Rolf Krohn: 29 Sternschnuppen (Buch)

Rolf Krohn
29 Sternschnuppen
Titelbild: Vicki Lynn
Edition SOLAR-X, 2018, Paperback, 198 Seiten, 12,50 EUR, ISBN 978-3-945713-58-7

Rezension von Gunther Barnewald

Der vorliegende Band von Kurzgeschichten enthält, wie schon der Titel verrät, 29 Storys (in diesem Fall aus den Jahren 1979 bis 2017), die zwischen 3 und maximal 10 Seiten lang sind. Leider liegt darin auch schon etwas das Problem dieses Bandes, denn der wunderbar lyrische Stil des Autors kommt bei diesen sehr kurzen Texten leider kaum zur Geltung.

Trotzdem sind alle Geschichten gewohnt gut erzählt und meist auch interessant. Wirklich spannend oder den Leser mit Haut und Haaren packend sind sie jedoch nicht, da sie oft zu kurz geraten sind.

Bei vielen ist das Lesevergnügen schon vorbei, bevor man sich richtig hinein gelesen hat. So wüsste man doch gerne mehr über den Jahrhunderte alten Toten, den man bei einer Mond-Expedition unvermittelt auffindet („Der letzte Wunsch”). Ebenso würde man gerne mehr über das Schicksal jenes Marsbewohners erfahren, der in der zauberhaften Bradbury-Hommage „Das letzte Marssegel” (ist der Titel dann vielleicht auch noch eine Anspielung auf Iwan A. Jefremow?) von seinen Erlebnissen erzählt.

Sehr gelungen dagegen die Erzählung vom Zeitreisenden, der Goethe einen kurzen Blick in die barbarische Zukunft der Deutschen ermöglicht, indem er ihm das Vorgehen der Nationalsozialisten im Dritten Reich ansichtig werden lässt („Der Spaziergang”). Das zum Thema: Das Land der Dichter und Denker!

Immer stark ist der Autor, wenn er kurz sein fundiertes historisches Wissen aufblitzen lässt: Hat man in einem sächsischen Bergwerk tatsächlich dereinst ein Teil eines abgestürzten außerirdischen Raumschiffs gefunden („Rotes Gold”)? Und ist die strikte Nichteinmischung in fremde, primitive Planeten-Kulturen wirklich der richtige Weg („Krankenbesuch”), wenn man stattdessen armen irdischen Menschen das Leben retten kann? Oder vielleicht interessiert sich ja jemand für die wahre Geschichte des alten Säufers Lot aus dem alten Sodom („Der Trinker”), der vielleicht in der Bibel viel zu gut wegkam?

Doch egal wie kurz die Storys auch sein mögen, nie kann man Krohn vorwerfen, er langweile nur oder erzähle unverständlich-prätentiös. Zwar sind seine wenigen Geschichten, in denen mal wieder der Weltuntergang droht, nicht wirklich herausragend, jedoch immer noch lesbar und goutabel.

Wer den Autor noch nicht kennt, der sollte vielleicht eher zum Roman „Das dunkle Bild der Liebe“ oder zum Erzählungsband „Begegnung im Nebel“ greifen. Wer Krohns Texte mag, der wird sich über den von Wilko Müller herausgebrachten Band sicherlich sehr freuen (ein besonderes Lob für das tolle Umschlagbild, welches sich auch über die Buchrückseite erstreckt)! Schön dass Rolf Krohn noch da ist und weiter schreibt!