Caine, Rachel: Verfolgt bis aufs Blut – Haus der Vampire 1 (Buch)

Rachel Caine
Verfolgt bis aufs Blut
Haus der Vampire 1
Aus dem Amerikanischen von Sonja Häußler
Titelgestaltung von Frauke Schneider mit einem Motiv von Karen Moskowitz/shutterstock
Arena, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 310 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-401-06360-7

Von Christel Scheja

Rachel Caine ist die Autorin von über dreißig phantastischen Romanen für Jugendliche und Erwachsene, aber doch nur eine fiktionale Person, da hinter ihr eigentlich Roxanne Conrad steckt, die es vorzieht, ihre Werke unter einem Pseudonym zu verfassen. In Deutschland ist bisher nur der erste Band ihrer »Weather Warden«-Serie bei Festa erschienen.
Nun gibt der Arena Verlag ihre Serie »The Morganville Vampires« – auf deutsch »Haus der Vampire« – heraus, die im Original bereits acht Bände umfasst. Die Reihe startet mit »Verfolgt bis aufs Blut«.

Claire ist neu auf dem College der Texas Prairie University und mit ihren gerade einmal sechzehn Jahren eine der jüngsten neuen Schülerinnen, da sie durch Hochbegabtenförderung einige Jahre überspringen konnte. Das macht sie umso mehr zu einer Zielscheibe für die boshaften älteren Schülerinnen, die es nicht leiden können, dass sie mehr weiß als diese.
So dauert es nicht lange bis Claire von der schönen und beliebten Monica und ihren Freundinnen im Wohnheim massiv gemobbt wird. Die boshaften Mädchen werfen ihre Wäsche in den Müll und scheuen sich auch nicht, sie die Treppe hinunterzustoßen.
Claire sucht keine Hilfe, ahnt sie doch, dass man am allerwenigsten ihr glauben wird. Deshalb versucht sie auszuweichen und eine neue Bleibe zu finden. In einem Haus, das von zwei Jungen und einem Mädchen bewohnt wird, die nur wenige Jahre älter als sie sind, findet sie schließlich ein Unterkommen. Shane, Michael und Eve sind wesentlich freundlicher als die Mädchen im Wohnheim und kümmern sich gleich um sie. Sie beginnen sogar, sie zu beschützen, so gut sie können.
Denn erst jetzt wird Claire gewahr, dass in Morganville einiges anders läuft, als sie dachte. Nicht nur, dass Michael einen Grund hat, nur nachts zu erscheinen, auch Eves Behauptung, dass es Vampire gibt, die die Stadt in ihren Krallen halten, bewahrheitet sich durch das Auftauchen von Brandon und sind nicht länger nur die Hirngespinste einer wildgewordenen Goth.
Als sich Claire in der Schule weiterhin der Attacken ihrer Widersacherinnen erwehren muss, stellt sich Shane offen auf ihre Seite, vor allem als eine Anhängerin von Monica sie mit Säure überschüttet. Dafür soll er einen hohen Preis bezahlen, was Claire aber nicht zulassen will …

»Haus der Vampire« hebt sich angenehm aus der Masse der derzeit gängigen Vampir-Romane für Jugendliche heraus. Denn diese werden hier bewusst nicht romantisch verklärt, sondern bleiben Raubtiere, die Morganville fest unter Kontrolle haben. Um nicht aufzufallen, erlauben sie den Menschen zwar, normal zu leben, sie müssen aber eine geheime Blutsteuer entrichten. Für die Mädchen und Jungen auf dem College gelten noch andere Gesetze.
All das sind Dinge, die Claire erst nach und nach erfährt. Dementsprechend hält sich die Phantastik am Anfang in Grenzen. Zunächst scheint ein ganz normaler Jugendroman vorzuliegen, nach und nach schleichen sich aber immer mehr übernatürliche Dinge ein. Auch einer der Hausbewohner ist kein echter Mensch, und die beiden anderen haben bereits ihre Erfahrungen mit den Vampiren gemacht. Aber erst Claire ist bereit, den Kampf aufzunehmen und sich nicht länger alles gefallen zu lassen – obwohl sie anfangs auch das Opfer ihrer Schulkameradinnen war.
Das alles wird sehr lebendig und vor allem auch glaubwürdig beschrieben. Rachel Caine benutzt einen eher nüchternen Stil und vermeidet damit den sonst oft auftretenden Gefühlskitsch.
Zwar bedienen ihre Figuren durchaus Klischees – Michael ist ruhig und bedacht, Shane der impulsive Draufgänger und Eve das typische Goth-Girlie, das keinen Hehl aus ihren düsteren Neigungen macht –, aber die Figuren verharren nicht in diesen Rollen, sondern entwickeln sich im Zusammenspiel mit Claire weiter, die den größten Sprung macht.
Allerdings passiert noch nicht wirklich viel in diesem Band. Denn die Heldin und die Leser werden erst einmal in die Gesetzmäßigkeiten von Morganville eingeführt. Das mag für den einen oder anderen die Spannung mindern, aber es werden schon genug Andeutungen ausgestreut, um Lust auf mehr zu machen.

Alles in allem ist »Verfolgt bis aufs Blut«, der erste Band der Reihe »Haus der Vampire«, durchaus einen Blick wert, gerade weil die Autorin zwar einerseits für ein junges Publikum schreibt und deren Lebenswelt gut schildert, die Vampire andererseits aber ganz anders darstellt als im Moment üblich. Wer Abwechslung zum romantischen Einheitsbrei sucht, wird sie hier finden.