macht dabei Anton Westes Roman um eine finstere Verschwörung.

Inhaltlich bewegt sich der Plot dabei im Bereich des Üblichen. In die mehr oder minder bekannte Kulisse der Welt, auf der einst der Mond zerbrach, erwartet den Leser ein munteres Fantasy-Abenteuer, das alle Ingredienzien aufweist, die man von entsprechendem Lesestoff erwartet.

Bereits der Beginn weiß dabei den Leser einzufangen. Wir begegnen unserer Hauptperson bei der trickreichen Ausübung seines Berufs - sprich, vor den Augen Tausender Bürger einer fernen Metropole ermordet Dorn einen finsteren, sadistischen Despoten.

Nach dem fulminanten Auftakt nimmt Weste das Tempo zunächst etwas zurück. Er schildert uns die Rückkehr der Beiden nach Herathis, die dortigen Zustände und baut langsam das Bild der künftigen Konfrontation auf. Die Handlung nimmt dabei manchen Umweg, das Tempo variiert immer wieder, letztlich aber erschließt sich uns die Kulisse mit ihren handlungsrelevanten Figuren und der Queste.

Dass Dorn sich als edler Ritter im Wolfspelz erweist, dass er seine Profession zumeist an Opfern ausübt, die ihr Schicksal verdient haben, macht ihn für den Leser sympathischer, aber als Charakter auch flacher. Überhaupt steht der recht kurze Text ganz im Zeichen der Handlung. Wir erfahren wenig über die Motivation der Protagonisten, die Rollen sind recht eindeutig verteilt, Überraschungen hier Mangelware.

So bleibt das Bild eines durchaus lesbaren unterhaltsamen Kurzromans, der inhaltlich nichts wirklich Neues für den Leser bereithält, aber nicht nur Rollenspieler stimmig in der Welt von „Splittermond“ unterhält.