Lady Killer 2 (Comic)

Joelle Jones
Lady Killer 2
(Lady Killer 2, 1-5, 2016/2017)
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Panini, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 128 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0274-0

Rezension von Christel Scheja

Serienkiller und Auftragsmörder sind in den meisten Filmen und Comics immer noch männlich. Kaum einer kann sich vorstellen, dass auch eine Frau körperlich und geistig dazu fähig ist, schon gar nicht in einer Zeit, in der man ihr ein solches Können abspricht. Joelle Jones allerdings beweist mit ihrer Serie „Lady Killer“, dass diese Klischees völlig falsch sind.

 

Noch immer erhält Josie Schuller ihre Fassade als treusorgende und liebevolle Hausfrau und Mutter aufrecht, ist eine Vorzeigepartnerin, die in allem glänzt und auch in der Nachbarschaft einen guten Ruf hat. Einzig ihre Schwiegermutter ahnt inzwischen, dass Josie ein Doppelleben führt, das es in sich hat.

Doch auch da bahnen sich Veränderungen an, denn sie hat beschlossen, nicht mehr für eine Organisation zu arbeiten, nachdem man sie zuletzt so verarscht hat, sondern als Freiberuflerin. Zwar bekommt sie auch da ansehnliche Aufträge, aber die Leichen zu beseitigen, das ist dann doch etwas schwieriger.

Da bietet sich ein alter Bekannter an, der sich inzwischen viel zu alt fühlt, um noch Leute zu ermorden, aber durchaus weiß, wie man die Toten ohne Spuren beseitigt. Tatsächlich lässt sich Josie auf den Deal ein, nicht ahnend, dass Mr. Reinhardt schon bald eine unangenehme Rolle in ihrem Leben spielen wird. Und ausgerechnet Mutter Schuller hat diesmal alle Gründe, sie vor dem Monster zu warnen, mit dem sie sich da eingelassen hat.


„Lady Killer“ ist eine faszinierende Serie. Auf der einen Seite fängt die Autorin und Künstlerin die frühen 1960er Jahre gekonnt ein mit all den Klischees, die man noch heute in der Werbung und den Filmen dieser Zeit sehen kann und zaubert ein idyllisches und harmonisches Familienleben, in das auch der Chef irgendwie eingebaut zu sein scheint, auf der anderen Seite kommt dadurch auch die dunkle Seite der Heldin schöner zur Geltung.

Josie befindet sich in einer Umbruchphase. Sie liebt es zwar zu töten, hadert aber auch mit den Schwierigkeiten, die die Entsorgung der Leichen machen und wird unvorsichtig. Deshalb denkt sie auch nicht großartig über das selbstlose Angebot ihres alten Bekannten nach, der mit der Zeit sogar zu einem Freund wird. Und hier kommt Mutter Schuller ins Spiel - die Frau, die im ersten Band noch sichtlich unsympathisch war -, die typische Schwiegermutter-Hexe wird nun zu etwas ganz anderem, weil auch sie eine interessante Vergangenheit hat.

Durch ein paar überraschende Wendungen entsteht neue Spannung und man ist fast schon böse, wenn das Ende diesmal nicht in sich geschlossen ist, sondern ausgerechnet in einem Cliffhanger endet.

Die Figuren entwickeln sich tatsächlich alle weiter, jetzt wo sich so Einiges verschiebt, und das gibt der Serie zusätzlichen Pfiff.

Auch der zweite Band von „Lady Killer“ ist mehr als spannend und unterhaltsam, weil man nie wirklich weiß, was einen als Nächstes erwartet bei all den Enthüllungen und Wendungen der Handlung in diesem Band. Es lohnt sich zuzugreifen, gerade wenn man Geschichten um Serienkiller und das Ambiente der 60er Jahre mag.