phantastisch! Ausgabe 67 & Ausgabe 69 (Magazin)

phantastisch! Ausgabe 67
Titelbild: Dirk Berger
Atlantis, 2017, Magazin, 72 Seiten, 5,95 EUR 

 

phantastisch! Ausgabe 69
Titelbild: Arndt Drechsler
Atlantis, 2017, Magazin, 84 Seiten, 5,95 EUR

Rezension von Christel Scheja

„phantastisch!“ ist im gutsortierten Bahnhofsbuchhandel zu bekommen, auch wenn der interessierte Leser schon etwas suchen muss, um sie zu finden, steckt sie doch meistens irgendwo bei dem Comics und Manga-Zeitschriften, die vermutlich literarisch Interessierte eher weniger beachten, auch wenn sie in erster Linie von der Zeitschrift angesprochen werden.

Immerhin versucht man, sich allen Bereichen der Phantastik zu widmen und auch die Comic-Literatur immer wieder mit einzubinden.


Die 67. Ausgabe kann in erster Linie mit einem interessanten Artikel über H. G. Wells punkten, erfährt man doch hier, welche Stationen seines Lebensweges ihn besonders geprägt haben und warum gerade bestimmte Themen in seine Werke eingeflossen sind.
Dass Menschen schon von alters her fasziniert von grauenhaften Kreaturen sind, weiß jeder, aber warum ist dem so? Das verrät „Wider die Kultur: Zum Wesen des Monströsen“.
Interviews mit Guiseppe Camuncoli, Jeff VanderMeer und Emily St. John rundet die Sache ab, genauso wie die üblichen Rubriken, die auch Kinderbücher und Comics miteinbeziehen. Enthalten ist auch eine Leseprobe aus „Snowblind“ von Christopher Golden, die allerdings kaum im Gedächtnis bleibt.

In der 69. Ausgabe wird noch einmal intensiver in den Kosmos von H. P. Lovecraft eingetaucht, ein Blick auf einfach scheinende aber höchst komplexe Märchen-Motive geworfen, Romane analysiert, die sich ein wenig von der Masse abheben und an Autoren erinnert, die mittlerweile fast vergessen sind, weil schon lange nichts mehr von ihnen erschienen ist oder neu aufgelegt wurde. Zudem plaudern diesmal William Gibson, Bernd Perplies, Victor Bogdanovic und Professor Dr. Marcus Stiglegger aus dem Nähkästchen.
„Bis die Hoffnung stirbt“ ist eine typische Endzeitgeschichte von Madeleine Puljic, die interessante Ansätze hat, aber doch nicht wirklich lange fesseln kann, weil sie schnell wieder in Klischees verfällt.


Wie immer punkten die Artikel dadurch, dass deren Verfasser wissen wovon sie reden und zugleich gut recherchiert haben. Gerade wenn es um ein kontroverses Thema geht, vertreten sie bewusst ihre Meinung und versuchen zum Nachdenken anzuregen, auch wenn ein Autor oder ein Buch genauer betrachtet werden.

Dabei gehört es schon dazu, etwas Bildung mitzubringen, denn nicht alle Texte sind in einer verständlichen Sprache gehalten, einige wirken auch sehr wissenschaftlich und verwenden entsprechende Fachausdrücke, die nicht jeder auf Anhieb versteht.

Erfrischend sind die Interviews, da Fragen und Antworten anders sind als üblich, die Autoren und Künstler keine Scheu haben aus dem Nähkästchen zu plaudern und auch schon einmal die eine oder andere Kritik zu äußern. Science Fiction und Phantastik dominieren auch in diesen Ausgabe über die Fantasy - aber das liegt vermutlich an den Mitarbeitern, die sich in erster Linie ihren Lieblingsthemen widmen.

Alles in allem bewegen sich auch diese Ausgaben der  „phantastisch!“ fernab von dem, was die Masse kennt und vermutlich auch bevorzugt. Man muss also schon offen für alles sein und bereit dazu, über den Tellerrand zu blicken, wenn man an der anspruchsvollen Zeitschrift seinen Spaß haben will.