Das fünfte Evangelium 1: Die Hand der Fatima (Comic)

Das Fünfte Evangelium 1
Die Hand der Fatima
(Le Cinquième Évangile: La Main de Fatima)
Autor: Jean-Luc Istin
Zeichnungen: Thimothée Montaigne
Farben: Élodie Jacquemoire
Übersetzun: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schukz
Splitter, 2009, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-043-9

Von Irene Salzmann

Fatima ist die jüngste Tochter Mohammeds und Mutter der Aliden. Die nach ihr benannte »Hand der Fatima« – fünffingrig mit einem Auge in der Mitte – ist ein Schutzsymbol, das die Dschinn, den Bösen Blick und andere schlechte Dinge fernhalten soll.
Fatima ist außerdem ein wichtiger Wallfahrtsort in Portugal, dessen Name der Legende nach auf eine Maurenprinzessin zurückgeht, die sich im 12. Jahrhundert in einen christlichen Ritter verliebte, sich taufen ließ und in jener Ortschaft begraben liegt. In der Nähe von Fatima hatten 1917 drei Personen eine Marienerscheinung mit Prophezeiung, die aufgeschrieben und später vom Vatikan veröffentlicht wurde: die drei Geheimnisse von Fatima.

Balduin IV (1161–1185), Sohn von Amalrich I und Agnes von Edessa, bestieg bereits mit 13 Jahren den Thron des Königs von Jerusalem, in der Zeit zwischen dem zweiten und dritten Kreuzzug. Die Regentschaft für den Minderjährigen übernahm Raimund III von Tripolis. Gegenspieler war Sultan Saladin. Aufgrund einer schweren Lepra-Erkrankung konspirierten Verwandte und Verbündete gegen Balduin und zwangen ihn kurz vor seinem Tod, Balduin V als Nachfolger auszurufen.

Mit diesen historischen Fakten spielt Jean-Luc Istin (»Die Druiden«, »Herr der Finsternis« u. a.) in der Comic-Serie »Das Fünfte Evangelium«.

Balduin, bereits an Lepra erkrankt, hat den Thron bestiegen und erweist sich als kluger und engagierter Herrscher. Als er erfährt, dass in seiner Stadt immer mehr sarazenische Waisenkinder vermisst werden, deren Gemeinsamkeit eine Tätowierung – »Die Hand der Fatima« – ist, nimmt er sich persönlich der Angelegenheit an, denn aufgrund seiner Jugend fühlt er sich den Opfern besonders verbunden.
Balduins Erzieher, Erzbischof Wilhelm von Tyros, hat aber noch mehr schlechte Nachrichten für den König. Milon von Plancy, der vor Raimund III von Tripolis die Regentschaft für den Minderjährigen innehatte, wurde ermordet – entweder weil er gegen Balduin konspirierte oder weil er ihm die Treue hielt. Und er ist nicht der Einzige, der einer mysteriösen Gruppe, die sich ‚der Arm Gottes’ nennt, in die Quere kam. Balduin und Wilhelm stehen nun ebenfalls auf der Todesliste.
Derweil suchen Saladins Leute genauso wie ein Trupp Ritter nach einer Truhe, die angeblich ein Geheimnis birgt, welches das Ende für Rom und den christlichen Glaube bedeuten könnte.

Historische Erzählungen, die sich mit den Lücken der Geschichtsschreibung befassen und dabei auch an der festgelegten Kirchengeschichte rütteln, faszinieren nicht erst seit »Sakrileg« oder »Die Päpstin«. Bereits in »Die Druiden« nahm sich Jean-Luc Istin eines solchen Stoffes an – und »Das Fünfte Evangelium« verspricht, ebenso spannend zu werden.
Thimothèe Montaigne setzte den Mix aus belegter Geschichte, Krimi und einem Hauch Mystery in realistische Bilder um, die von Èlodie Jacquemoire stimmungsvoll düster koloriert wurden. Historische Persönlichkeiten und fiktive Figuren agieren vor einer grandiosen Kulisse.
Im ersten Band werden die Protagonisten und die Konflikte vorgestellt, es passiert auch eine ganze Menge, aber Antworten auf all die Fragen, die man als Leser hat, werden hier noch nicht gegeben. Man darf gespannt sein auf die ersten Enthüllungen und wie die Ereignisse miteinander verknüpft sind.

Comic-Sammler, die historisch-mystische Storys, die ansprechend gezeichnet sind, schätzen, sollten sich das »Das Fünfte Evangelium« nicht entgehen lassen, denn die Serie hat Potenzial und könnte ein Highlight des Splitter Verlags werden.