Jeff Strand: Dweller (Buch)

Jeff Strand
Dweller
(Dweller, 2015)
Übersetzung: k.A.
Titelbild: Björn Craig
Voodoo Press, 2017, Taschenbuch, 360 Seiten, 13,95 EUR,ISBN 978-9-9957564-5-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Wer hätte nicht gern ein Monster zum Freund. Niemand, meinen Sie jetzt? Dann bedenken Sie doch einmal die Vorteile: Ein Monster, das hieße, dass Sie sich relativ sicher sein könnten, den Freund für sich zu haben. Ein Monster bedeutet natürlich auch, dass Sie ein Geheimnis haben - das macht Sie interessant. Und, wahrlich nicht zu vergessen, ein Monster kann man auf seine Feinde loslassen - es kümmert sich in einer Art und Weise um diese, dass… na ja, mehr muss ich hier wohl nicht ausführen.

 

Toby Floren war immer schon ein eher klein gewachsener, schwächlicher Junge. So einer, der in der Schule von den Rowdys als willkommenes Opfer auserwählt und gequält wird, schließlich ist das einer, der nie zurückschlägt. Und wenn dann doch, dann eher wie ein Mädchen, heulend und schwach. So erträgt der Junge hilflos, dass man ihn umgedreht in die Kloschüssel steckt, verprügelt und mobbt.

Dann aber, Toby ist gerade einmal 8 Jahre alt, stößt er im Wald hinter dem Haus seiner Eltern auf ein Wesen, das in einer Höhle wohnt. Ein Wesen, das zwar humanoid ist, doch am ganzen Körper behaart und offensichtlich nur beschränkt intelligent ist. Toby gelingt es eine Verbindung zu dem Primaten, den er Owen tauf, aufzubauen, indem er ihn zunächst mit Resten aus der mütterlichen Küche füttert. Als ihn seine beiden Plagegeister aus der Schule einmal mehr verfolgen, dreht Toby durch. Er reißt sein Messer heraus, und wehrt sich - wehren wie zustechen, wehren wie Blut, wehren wie Tod. Wie aber soll er nur die Leichen entsorgen - schließlich will er beileibe nicht ins Gefängnis gehen? Da kommt sein bestialischer Freund und dessen Hunger auf Menschenfleisch gerade recht.

Als er später seine erste Freundin kennenlernt, will er dieser natürlich irgendwann einmal seinen besten Kumpel vorstellen. Fehler, großer Fehler, denn Owen hat Hunger - und was, wenn der Hunger irgendwann einmal übermächtig und Owen nicht mehr zu bändigen sein wird?


Jeff Strand ist dem Leser kein Unbekannter mehr. Innerhalb der Voodoo Press kamen diverse Romane heraus, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Grund dafür, dass die Leser ihren Strand schätzen ist dessen seltene Gabe, Horror-Sujets mit einem aberwitzigen Humor zu verbinden.

Auch vorliegend bietet der Autor uns wieder diese so ungewöhnliche Kombination an. Zunächst aber erzählt Strand uns die durchaus ergreifende Geschichte eines Jungen, der ohne soziale Bindungen, ohne Freunde aufwächst. Von seinen Altersgenossen gehänselt, sucht und findet Toby seinen eigenen Weg - er zieht sich zurück, findet sich mit seinem Schicksal ab. Da kommt es gut, dass er ein Wesen kennenlernt, das wie er ein Außenseiter ist.

Mit Owen kann er als der geistig Überlegene spielen, kann sich wichtig vorkommen und hat zudem ein Geheimnis, das er zunächst mit niemandem teilt. In dieser Phase haben wir Leser mit dem geschundenen Jungen Mitleid, können uns gut in dessen Haut hineinversetzen.

Im Verlauf der Jahre wird die Bindung dann enger, wobei Owen mehr wie ein Tier agiert, als wie ein intelligentes Wesen. Allerdings zeigt der Primat dann Anzeichen von Eifersucht, lernt nicht nur einfache Worte, sondern auch rudimentär das Denken. Im Fahrersitz der Beziehung bleibt aber, bis auf wenige Unfälle, Toby der mittels seines Geheimnisses an Selbstvertrauen gewinnt.

Dabei gibt es gar skurrile Situationen, die Strand uns mit seinen ganz eigenem Humor beschreibt. Wir verfolgen mit, wie aus dem achtjährigen Jungen ein Erwachsener wird, wie ihn seine Umwelt, sein Job, seine Beziehungen, aber am Meisten wohl seine Freundschaft mit Owen verändert. Im Finale geht es dann durchaus heftig aber folgerichtig blutig zu, so dass der Horror-Fan hier erneut gut unterhalten wird.