X-Men Gold 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 15. Mai 2018 16:34

Marc Guggenheim
X-Men Gold 1
(X-Men Gold 1: Back tot the Basics, Part 1-3 + Techno Superior, Part 1-3, 2017)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild: Adrian Syaf und Jay Leisten
Zeichnungen: R. B. Silva, Adrian Syaf, Adriano Di Benedetto, Jay Leisten u.a.
Panini, 2018, Paperback, 140 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0574-5
Rezension von Irene Salzmann
Nachdem der Konflikt zwischen Mutanten und Inhumans beigelegt werden konnte, wagen die X-Men einen Neuanfang. Das Team Gold steht unter der Leitung von Kitty Pryde, da Storm nicht länger die Anführerin sein möchte, nachdem sie erst einmal mit sich selbst ins Reine kommen muss, weil sie zur Rettung ihrer Spezies viele Dinge tat, die sie bereut. Auf Kittys Wunsch bleibt sie bei den X-Men, und darüberhinaus schließen sich Old Man Logan, NIghtcrawler, Colossus und Prestige (Rachel Summers) der Gruppe an.
Die X-Men wollen wieder das sein, was Professor Xavier sich immer erhofft hat: ambitionierte Menschen, die anderen helfen, selbst wenn man sie wegen ihrer Gaben ablehnt und sogar anfeindet - denn irgendwann wird gewiss der Letzte erkennen, dass ihnen die Mutanten nichts Böses wollen. Doch sehr schnell wird klar, dass die Realisierung dieses Traums nach wie vor in weiter Ferne liegt.
Die X-Men haben Feinde, denen kein Trick zu dreckig ist und die auch Kollateralschäden in Kauf nehmen, wenn es ihnen nur gelingt, dem Ansehen der Mutanten zu schaden und die Massen gegen sie aufzuhetzen. Zwar durchschauen Kitty und ihre Kameraden das böse Spiel von Lydia Nance, Leiterin der Heritage-Initiative, können ihr aber nicht das Handwerk legen, weil die Beweise fehlen - die Schmutzarbeit erledigen andere.
Die X-Men verhindern das Schlimmste, als eine neue Bruderschaft der bösen Mutanten und ein mutierter Sentinel, an dessen Entwicklung Gambit nicht ganz schuldlos ist, New York attackieren, doch wie immer lastet man den Rettern die Geschehnisse an. Es hat sich nichts geändert.
„X-Men Gold“ 1 stellt - mal wieder - einen Neuanfang für die Serie(n) dar und ist zugleich eine Hommage an vergangene Zeiten, als die Mitgliederzahl der Gruppe so groß war, dass sich Marvel dazu entschloss, zwei Serien parallel laufen zu lassen, „Uncanny X-Men“ und „X-Men“, die beide Bestseller waren. Die Teams nannten sich gemäß der Farben der alten Kostümen ‚Gold‘ und ‚Blau‘. Damals wurden die Serien von Star-Zeichnern wie Marc Silvestri, Jim Lee, Whilce Portacio und Andy Kubert geprägt. Und natürlich existiert auch jetzt wieder eine Reihe mit dem Titel „X-Men Blue“.
Marc Guggenheim bringt die X-Men mit diesem Band zu ihren Wurzeln zurück. Die Schule ist wieder geöffnet und befindet sich nun im Central Park, New York. Nachdem Kitty Pryde weiland das Nesthäkchen der Gruppe und im besten Schulalter war (Ausgabe 129, 1980), ist sie nun die Leiterin. Aus jener Zeit sind noch Storm, Colossus und NIghtcrawler vertreten. Wolverine wurde durch Old Man Logan ersetzt und Jean Grey durch ihre Tochter Rachel Grey; beide X-Men stammen aus Parallelwelten.
Pikant dürfte sein, dass Kitty und Colossus einst eine Beziehung hatten, die nicht von Dauer war, da die Liaison einer Dreizehnjährigen mit einem etwa fünf Jahre älteren jungen Mann dem Verlag zu heikel war. Es gab Momente, in denen das Paar einander wieder näher kam, doch stehen mittlerweile sehr viele persönliche Konflikte/Trennungen und (Ex-) Partner zwischen ihnen, so dass erst einmal alles offen bleibt.
Auch die Schurken, auf die das Team trifft, haben ihre konkreten Vorbilder. So erinnern Lydia Nance und Olivia Trask mit ihren Agitationen zum Beispiel an Bolivar Trask und Steven Lang (Schöpfer der Sentinels und X-Sentinels), Senator Robert Kelly, Cameron Hodge und David Moreau (Genegineer), bei denen es sich ausnahmslos um Mutanten-Hasser handelte. Ferner taucht eine neue Formation auf, die sich ‚Bruderschaft der bösen Mutanten‘ nennt, ursprünglich von Magneto, später unter anderem von Mystique angeführt wurde und hier nun bereits die 16. (!) Neugründung erlebt. Desweiteren bekommen es die X-Men mit einem mutierten Sentinel zu tun, einer der effektivsten Waffen, die gegen Mutanten bisher eingesetzt wurden.
Kitty und ihre Kameraden halten das Andenken an Professor Xavier hoch. Sie beschützen jene, die sich vor den Mutanten fürchten oder sie hassen und nehmen alle Schmähungen hin, statt sich zu wehren, denn damit würden sie allen recht geben, die ihnen vorwerfen, eine Bedrohung für die Menschheit zu sein. Auch der Rückhalt seitens der Behörden und von anderen Teams, mit denen die X-Men häufig zusammengearbeitet, zu deren Gruppen sie sogar schon gehört haben, ist weiterhin nicht vorhanden. Die Apartheid, die sich in der Realität beispielsweise seit den letzten Jahrzehnten in Südafrika gegen Weiße richtet, grenzt hier den ‚Homo Superior‘ aus.
Der Autor hat somit alte beziehungsweise fortwährende Themen aufgegriffen, mit denen sich ein Team der X-Men befassen muss, welches in weiterem Sinne dem von „Giant-Size X-Men“ Ausgabe 1 ff von 1975 nachempfunden wurde, den damaligen Prinzipien treu zu bleiben versucht, aber auch mit der Zeit gegangen ist durch entsprechende kleine Veränderungen sowie einem Denken und Handeln, wie man es von einer Gruppe erfahrener Erwachsener erwarten darf.
Zeichnerisch ist der Band gefällig, wobei die realistisch angelegten Illustrationen von Adrian Syaf mehr ins Auge stechen als die seines Kollegen R. B. Silva, die comichafter wirken, vor allem durch die dicken Begrenzungslinien.
„X-Men Gold“ 1 ist ein gelungener Start, der neugierig macht, wie es für das Team weitergeht. Erfreulicherweise ist der Band relativ in sich abgeschlossen, und man benötigt kein großes Hintergrundwissen, so dass auch Neu-Leser zugreifen können.