Die Scareman-Saga 5: Das Ende der Gewissheit, Dirk van den Boom (Buch)

Die Scareman-Saga 5
Das Ende der Gewissheit
Dirk van den Boom
Titelbild: Emmanuel Henné
Atlantis, 2016, Paperback, 100 Seiten, 6,90 EUR, ISBN 978-3-86402-434-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Noch immer verbergen sich die havarierten Ek-ek vor dem Scareman Jonathan Savcovic. Genau wie er überdauern sie die Jahre in Hibernation, hoffend, dass die Akkari eines Tages die notwendige Technologie entwickeln, die es den Ek-ek ermöglicht, diese Welt zu verlassen und in die Heimat zurückzukehren. Und den raschen Fortschritt der Einheimischen zu verhindern, die dann eines Tages zu einer Bedrohung für die Menschheit werden könnten, ist wiederum die Aufgabe des Scareman.

Als der Koordinator als erster erwacht, stellt er zu seinem Entsetzen fest, dass er, weil die notwendigen Medikamente aufgebraucht sind, wieder zu dem wurde, was er eigentlich ist: eine Frau. Ihr ist natürlich klar, dass ihre Pheromone den Paarungstrieb der drei männlichen Crew-Mitglieder wecken und sie die Autorität der Koordinatorin in Frage stellen werden, denn Frauen dienen bei den Ek-ek lediglich der Erhaltung der Art.

Ihre schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich sehr schnell, denn die Crew setzt sie schwer unter Druck, und auch untereinander rivalisieren die Männer, wer die Koordinatorin begatten darf und damit auf Platz Eins in der Hierarchie rückt.

Während die Auseinandersetzung zu eskalieren beginnt, empfängt das Schiff das Signal einer Ek-ek-Drohne, welche eine Nachricht überbringt, die Vieles ändert. Auch Savcovic entdeckt den Boten und zieht seine Schlüsse.


Der fünfte „Scareman“-Band stellt einen Wendepunkt in der Serie dar. Bisher führten Savcovic und die Ek-ek den Krieg ihrer Völker im Kleinen auf Akkar weiter. Während die Gestrandeten bestrebt sind, die Akkari zu fördern, bremst Savcovic immer wieder ihre Entwicklung, sehr wohl wissend, dass er den Fortschritt letztendlich nicht wird aufhalten können. Dass er und die Ek-ek einander bekämpfen, scheint durch die Nachricht der Drohne nun nicht länger notwendig.

Savcovic würde darum gern Kontakt zu dem bisherigen Gegner aufnehmen, aber weder will die Drohne vermitteln noch die KI Max dies zulassen, da sie strikte Anweisungen hat. Zwar existiert ein Programm mit neuen und bislang geheimen Befehlen für den Fall, dass sich die Situation gravierend ändert, doch ist für ihre Offenlegung noch kein Anlass gegeben. Infolgedessen kann Savcovic bloß spekulieren, was - mit ihm - passieren wird, wenn man ihn auf Akkar nicht mehr braucht.

Auch hinsichtlich der Konsequenzen, welche die Ek-ek ziehen werden, sind ihm bloß Vermutungen möglich. Was sich tatsächlich in der „Lemlem“ abspielt und wegweisend für die Zukunft ist, übertrifft an Dramatik alles, was sich Savcovic auch nur annähernd vorstellen könnte. Was das schließlich für ihn und vor allem die Akkari bedeutet, lässt nichts Gutes ahnen.

Diese Wende und auch die Idee der Geschlechtsumwandlung, wie sie die Natur bei Pflanzen und Tieren kennt (zum Beispiel Clownfische, Flussperlmuscheln), kommen gänzlich unerwartet. Zwar wird mit typischen Klischees der Rollenverteilung gespielt, aber dadurch wirkt das Handeln der Koordinatorin umso drastischer und ‚emanzipatorisch‘.

Ein spannender Band voller Überraschungen, vielleicht der bisher beste der „Scareman-Saga“!