Laurell K. Hamilton: Herrscher der Finsternis – Ein Anita-Blake-Roman (Buch)

Laurell K Hamilton
Herrscher der Finsternis
(Obsidian Butterfly, Part 2)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Angela Koonen
Titelillustration von Shutterstock
Bastei-Lübbe, 2010, Taschenbuch, 400 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-404-16442-4

Carsten Kuhr

Anita Blake hat ihre Heimatstadt St. Louis und damit die zwei Männer verlassen, die um ihre Gunst buhlen. Weder der Werwolf, noch der Vampir können und sollen sie von ihrem neusten Fall ablenken. Dieses Mal ist sie nicht als Vampirhenker unterwegs, und auch die örtliche Polizei sowie das FBI sind von ihrer Einmischung wenig begeistert. Stattdessen hat sie der Meuchelmörder Edward, immerhin der Beste seiner Zunft, sie um Hilfe gebeten.

In Santa Fé passiert etwas Mysteriöses. Menschen werden dahingeschlachtet, Andere nur gehäutet und katatonisch am Tatort zurückgelassen. Zusammen mit zwei anderen Freunden, nun, nennen wir sie eher Männer, die Edward etwas schulden, macht Anita sich auf, das Rätsel zu lösen und den Mörder aufzuhalten. Dabei kommt sie mit der örtlichen Vampirherrscherin, einer jahrhundertealten Aztekenprinzessin, in Kontakt, stößt auf ehemalige Geheimagenten, die ihr eigenes Ding durchziehen, und schließlich auf einen wiedererwachten Gott. Dies alles aber ist nicht so überraschend wie die Tatsache, dass ausgerechnet Edward, der eiskalte, gnadenlose Killer, sich als liebender Familienmensch entpuppt ...

Hamiltons „Anita Blake“-Reihe hielt für den Leser schon immer viel Action bereit. In vorliegendem Band aber erreichen die entsprechenden Darstellungen ein neues Level. Das erinnert in den packenden Kampfbeschreibungen an Action-Thriller, bietet blutige Kämpfe, Kugelhagel und abgetrennte Gliedmaßen zuhauf. Auffallend ist, dass die bis dato sorgfältig aufgebaute Welt des Übersinnlichen und auch der bekannte Handlungshintergrund dieses Mal fast gänzlich außen vor bleiben. St. Louis, die Werwölfe und der Vampirhof der Stadt legen eine Pause ein. Aber auch dass die Gestaltwandler und Vampire in Santa Fé eher am Rande auftauchen, ist bemerkenswert, geht es im Wesentlichen doch um die Suche nach dem Täter. Und das gerade im vorliegenden zweiten Teil des für die Übersetzung gesplitteten Buchs um den Kampf gegen die Verbrecher und Entführer. Das liest sich fast ein wenig wie ein Rollins, das schildert Kommandounternehmen und den altbekannten Kampf der eigentlich unterlegenen Guten gegen die in allen Belangen (Manpower und Waffen) dominierenden Bösen. Selbst als es dann gegen das uralte Böse geht sind die übernatürlichen Sequenzen eher zurückhaltend ausgestaltet.

Stattdessen wendet sich die Autorin mehr der geheimnisvollen Gestalt des gnadenlosen Killers Edward zu. Als einer der Figuren, die immer wieder auftauchen, ist gerade über den Mann, der in der Jagd auf intelligente Opfer größte Befriedigung findet, kaum etwas bekannt. Dass ausgerechnet dieser Charakter sich als Familienmensch mit echten, tiefen Gefühlen entpuppt ist starker Tobak und auch nicht eben leicht zu vermitteln.

Immer wieder war ich im Zweifel, ob ich der Autorin auf diesem Weg würde folgen können, so ganz überzeugend ist der Spagat zwischen der Zeichnung als gefühllose Killermaschine und liebender Familienvater nicht. Ansonsten jede Menge gefährliche Situationen und Rätsel satt, dafür erfreulich wenig pseudo-sentimentale Gefühlswirrungen. Der Ausflug gen Süden hat nicht nur Anita sondern auch der Serie gutgetan.